Stufe Sechs

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Wolfsbane

Mitglied
Eine kleine Geschichte über einen Versicherungsvertreter, der für einen Strukturvertrieb arbeitet und die letzte Stufe erreicht:



"Hallo Onkel Henry!", rief Mathias in den Hörer. "Ich bin´s,

dein Neffe Matze! Ja, mich gibt es noch!"

Auf seinem Schreibtisch stand ein kleiner Spiegel. Man mußte am

Telefon lächeln, denn nur dann hörte man sich freundlich an.

Mathias lächelte in den Spiegel und bleckte die Zähne, bis er

kaum noch sprechen konnte.

"Nein, Onkel Henry, ich habe euch natürlich nie vergessen! Wie

könnte ich? Und von was für einem Streit redest du da?"

Mit grimmiger Befriedigung erinnerte er sich daran, daß er mal

Henrys ältestem Sohn, seinem Cousin René, die Nase gebrochen

hatte, um von ihm nie wieder "Matze" genannt zu werden. Aber

Geschäft war Geschäft und für eine schöne Provision nannte er

sich sogar selbst "Matze".

"Oh, du hast Krebs? Das tut mir so leid, Onkel, das kannst du

dir garnicht vorstellen!"

Wieder schaute er in seinen Spiegel, um sicherzustellen, daß er

professionell lächelte. Manche Leute aus seinem Bekanntenkreis

verdächtigten ihn mittlerweile, Drogen zu nehmen, aber es war

einfach eine Frage des Trainings.

"Wohnt mein alter Kumpel René auch noch bei euch? Ich muß dem

mal was ganz Tolles erzählen!"

Er verschob den Spiegel und zog das ähnlich eingerahmte Bild

seines Sportwagens näher an sich heran. Allmählich war wieder

eine große Inspektion fällig- die kostete mehr, als er einst

für seinen ersten eigenen kleinen Wagen bezahlt hatte.

"Hallo René! Hier ist Matze! Tut mir leid, daß ich dich beim

Abendessen störe! Sagmal, bist du etwa erkältet? Du näselst

irgendwie ein bischen..."

Wieder lächelte er in den Spiegel. Nachdenklich betrachtete er

seine Zähne. Ein guter Verkäufer mußte gut aussehen.Wenn man

bei einem Kunden war und viele Stunden auf ihn einredete, sah

der einem andauernd auf die Zähne.Während er über Jacketkronen

nachdachte, vergaß er beinahe sein Gespräch mit René.

"Aber natürlich bin ich noch dran, René! Du sagtest, deine

Nase ist schief? Du hast Probleme mit der Nasenscheidewand? Ja,

da siehst du, daß ich genau zugehört habe!"

Mathias verdrehte die Augen.

"Was, ich soll das gewesen sein? Daran kann ich mich aber nicht

erinnern, René, tut mir leid.In meiner Erinnerung sind wir bei

euch auf einen Baum geklettert und du bist runtergefallen, was

ja noch viel schlimmer war... Du bist eben ein Pechvogel!"

Mathias schaute in den Spiegel. Ja, das obligatorische Grinsen

war jetzt da; fetter hätte es kaum sein können.Verkaufen machte

Spaß, genau wie es die Dozenten auf den Seminaren immer wieder

predigten...

Jemand klopfte ihm auf die Schulter. Erschrocken wandte er sich

um. Hinter ihm stand Müller und deutete wiedermal auf seine

Armbanduhr.

"Paß auf, René, ich bin demnächst in eurer Ecke auf Durchreise,

verstehst du? Wenn du also mal über die alten Zeiten reden

willst... Wie, was ich im Moment beruflich mache... Natürlich

arbeite ich... Ja, als Manager im Multi-Marketing-Breich... Ja,

das erzähle ich dir dann alles... Wie es meinen Eltern geht?

Hörmal, keine Ahnung, aber wenn es dich interessiert, kann ich

es ja in Erfahrung bringen, kein Problem... Ja, sicher!"

Mathias hörte noch eine Weile zu, verabschiedete sich dann und

legte auf. Händereibend sah er wieder Müller an.

Müller starrte auf Mathias herunter. Mit der Rechten zupfte er

nervös an seinem dunklen Schnauzbart. Schließlich knurrte er

laut: "Das hat wieder viel zu lange gedauert!"

