Stiller Regen

TheRealRonny

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Stiller Regen
Der Regen fällt schwer aus den Wolken gen Boden. Auf ihrem Weg in Richtung Boden prasseln sie auf alles was sich ihnen in den Weg stellt. Die großen Bäume die auf die kleinen Bäume aufpassen, Die Sträucher die neben den kleinen Bäumen stehen und auch auf die Regenschirme der Menschen die sich schnell flitzend durch die Straßen bewegen. Sie prasseln auch auf die Hochhäuser der Stadt und auf die kleinen Einfamilienhäuser, die man in den äußeren Gegenden der Stadt findet. Der Regen schafft in der Mitte der Stadt, auf dem großen Platz der alles miteinander verbindet, eine riesige Pfütze in der die kleinen Kinder, der großen Kinder, hineinspringen und umher hüpfen. Die Shoppingstraße der Stadt, die sonst immer recht voll ist, ist nun menschenleer. Ab und an rennt eine ältere Person, eine Zeitung über den Kopf haltend, durch diese Straße, nur um schnellstmöglich sein zuhause zu erreichen, in der Hoffnung dem Regen entfliehen zu können.
Zu Hause angekommen legt diese ältere Person den Schlüssel auf die braune Kommode, die, die neben der Eingangstür steht. Die Zeitung legt er neben den Schlüssel. „Schatz ich bin zuhause.“, sagt der Mann in der Hoffnung eine Antwort seiner Frau zu erhalten. Er wirkt nicht verwundert, als er nach 10 Minuten immer noch keine Antwort erhalten hat. Während dieser Zeit zog er seine Schuhe und seine Kleidung aus, trocknete sich mit einem Handtuch und zog neue Kleider an. Er geht in die Küche und durchforstet den riesigen Stapel an Briefen der sich neben der Kaffeemaschine ansammelte. Er fing an die Briefe zu sortieren. Nach Briefen von Personen die ihm unbekannt sind, nach Briefen von Personen die ihm bekannt sind, nach Briefen von seiner Versicherung, nach Briefen seiner Familie und nach Reklamebriefen. Er brauchte nicht lange. Dann wendet er sich den Briefen der Versicherung zu. Es waren 3 Briefe, aber in jedem der Briefe stand dasselbe nur der Empfänger war ein anderer. Einer war für seine Frau, einer für ihn und einer für seine 17-Jährige Tochter. Dann widmet er sich den Briefen seiner Familie. Es ist genau genommen nur einer, aber dieser ist ziemlich dick. Er öffnet den Brief und findet einen Brief und 6 Fotos.
„Lieber Michael,
Wie geht es dir? Uns geht es wieder einigermaßen gut, das Ganze ist jetzt auch schon drei Wochen her. Ab und an muss sie noch weinen, aber das ist immer nur von kurzer Dauer. Wir haben uns gestern zusammengesetzt und die Bilder rausgesucht die du haben wolltest. War gar nicht so einfach sie zu finden. Eines war leicht geknickt und hatte ein Eselsohr, aber ich habe mich bemüht das wieder rauszubekommen. Ich finde, dass das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir kommen euch morgen besuchen. Wir bringen auch einen Kuchen mit. Wir freuen uns sehr dich wiederzusehen und haben dich ganz doll lieb.
Dein Papa
P.S: Ich komme auch. Papa vergisst gerne meinen Namen darunter zu schreiben.“
Michael lächelt. Er freut sich immer wenn sein Papa ihm schreibt, denn er wohnt weiter entfernt und so können sie sich nicht sehr oft sehen.
„Schatz, dein Papa hat geschrieben. Deine Eltern sind morgen bei uns.“
Auch hier wieder keine Antwort. Michael geht wieder aus der Küche in den Flur. Er sieht in den Spiegel. Michael ist ein 1,80m großer Mann und hat braunes Haar. Er hat eine stabile Figur und auf der linken Seite seines Gesichtes ist ein großes weißes Pflaster über die Wange geklebt. Er hat blaue Augen, denen schon länger keine Freude widerfahren ist. Er schaut auf die Zeitung mit der er sich den Kopf schützte. Die Schlagzeile des Tages war: „Frau verstirbt 2 Wochen nach einem schweren Unfall“ Michael atmet schwer aus. Nach kurzer Zeit geht er die hölzerne Treppe nach oben. An der Wand hängen Bilder von Michael und seiner Frau. Auch eines seiner Tochter hängt dort. Michael und seine Frau stehen leicht nach vorn gebeugt und schauen über den Kopf ihrer Tochter. Sie war dort keine 10 Jahre alt. Sie hat blondes langes Haar und blaue Augen. Sie lächelte so schön, wie nur Kinder lächeln können. Michael schaut beim hinaufgehen auf die Bilder und lächelt leicht schief. Im Obergeschoss sind nur zwei Zimmer. Das eine ist ein Kinderzimmer und hat nur ein Bett und einen Schrank. Es ist kein sehr großes Zimmer. Das andere Zimmer ist das Schlafzimmer der Eltern. Auch dieses ist nicht sehr groß und durch das Ehebett ist es auch schon so gefüllt, dass nur ein ganz kleiner Schrank einen Platz finden konnte. Auf dem Bett sitzt sie. Sie hat braunes langes Haar und grüne Augen. Sie sitzt auf der Bettkante und hat ein Bild in der Hand. Michael steht in der Tür und schaut sie an. „Schatz ist alles gut?