Studentenleben

m.marxgoe

Mitglied
Wie sehr regt man sich auf! Über diese Störenfriede. Diese Menschen (es werden wohl welche sein), die nachts um drei meinen, ihren Nachbarn zeigen zu müssen, was für einen phantastischen Musikgeschmack sie haben. Ich stehe dann gern auf, um in aller Ruhe eine Zigarette zu rauchen und um den gedämpften Tönen, die durch die Wand in mein kleines Zimmer gelangen, zu lauschen. Stunden lang könnte ich so da sitzen, wenn ich nicht studieren würde, sondern nur zur Arbeit gehen müßte. Zumeist werde ich dann nachdenklich. Immerhin wohne ich in einem Studentenwohnheim, und meine Nachbarn studieren demnach auch -- sollte man annehmen. Ich öffne eine Flasche Bier (wie immer: einen edlen Tropfen), um mir das Nachdenken zu erleichtern. Wie sieht es aus, das Studentenleben meiner Nachbarn?
Neulich lauschte ich einem wirklich witzigen Gespräch zweier "alter Hasen" (Nummer eins: Physik, 18. Semester; Nummer zwei: Altphilologie / Philosophie, 21. Semester):
eins: Was für eine Nacht! Haben "das leben des brian" geschaut.
zwei: Seit wann glauben Physiker denn an Gott?
eins: Eben! Aber seit wann verstehen Philosophen was von Kunst?
zwei: Stimmt, die größten Künstler waren Physiker. Überdenke doch bitte mal Dein Weltbild.
eins: Relativ gesehen sieht die Welt gemalt besser aus als auf Photos.
An dieser Stelle möchte ich lieber ausblenden, bevor die beiden auf ernste Themen zu sprechen kommen.
Manchmal sitze ich in der Mensa, neben mir ein Blauhemd: gepflegter Scheitel, reine gebräunte Haut, auf dem Stuhl neben ihm liegt die lederne Aktentasche im 80 Grad Winkel an die Lehne gekippt. Spätestens wenn sein Mobiltelefon klingelt (Beethovens 5. oder "Daylight in your eyes") und er beginnt über Aktienkurse zu reden (Moment, das muß ich erst noch checken!), suche ich mir einen anderen freien Platz, meinetwegen auch neben einer Toilettentür, bevor er noch per WAP im Internet nach Neuigkeiten sucht und anschließend SMS-Nachrichten in die weite Welt versendet.
Lieber sind mir doch die Sport- oder Pädagogikstudent"Inn"en, die sich täglich mit ihren fünfzig Freund"Inn"en treffen. Schade finde ich nur, daß sie nicht merken, daß jede"r" einzelne in dieser Gruppe untergeht, sie Teil einer homogenen Masse sind.
Es gibt natürlich noch viel mehr Wissenswertes über Studenten und ihre weiblichen Begleiter zu berichten (vielleicht auch von Anderen), leider muß ich jedoch jetzt zur Arbeit, Bafög ist selten geworden.
Zuvor höre ich noch etwas Musik: Tom Waits, damit der Schmerz nicht zu kurz kommt (Tom, ich liebe Deine herzzerreißende Stimme).
 



 
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