Mathias zog unwillkürlich den Kopf ein. "Ich habe es so schnell

gemacht, wie es mir nur möglich war..."

"Blödsinn!", rief Müller laut.

"Erst war doch mein Onkel dran. Der ist schon zu alt für eine

kapitalbildende..."

"Ich weiß, was wir verkaufen!", unterbrach ihn Müller.

"Ich wollte ja nur sagen..." Instinktiv hob Mathias in diesem

Augenblick die Hand, um sich die Stirn abzuwischen. Er stoppte

die Bewegung, als ihm der Gedanke kam, daß Müller dadurch erst

recht seinen Schweißausbruch bemerkte.

"Ich wollte ja nur sagen, daß...", begann er wieder, "... mein

Onkel nicht mehr der Jüngste ist und..."

"Jaja!", knurrte Müller, "das sagtest du schon! Er ist alt, na

und? Dann rede eben lauter, wenn du ihm aufträgst, seinen Sohn

ans Telefon zu holen, aber quatsche nicht um den heißen Brei

herum. Bei dem Sohn selbst hast du dann schon wieder denselben

Fehler gemacht... Du mußt endlich lernen, jedesmal flott zur

Sache zu kommen!"

"Aber..." Mathias zupfte an seinem Krawattenknoten herum, der

ihm zu eng geworden war. "... das war doch mein Onkel und mein

Cousin und..."

"...und weil das so ist, darfst du sie auch einfach anrufen und

um einen Termin bitten, ohne daß das verbotene Telefonwerbung

wäre. Nur darum geht es, kapiert? Du darfst hier telefonieren,

aber du sollst keine Privatgespräche führen!"

Mathias sah ein, daß es ihm nichts Gutes einbrachte, mit Müller

zu diskutieren und sagte einfach nur noch ergeben "Ja."

Müller steckte eine Hand in die Hosentasche und holte mit der

anderen weit aus, um schließlich auf den Kalender zu zeigen.

"Wir haben nur noch eine Woche!", mahnte Müller. "Bis dahin muß

ich meine 30.000 Einheiten zusammenkriegen, sonst schaffe ich

es wieder nicht in Stufe 4. Ich will endlich ein richtig großes

Büro haben und ich will auch, daß die Vertriebsgesellschaft die

Telefonkosten trägt. Das alles bezahlen die aber erst ab Stufe

4, wie du ja wohl auch schon seit dem Grundseminar weißt. Und

vor allem will ich schließlich auch irgendwann Stufe 6 packen,

klar? Erst bei Stufe 6 hat man es wirklich geschafft. Gönnst du

mir das etwa nicht?"

"Doch", beteuerte Mathias.

"Dann hau rein!", schimpfte Müller. "Bring endlich Leistung!

Das ist hier kein Zwischenlager für Pensionsberechtigte! Du

verdienst hier nur, wenn du Versicherungen verkaufst. Erst ab

Stufe 6 gibt es ein Grundgehalt. Also hau rein, oder hast du

etwa schon deine erste Million zusammen?"

"Nein.. Ich meine, ja... Äh..."

"Was? Ich verstehe kein Wort! Bist du auf Drogen? Reiß dich mal

zusammen, sonst kannst du demnächst wieder bei dir zuhause vom

Privatanschluß aus telefonieren, genau wie deine Neger! Leben

die eigentlich noch? Die haben ja auch schon ewig lange nichts

mehr erwirtschaftet!"

Mathias sah zu Boden. "Denen werde ich Dampf machen!"

"Das hoffe ich!", brüllte Müller. "Sonst mache ich dir nämlich

Dampf! Aber richtig!"

***


"Willst du einen mittrinken?" Die junge Frau strich sich das

lange strähnige Haar aus der Stirn und griff demonstrativ nach

der halbvollen Cognac-Flasche.

Sie saßen an einem kleinen blanken Küchentisch, auf dem Cognac,

zwei Gläser, ein kleiner Spiegel und ein Telefon standen.

Mathias schüttelte angewidert den Kopf.

"Red keinen Mist, ich bin mit dem Auto hier. Außerdem haben wir

nichts zu feiern, oder? Du bringst es nicht mehr! Telefonierst

du überhahupt noch? Das Telefon ist unser Arbeitsmittel Nummer

eins, oder?"

Sie nickte. "Ich telefoniere pausenlos."