“ Sie schaut ihn an und gibt ihm wieder keine Antwort. Er setzt sich neben ihr auf die Bettkante. Er versucht mit ihr zu reden, aber er findet nicht die richtigen Worte. „Schatz wir müssen irgendwann miteinander reden.“ Wieder schaut sie ihn einfach nur an. Michael schaut sie auch an, in der Hoffnung, dass er durch das Dauerstarren eine Antwort bekommt, doch er weiß, dass er keine bekommen wird.
Sie steht auf, geht ins Bad und lässt das Wasser laufen. Michael weiß, dass sie jetzt ein Bad nimmt. Es war sechs Uhr und sie nimmt immer um sechs ein Bad. Wieder war er alleine, obwohl… eigentlich war er schon länger allein. Er steht auf und geht wieder in die Küche. Es ist ja schon sechs Uhr und seine Frau mag es, wenn das Essen bereits fertig ist, wenn sie wieder aus dem Bad kommt. Michael denkt darüber nach etwas zu kochen, aber er kann nicht kochen. Er konnte es noch nie. Als er 15 war, versuchte er Spiegeleier zu machen. Nun… wir wollen nicht darüber reden. Es war ein Desaster. Überall klebte Eidotter und die Pfanne war komplett ruiniert. Von da an schwor Michael sich, nie wieder zu kochen. Also beschließt er kurzerhand das Telefon zu nehmen und etwas vom Chinesen zu bestellen. Er will nicht, dass das Essen geliefert wird. Er bevorzugt es, das Essen selbst zu holen. Nachdem der Anruf getätigt ist, geht er wieder zur Tür. „Schatz ich hole unser Essen.“ …
Es regnete noch immer, wie schon die letzten 3 Wochen, doch diesmal hat Michael keine Zeitung zum Abdecken und so wurde er pitschnass. Dennoch bemüht er sich nicht, schnell zum Chinesen zu kommen. Vielmehr bemüht er sich möglichst langsam zu laufen, um der Stille zuhause zu entfliehen. Er geht in den Park und setzt sich auf eine Bank. Er mag diesen Park. Früher war er häufig hier, doch in letzter Zeit hatte er nicht die Zeit gefunden hierher zu kommen. Als er darüber nachdachte merkte er, dass es hier auch still ist. Er holte beim Chinesen das Essen und geht wieder nach Hause. Er bereitet sich vor, dasselbe zu tun, was er immer tut wenn er pitschnass nach Hause kommt. Diesmal jedoch war etwas anders und als er zu Hause ankommt, war seine gesamte Vorbereitung für die Katz. Die dunkle Nacht ist hell erleuchtet mit blauen und roten Leuchten des Krankenwagens. Michael erkennt in dieser Situation als erstes, dass das Auto seiner Eltern bereits da ist und er freut sich sie zu sehen, obwohl er eigentlich traurig und nervös sein sollte. Er geht ins Haus, nachdem er sich durch den Haufen Polizisten gekämpft hat. Der Notarzt spricht lange mit ihm. Viel medizinisches Gedöns und er versteht nur Bahnhof. „Bahnhof Bahnhof Ihre Frau hat Bahnhof Bahnhof. Es tut mir leid.“ Michael nickte und geht in das Bad. Sie liegt dort. Nicht in der Badewanne. Naja… nicht mehr. Sie hatte sich die Pulsader durchtrennt. Es dauerte nicht lange und sie war tot. Michael war traurig aber ihm war nicht danach jetzt zu weinen. Er geht in die Küche in der Hoffnung seine Eltern zu treffen. Naja... genau genommen sind es seine Schwiegereltern. Er traf seinen Papa am Boden zerstört und nahm ihn in den Arm. „Alles ist gut. Es ist jetzt hart aber wir dürfen jetzt nicht schwach sein. Nicht jetzt.“ Michael versucht seinen Schwiegervater zu beruhigen, doch er trifft auf Granit. Drei Minuten später kommt eine Frau in die Tür hinein und schaut auf die beiden. „Hey.“, sagt Michael zu der Frau. „Hey Paps.“, sagt die Frau und umarmt ihren Vater und ihren Opa.
 



 
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