Stressfrei

kio

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Draußen der Sturm. Innen wohlige Wärme und ich liege auf meinem stressfreien Sessel. Sanft schmiegt sich das angenehme, braune Leder an meinen Lendenwirbeln entlang. Ein wenig vorm' Fernseher eingedöst. Dann wieder hellwach, als Bob Marley "no woman, no cry" in einer Revival-Spätausgabe vor sich hin röhrt. "Wie wahr", denke ich relaxt und schlürfe genüsslich meinen Zitronentee. Der Daumen springt langsam über die Fernbedienung meines TV's und die Abfolge der Bilder wiegen mich wieder sanft in den Schlaf.

Fünf vor Zwölf wache ich auf. Irgendetwas hat mich beunruhigt. Da ich nicht träume, weiß ich auch nicht so genau, was es war. Der Sturm da draußen kann es nicht gewesen sein. Es fühlt sich wie ein innerer Sturm an. Mein einziger Freund ist in diesem Moment mein Kleiner, der mir die Richtung nach oben zeigt, doch ich habe heute keine rechte Lust, mit ihm zu kommunizieren und stülpe ihm die rationale Decke über. Dass dies' der einzig richtige Weg war, merke ich, als ich zu schreiben anfange. Ich schreibe und schreibe und schreibe mir alles von der Seele. Es wird keinen Empfänger geben, außer mich ganz alleine, doch die Wirkung der Worte an mich selbst werden alles verändern.
Zwei Morgen dämmern, zwei Tage kommen und gehen und noch immer schreibe ich alles auf, was mich jemals bewegt hat. Am dritten Morgen falle ich völlig leer ins Bett, es folgt ein traumloser Tag und eine traumlose Nacht. Danach ist nichts mehr so, wie vorher und ich fühle mich leer, aber glücklich und wie neu und obwohl der Alltag weiterläuft und ich meinen stressfreien Sessel genieße, ist alle Last von mir gewichen und die Zeit der schlaflosen Nächte für immer vorbei.
 



 
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