Sie goß sich Cognac in ein ehemaliges Senfglas und schüttete

den Inhalt begierig herunter.

"Du meinst wohl, du trinkst pausenlos!", höhnte Mathias.

Sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Mund ab. "Das

gehört beides zusammen", murmelte sie kaum verständlich. "Ich

habe früher nie Alkohol angefaßt, nicht mal zum Ablöschen vom

Braten."

"Das hast du aber reiflich nachgeholt, du Schlampe!"

Er sah sich um. Auf der Kochnische stapelte sich schmutziges

Geschirr. Überall lagen Anziehsachen und Schuhe unordentlich

herum.

Sie reagierte, indem sie noch ein Glas Cognac zu ihrem Mund

führte.

"Du ekelst mich an", sagte er und wischte lässig ein imaginäres

Schmutzpartikel von der Jacke seines teuren Anzugs.

Sie schürzte die Lippen. "Du hast mich doch zu dem gemacht, was

ich jetzt bin. Ich war in dich verliebt und meine Urteilsfähig-

keit davon eingeschränkt- das hast du ausgenutzt, um mir eine

viel zu teure Versicherung aufzuschwatzen und so eine fette

Provision zu verdienen. Als meine Blindheit anhielt, gingst du

noch weiter und warbst mich an, selber euer Zeug zu verkaufen.

Ich mußte dir die Namen von allen Leuten aufschreiben, die ich

ich kannte. Ich mußte alle anrufen. Ich mußte Ex-Freunden einen

Sinneswandel vorspielen, alten Verehrern neue Hoffnungen machen

und bei fiesen Verwandten schleimen. Ich mußte meine Wohnung zu

eurem Büro machen. Um mir zu zeigen, wie man am Telefon Termine

macht, hast du auch deine eigenen potentiellen Kunden von hier

aus angerufen. Deinetwegen habe ich riesige Telefonrechnungen

bekommen, und viel zu viel Geld für Klamotten ausgegeben.Wenn

wir bei einem Termin nichts verkauften, schimpftest Du, daß ich

daß ich nicht gut genug argumentieren kann, garnicht wirklich

erfolgreich sein will und zu häßlich bin..."

Mathias sah auf seine Armbanduhr. Wenn er in den nächsten Tagen

noch 2000 Einheiten schrieb, würde er von der Gesellschaft eine

Sonderanfertigung bekommen. Er versuchte sich allein darauf zu

konzentireren und sagte unbeeindruckt: "Aber auf die Idee mit

dem Cognac-Trinken bist du doch wohl selber gekommen, oder?"

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das stimmt nicht! Erinnerst du

dich nicht mehr an das Grundseminar? Da brachte man uns bei,

daß man beim Telefonieren immer lächeln muß... egal wie es dir

gerade geht..."

"Dafür sollst du ja in den Spiegel gucken, um das nämlich zu

kontrollieren", unterbrach sie Mathias.

"Ja sicher", sagte sie. "Und uns hat der Dozent auch noch den

Tip gegeben, uns erstmal ein Gläschen Cognac zu genehmigen,

falls es mit dem Lächeln nicht sofort klappt."

"Blödsinn", sagte Mathias hart. "Man muß nur in den Spiegel

sehen!"

"Uns hat der Dozent aber auch gesagt, wir sollten ruhig erstmal

einen trinken", beharrte sie mit brüchiger Stimme. "Umso öfter

ich Leute angerufen habe, um ihnen zu erzählen, daß ich einen

neuen Job habe und ihnen zeigen will, wie man aus einer Mark

fünf Mark macht, desto schäbiger und verlogener kam ich mir

vor. Wenn ich wiedermal am Telefon mit jemandem flirtete, den

ich eigentlich zum Kotzen fand, fühlte ich mich manchmal wie

eine Hure. Irgendwann konnte ich nur noch in den Spiegel sehen

und lächeln, wenn ich vier oder fünf Congnac getrunken hatte."

Mathias gähnte und fragte schließlich: "Sagmal, tischt du den

Kunden am Telefon auch so ein depressives blödes Geseier auf?

Dann ist es ja kein Wunder, daß du keine Termine mehr zustande

kriegst!"

