Stille - doppelt verdichtet

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Ralf Langer

Mitglied
hallo walter
mir gefällt wie die worte wechseln
aus der moderne hin zur romantik.

am schluß muß ich sogar an eichendorff
denken

der rest ist schweigen
wenn man kann
ralf
 

Walther

Mitglied
Hi Ralph,

danke für Deinen Eintrag. Der Text ist so gestaltet, daß man ihn von beiden Seiten lesen kann und er einen, allerdings etwas abweichenden, Sinn ergibt. Leserichtungen: von hinten nach vorne und von vorne nach hinten.

Mal sehen, was noch an Komms kommt. :D

LG W.
 

Walther

Mitglied
Stille


Ist das Labsal
Der in die Wunde träufelt
Oder das Jod

Ätzend auf den Tod
Die Worte sprachen sich
Saßen zu Gericht

Über das bisschen
Leben das sich
Blutrot offenbarte

Als Scheide dem Schnitter
Als Narbe
Dem Laserstrahl

Chirurgische Sticheleien
Merkst Du’s nicht
Ich bin schon fast tot

Wortlos wär wohl
Diese Welt doch schöner
Drum schweige ach schweige


Stille
 
Hallo Walther,
warum denkt Ralf bloß an Eichendorff?
Mir kommt Shakespeares Hamlet
>The rest is silence<.
(Der Rest ist Schweigen)

in den Sinn.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

auch das ist nicht falsch. Der Leser soll den gelassenen Zwischenraum gelassen nutzen, um sich um meine angestoßenen Verse selbst Gedanken zu machen und mit seinen Assoziationen diese Zwischenräume füllen.

Das ist der Sinn meiner Vevrs libre Texte.

Danke für Deinen Eintrag und alles Gute.

Gruß W.
 
Stille -......

Hallo Walther,
ich habe mal eine Frage. Wenn man den ersten Vers in der normalen Schreibweise schreibt, müsste er dann so heißen:

Ist es Labsal,
das in die Wunde träufelt
oder Jod?

Ein Text ohne Punkt und Komma und dann noch mit den Großbuchstaben am Anfang ist für mich wirklich schwer zu lesen.

Fragende Grüße schickt dir
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

das Satzzeichen ist nicht da, weil beides möglich ist: eine Fragezeichen und auch keines. Vielleicht hätte ich den Text komplett klein schreiben sollen, das ist ein guter Hinweis.

LG W.
 

Walther

Mitglied
stille


ist das labsal
der in die wunde träufelt
oder jod

ätzend auf den tod
die worte sprachen sich
saßen zu gericht

über das bisschen
leben das sich
blutrot offenba.h.rte

als scheide dem schnitter
als narbe
dem laserstrahl

chirurgische sticheleien
merkst dus nicht
ich bin schon fast tot

wortlos wär wohl
die welt schöner
drum schweige ach schweige


stille
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

ich habe das Gedicht auf Kleinschrift umgesetzt und etwas gestrafft.

Danke nochmals und Gruß W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

mit Sprache lässt sich in der Tat nicht alles bewältigen. Man kann nicht alles aussprechen. Nicht einmal die Orientalen können das, obgleich ihre Wörter dermaßen vielbedeutend sind.

Zu schweigen, ist aber auch nicht unbedingt das beste Rezept. Wir sollten lernen, immer wieder chirurgische Eingriffe in unser Sprachvermögen zu unternehmen, und uns nicht entmutigen lassen von den unzähligen Fehlschlägen, bei denen wir schmerzhaft erkennen, dass das Missverstehen in der Welt mehr als eine unbekannte Größe ist.

Schweigen und Stille sind übrigens, nach meinem Verständnis nicht identisch.

Stille bedeutet für mich, dass aller Unfrieden in meinem Denken sich schlafengelegt hat und dass alles Aufgewühltsein in meiner Seele zur Ruhe gekommen ist. Manchmal gelingt es, auch das in Worte zu bringen.

Mit dem Labsal hat Marie-Luise Recht, es heißt "das" Labsal, das, oder im Süddeuteschen "die" Labsal,die...

Dein Text gefällt mir, wegen der Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
stille


ist das balsam
der in die wunde träufelt
oder jod

ätzend auf den tod
die worte sprachen sich
saßen zu gericht

über das bisschen
leben das sich
blutrot offenba.h.rte

als scheide dem schnitter
als narbe
dem laserstrahl

chirurgische sticheleien
merkst dus nicht
ich bin schon fast tot

wortlos wär wohl
die welt schöner
drum schweige ach schweige


stille
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

ich habe Deinem Vorschlag folgend das Labsal in Balsam umgeändert. Dein Hinweis war gut und richtig. Vielen Dank dafür.

LG W.

Hallo Vera-Lena,

danke für Deine Auslegung. Du hast sehr feinsinnig und -fühlig die Zwischenebenen ausgelotet und -geleuchtet, die der Text bewußt offenließ, damit der Leser bzw. die Leserin sie ausfüllen mögen.

Viele Grüße W.

Hallo Herbert,

in der Tat, Du hast recht, da muß ich die nächsten Tage nochmal ran. Danke für diese Anmerkung.

Gruß W.
 



 
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