Stilles Haus

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Maire

Mitglied
Stilles Haus

träume manchmal
selten
aber doch
von einem blauen Haus
in dem die Stille
die alten Holzböden bewohnt
wo unsere Schritte in der Zeit
schwebend verharren
Geborgenheit geistert durch die Räume

dieses Haus holt den Glauben
zurück
ein Haus der Wahrheit
durch seine Mauern
dringt nicht der Lärm
der hastenden Welt draußen
der unser Bewusstsein
für die Stimmungen und Werte
der kleinsten
unscheinbarsten Dinge betäubt
das Licht taucht die Teller
auf dem Küchentisch in sanftes Silber
Staubflocken tanzen im Licht
welches Wunder eines einzigen
Klangs in der Stille
lichtgoldene Streifen in deinem Haar
vermischt mit den Schatten der Vorhänge
auf der Fensterbank wächst
Melisse und Fenchel
die Katze zusammengerollt
auf dem Stuhl mit dem Kissen
ein Lächeln auf deinem Gesicht
mit den ernsten Augen
Stille
unser Haus
 

Schakim

Mitglied
Hi, Maire!

Wenn ich hier Deine Gedanken lese, kommen mir Bilder von Albert Anker in den Sinn. Schön, wenn man sich in diesen Zauber vertiefen kann.


Dies ist ein altes, ehrwürdiges Haus,
da blüht die Stille in den Räumen.
Man hat viel Zeit, um noch zu träumen
und blickt zum Fenster, in den Garten raus.

Es wachsen Blumen, wuchern voller Pracht,
Gemüse schiesst ins Kraut und Beeren -
Es lockt zum immer Wiederkehren.
Die Sonne selbst ist es, die aus ihm lacht ...

LG
Schakim
 

george

Mitglied
Mir gefällt deine Wortwahl und auch der freie Rhythmus, Marie. Ob allerdings Geborgenheit "geistern" kann?
Lass dich nicht beirren, mach weiter!
Gruß
Jürgen
 

Maire

Mitglied
Hallo Schakim und George,

vielen Dank für Eure Antworten. Es freut mich sehr, daß es Euch gefallen hat!

Schakim, Du triffst es genau. Ich habe dieses Haus deutlich als Bild mit meinem "inneren Auge" gesehen.
(Die Bilder Albert Ankers kenne ich bisher noch nicht, würde sie mir aber nun gerne einmal ansehen).
Schön, Deine Weiterführung der Gedanken.

George, mir gefiel der Gedanke die Geborgenheit durch die Räume "geistern" zu lassen, weil wir sie zwar nicht sehen, wohl aber wahrnehmen können und sich ihre Intensität auch verändern kann je nach dem in welchem Zimmer in was für einer Stimmung wir uns aufhalten.
Danke für die Anregung. Werde nochmals darüber nachdenken.

Viele Grüße

Maire
 

Tartan

Mitglied
Liebe Marie,


mir gefällt die Atmosphäre sehr, die du da zusammengebraut hast. Einfach klasse!

Nur um die Begründung des Titels noch ein bisschen mehr herauszuschälen hätte ich persönlich zwar nichts am Text verändert, aber die sogenannten "Gemütlichkeits-Bilder" des Endes in die Mitte gepackt, da diese eher an Emotionen appellieren, aber keine Begründungen für die empfundene Stille liefern. Die Mitte an sich, welche übrigends gut erklärt, warum dies ein Domizil der Stille ist, hätte ich als runden Ausklang des Gedichtes ans Ende gesetzt.


Aber versteh mich nicht falsch, ich will die Aussagekraft deines Gedichtes nicht durch meinen Kommentar schmälen, denn
es erzeugt in mir eine wunderbare Stimmung, doch ich gehe oft Lyrik mit einer gewissen inhaltlichen und zeitlichen Abfolge an.

Lieben Gruß,
Tartan



träume manchmal
selten
aber doch
von einem blauen Haus
in dem die Stille
die alten Holzböden bewohnt
wo unsere Schritte in der Zeit
schwebend verharren
Geborgenheit geistert durch die Räume


Hier hätte ich die Gemütlichkeits-Bilder gesetzt.

dieses Haus holt den Glauben
zurück
ein Haus der Wahrheit
durch seine Mauern
dringt nicht der Lärm
der hastenden Welt draußen
der unser Bewusstsein
für die Stimmungen und Werte
der kleinsten
unscheinbarsten Dinge betäubt

Hier hätte ich das Ende gesetzt.

das Licht taucht die Teller
auf dem Küchentisch in sanftes Silber
Staubflocken tanzen im Licht
welches Wunder eines einzigen
Klangs in der Stille
lichtgoldene Streifen in deinem Haar
vermischt mit den Schatten der Vorhänge
auf der Fensterbank wächst
Melisse und Fenchel
die Katze zusammengerollt
auf dem Stuhl mit dem Kissen
ein Lächeln auf deinem Gesicht
mit den ernsten Augen


Stille
unser Haus
 

Maire

Mitglied
Liebe Tartan,

vielen Dank für Dein Lob daß Du Dir Gedanken über mein Gedicht gemacht hast!

Du hast möglicherweise recht. Aber irgendwie möchte ich doch die Leser mit den Gemütlichkeits-Bildern als Stimmung schließen lassen. Gerade weil diese sich am Anfang wieder als Emotionen finden.
Dies beschreibt für mich einen Kreis. Das ist mir bei diesem Gedicht wichtig obwohl ich auch oft in der linearen Form schreibe.
Es ist interessant, welche Wirkung kleine Veränderungen haben.
Dank Dir für den Gedankenanstoß in diese Richtung.
Nun, ich habe ja jetzt ein verlängertes Wochenende Zeit darüber nachzudenken.

Ich wünsch Dir schöne und gemütliche Osterfeiertage!

Herzliche Grüße

Maire
 

Tartan

Mitglied
Liebe Maire,

kein Problem. Mehr als ein Gedankenanstoß sollte es auch wirklich nicht sein.
In der Lyrik ist so Vieles, trotz einiger Richtlinien, frei, dass es da kaum ein Richtig oder Falsch gibt. Nur ein Gut oder Schlecht. Und da brauchst du dir nun wirklich keine Sorgen zu machen...

Dir auch noch schöne Feiertage.

Lieben Gruß,
Tartan :)
 



 
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