Sie weinte. Er empfand kein Mitleid, sondern ganz im Gegenteil

eine gewisse Erregung, denn wenn ihr Selbstbewußtsein so sehr

daniederlag, konnte er sie zu sexuellen Praktiken überreden,

die sie normalerweise strikt ablehnte. Mittlerweile reizte ihr

Aussehen ihn aber längst nicht mehr so sehr wie früher. Ihm

fiel auch wieder ein, daß er gleich bei René aufkreuzen und ihm

möglichst viel Geld aus dem Kreuz leiern mußte. Geld zu machen

fand er mittlerweile geiler als Sex selbst mit der schönsten

Frau. Wenn man genug Geld hatte, konnte man sich eine ganze

Menge Frauen kaufen und eine gekaufte Frau konnte man, wenn sie

zu langweilen oder zu nerven begann, auch ohne Probleme sofort

wieder loswerden, weshalb Mathias es als bewiesen ansah, daß

man besser Geld als die Liebe von irgendwem besaß.

"Ich tu doch alles was du willst", klagte sie schluchzend.

"Was ist mit deinen Arbeitskollegen?", fragte er. "Hast du die

schon alle durch? Kommen da keine neuen mehr nach? Habt ihr in

eurer Firma keinen Wechsel? Was ist mit der Büro-Lesbe, von der

du sagst, daß die immer ganz wuschig wird, wenn sie dich mal im

im Mini-Rock sieht? Vielleicht solltest du dir mal einen noch

kürzeren oder noch engeren Rock anschaffen, hä?"

"Du behandelst mich wie eine Hure", jammerte sie.

"Nee, garnicht", höhnte er, "oder schlage ich dich etwa? Meinst

du wirklich, ein Zuhälter hätte soviel Engelsgeduld wie ich? So

wie du jetzt aussiehst, dürftest du doch im Puff auch nur die

Klos saubermachen!"

Sie weinte erneut und diesmal heftiger. Als er das hörte, ging

sein Atem schwerer. Er bekam richtig Lust, sie sich doch noch

einmal so richtig vorzunehmen. Allein der Gedanke, daß er bei

René gleich wieder richtig zuschlagen würde, hielt ihn davon

ab, sie erneut zur Sklavin seiner Triebe zu machen.Schließlich

stand er ruckartig auf.

"Ach, mit dir hat es sowieso keinen Zweck mehr!", rief er. "Du

hast nichts von alledem verstanden, was man uns auf exquisiten

Seminaren gelehrt hat. Mit dir verschwendet man seine Zeit! Du

machst nichts als Fehler und obendrein sind bei dir immer nur

die anderen Schuld. Das ist billig. Jeder ist seines eigenen

Glückes Schmied, soviel gebe ich dir jetzt zum Schluß noch mit

auf deinen eigenen Weg. Darüber kannst du nachdenken, wenn ich

weg bin!"

Als er zur Wohnungstür ging, stürzte sie ihm nach und hielt ihn

fest. "Nein, warte! Geh nicht! Du bist doch alles, was ich noch

habe! Ich tu doch alles was du willst!"

Ihn überkam ein Gefühl der Stärke. Seine Angst, Müller könnte

ihn fallen lassen, erschien ihm im Vergleich zur Verzweiflung

dieses Mädchens absolut unbedeutend. Er schöpfte aus dieser

Situation die Gewißheit, daß er immer noch ein Gewinnertyp war.

"Was kannst du schon tun!", höhnte er und stieß sie ein bischen

fester als nötig fort. Sie stolperte und fiel zu Boden. Sofort

klammerte sie sich wieder an ihn, diesmal an seine Beine.

"Alles!", kreischte sie mit sich überschlagender Stimme, "alles

kann ich tun! Weißt du denn nicht mehr, wie ich dir früher...

Atemlosigkeit und Panik ließen sie stocken.

Er griff sie an den Haaren. "Wird das eine lange Arie?"

Sie sagte: "Weißt du noch, wie ich dir früher oft...Vergnügen

bereitet habe?"

Er lachte. "Das ist erbärmlich! Führst du dich vor Kunden etwa

auch so auf? Die müssen ja denken, daß wir den ... allerletzten

Dreck... verkaufen!"

***


Im Fahrstuhl traf er Herrn Schmidt von der Hausverwaltung, der

ihn prüfend ansah und schließlich fragte: "Waren sie nicht der

Freund dieser kleinen blonden Single-Frau aus Appartment 413?

Der scheint es in letzter Zeit sehr schlecht zu gehen!"

Mathias blickte dem Mann in die Augen. Auf Seminaren, bei denen

er inzwischen selbst als Dozent auftrat, brüstete er sich stets

damit, daß er jedem stundenlang in die Augen sehen konnte. Wie

so vieles im Leben war auch das nur eine Frage des Trainings.

Erfolgreiche Betrüger starrten jeden ehrlichen Menschen in

Grund und Boden.

"Da haben sie recht", antwortete Mathias. Da die Grundregel der

erfolgreichen Redekunst darin bestand, dem Gesprächspartner zu

Anfang immer zuzustimmen, setzte er sogar noch einen drauf: "Da

haben sie sogar gleich zweimal recht. Ich war ihr Freund, bin

es also nicht mehr, und ihr geht es wirklich schlecht. Aber so

ist das Leben eben. Fressen oder gefressen werden. Die Starken

werden immer stärker und die Schwachen sind das Futter. Das war

immer so. Das ist ein Naturgesetz."

"Das hört sich aber nicht sehr christlich an", sagte Schmidt.

"Ich glaube nicht an Gott", gestand Mathias.

Schmidt hob fragend die Augenbrauen.

"Glauben sie denn an Liebe? Daran, daß sie mal die Frau ihres

Lebens kennenlernen, mit ihr eine Familie gründen und glücklich

sein können? Um das an ihre Kinder weiterzugeben?"

"Wenn man nur genug Geld hat, kann man sich irgendein hübsches

kleines Luder kaufen und sie wird einen dafür lieben, daß man

sie aus der Armut geholt hat. Die wird auch nie bezweifeln, wer

das Sagen hat, egal was man mit ihr macht."

Schmidt nickte nur. "Ihre ehemalige Freundin hat mich neulich

angerufen. Sie wollte mit mir über Geldanlagen reden. Da sie

aber seit drei Monaten keine Miete mehr zahlen kann, halte

ich sie für keine gute Ratgeberin in Geldangelegenheiten."

Mathias atmete schneller. "Was sie darüber weiß, hat sie alles

bei mir aufgeschnappt. Machen wir beide doch einen Termin- aber

erzählen sie ihr lieber nichts davon..." Er stutzte. "Wie lange

dauert es eigentlich, bis der Fahrstuhl unten ist?"

"Schon da", rief Schmidt. Er riß seine Maske ab. Auf seiner

knallroten Stirn erschienen zwei Hörner. "Willkommen!" Durch

die sich öffnende Fahrstuhltür bekamen sie einen freien Blick

auf die Hölle.

Mathias weinte vor Angst, als er das Wehklagen hörte. "Das muß

ein Irrtum sein! Wie kann ich hier wieder raus?"

"Das ist kein Irrtum", sagte der Teufel, "Du hast alle Fragen

richtig beantwortet und die Qualen der Hölle verdient! Aber du

kannst dich hocharbeiten, indem du sechs andere Menschen in die

Hölle lockst und diese sechs wiederum jeweils sechs zu uns

bringen, von denen wiederum jeder sechs hierhin bringt..."

"Ihr kopiert das Schneeball-System, nach dem auch unsere Firma

arbeitet?", rief Mathias und krümmte sich gleich anschließend

vor Schmerzen, während der Teufel kreischte:"Wer kopiert hier

wen? Das ist mein System und du bist schon lange mein Schüler!"

Endlich kapierte Mathias, daß er schon in Stufe 6 und von der

Firma bereits fest eingestellt war. Kündigung unmöglich.


ENDE
 

Renee Hawk

Mitglied
hi wolf,

mit dem zeilenumbruch stimmt was nicht, so ist es ziemlich unangenehm die geschichte zu lesen.
werde mir die geschichte runterladen und lesen und dir morgen ein kommentar liefern.

lieben gruß
reneé
 

Wolfsbane

Mitglied
Stimmt

Ja, der Zeilenumbruch ist Müll.
Ich verstehe das nicht.
Sonst habe ich immer einfach die Geschichte geschrieben und über das Clipboard ins Fenster kopiert- fertig.


Diese Story hatte ich ursprünglich nicht für eine Online-Veröffentlichung geschrieben, sondern um sie auszudrucken und in Papierform zu versenden. (Sie wurde auch gedruckt und brachte mir 150 Mark ein.) Dabei hielt ich mich damals an die übliche Form:

30 Zeilen pro Seite
60 Anschläge pro Zeile
doppelter Zeilenabstand

Ist ja grauenhaft, was jetzt rauskommt, wenn man das dann wie gewohnt über dier Zwischenablage kopiert...


Ich bin gespannt auf deinen Kommentar...
:)


Übrigens finde ich Träger von Pentagrammen u.ä. nicht so teuflisch wie manche Träger von Schlipsen...
;)
DAS sollte die Story ungefähr aussagen...
:rolleyes:
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Wolf,

ich habe nun die Geschichte gelesen.
Sie ist ok, an manchen Stellen sind durch den Zeilenumbruch Fromfehler vorhanden.
Was mir aufgefallen ist, sind die vielen Du-Botschaften der beteiligten Personen, massenhafte Demotivation und mangelde Professionalität seitens Müllers.
In einem Strukturbetrieb wird durch Überzeugung und Massenmotivation die VM + VB (Vertrauensmann + Vertrauensberater) zum Erfolg geführt. In den Seminaren dürfen keine Dozenten sondern Referenten auftreten.
Ein guter, erfolgreicher und idealistischer Direktionsleiter hat ein ausgearbeitete Telemarketingkonzept und leitet seine Seminare selbst.
Die Anspielung mit der Kalt-Aquise fand ich gut, es ist in der Tat gesetzlich untersagt und beim Erstkontakt dürfen auch keine Termin für einen Hausbesuch gemacht werden.
Die Kommunikationfähigkeit von deinem Protagonisten fand ich rethorisch nicht ausgereift. Ein paar Floskeln der Branche wäre klasse gewesen.
Die ganze Geschichte finde ich erweiterbar, mach mehr daraus.
Und eines ist mir noch aufgefallen. Der Übergang zum neuen Thema (Teufel/Hölle) ist viel zu schnell. Dann das plötzliche weinen des Agenten ist unglaubwürdig. Mehr Atmosphäre wäre bestimmt von Vorteil.

liebe Grüße
Reneè


PS.: Schlipsträger können nur so gut sein, wie ihre Meister sie machten. Und in manchen Fällen kann der Meister ein Pentagram tragen *zwinker*.
Jeder hat andere Ansprüche an das Thema.
 

Wolfsbane

Mitglied
TNX

Hallo Reneé,


vielen Dank für die ausführliche Betrachtung meiner Story.

Du hast Recht damit, daß man einiges genauer und umfassender schildern müßte.

Ich habe die Geschichte damals für die Rubrik "Leserstory" o.ä. einer BASTEI-Heftreihe verfaßt. Für den Umfang der Manuskripte gab es dort ein festes Limit. Darum mußte ich an vielen Stellen kürzen.

Die Story gliedert sich wie meine zur gleichen Zeit für den "Perry Rhodan-Contest" entstandenen Beiträge in drei Teile.
Alle bauen aufeinander auf.
Im Prinzip habe ich die Geschichte von hinten nach vorn aufgebaut. Zuerst hatte ich nur die Idee, einen Strucki in der Hölle landen zu lassen. Letzteres sollte nur die Pointe sein. Um diese Pointe zu rechfertigen und den Leser dabei eine gewisse Befriedigung empfinden zu lassen, mußte ich den Strucki richtig fies sein lassen. Um das wiederum glaubwürdig zu machen, mußte ich zuerst vorführen, unter welchem Druck er selbst steht bzw. wo der Druck herkommt, den er an die arme, arme Frau weitergibt...
So eine Geschichte kann kein Seminar für Struckis ersetzen. Das war auch nicht meine Absicht. Ich wollte den Strucki auch nicht (rhetorisch) korrekt arbeiten lassen, denn sonst wäre er dem Leser zu sympathisch geworden und das hätte der Pointe die Wirkung genommen.

Was hälst Du denn von MEINER Rhetorik?
Denn eine Geschichte aufzubauen, ist schließlich nichts anderes. Als ich noch Literaturwissenschaft studierte, wurde es uns jedenfalls so erklärt.

Wenn Du sagst, man könnte "MEHR" aus der Geschichte machen- meinst Du dann QUALITATIV oder (in Richtung Roman) QUANTITATIV?



Gruß

Wolfsbane
 



 
Oben Unten