Stunde der Amsel

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H

HFleiss

Gast
Stunde
Zwischen vier und fünf.
Kristallener Morgen.
Stunde der Amsel.

Der Schlaf ist gegangen,
Noch schläft auch der Tag.
Es schlafen die Häuser,
ein streunendes Auto von fern.
Doch auf der Birke schon
schluchzt
eine verliebte Amsel.

Einer ist gestern gestorben.
Das Radio sagt es.
Der und der und es ist
ein Prominenter. Kaum kann ich
mich besinnen auf ihn.
Grad in dieser Stunde
Zwischen vier und fünf.

In dieser Stunde werde
auch ich einst sterben,
und niemand im Haus, der mir das
Kopfkissen richtet.
Und kein Radio verkündet:
Von uns gegangen ist die und die
Und Ehre ihrem Angedenken.
Und kein Chopin
Und keine Riesenbuketts
Und keine Kundgebung an meinem Grab.

Doch ewig schluchzt
am Morgen die Amsel.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo HFleiss,

ein schönes Stimmungsbild, das ich gut nachvollziehen kann.
Ich kann mich nur nicht erinnern, je eine Amsel schluchzen gehört zu haben. Nachtigallen schluchzen, Amseln schimpfen... meiner Meinung nach. ;-)

Schöne Grüße, NDK
 

MDSpinoza

Mitglied
NDK, du solltest vielleicht doch mal etwas früher aufstehen ;-) - oder noch länger durchmachen und so um fünf die verräucherte Bude lüften. Du wirst überrascht sein, was Amseln klanglich zu bieten haben...
 
B

bonanza

Gast
solche gedanken sind ja echt schlimm. du hast mein mitgefühl.

bon.
 
H

HFleiss

Gast
Hallo, meine lieben Leser

das ist ja alles ganz schön, was ihr zu bemerken habt. Vielen Dank an dieser Stelle, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, den Text zu lesen und auch noch was in die Leselupe zu tippen.
Aber eine Textkritik, Meinung oder etwas Ähnliches, das mir auch nur annähernd etwas geben könnte, sind eure Beiträge nicht. Wollen wir nicht ernsthafter mit unseren Texten umgehen? Zu unserem gegenseitigen Besten?

Lieben Gruß
Hanna
 
B

bonanza

Gast
entschuldige, wenn dir solcherart rückmeldung auf deine
texte zu oberflächlich und eher lästig ist, halte ich mich
in zukunft zurück.
was erwartest du? ich studierte weder germanistik noch
philologie. warum soll ich laienhaft etwas von aufbau
und stil brabbeln, wenn ich davon nichts verstehe?

inhaltlich bewegt mich dein gedicht. wir normalsterblichen.
sprachlich nicht unwitzig mit formulierungen wie "streunendes
auto" oder "der und der". die verse mit der amsel klingen
in meinen ohren übermäßig manieriert.
das "einst" würde ich rausstreichen.

bon.
 
H

HFleiss

Gast
Hallo, bonanza

danke, damit kann ich schon mehr anfangen. Ich werde mich revanchieren.

Lieben Gruß
Hanna
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Hannah,

der Amselgesang ist mir sehr vertraut. Allerdings würde auch ich ihn nicht als Schluchzen bezeichenen. Außerdem finde ich diese Wendung am Ende Deines eher nüchternen Textes etwas dick aufgetragen. Mir würde der Text mehr geben, wenn die Schlusszeile lautete:

[blue]Doch unbeirrt singt
am Morgen die Amsel.[/blue]

(Übrigens ist es dann auch schon nicht mehr dieselbe Amsel.)

Mitten im Text würde ich über die verliebte Amsel schreiben: [blue]ruft[/blue]

Deine Aussage, dass wir alle sterben müssen gefällt mir recht gut, und dass man sich dann mal Gedanken macht, dass es im Anschluss an den eigenen Tod nicht unbedingt mit Pauken und Trompeten einhergehen wird, ist eine Angelegenheit, bei der man noch schmunzeln könnte.

Nicht so richtig dazu passt die depressive Vorstellung, dass man da alleine in den Kissen liegt und bei vollem Bewusstsein in totaler Einsamkeit darauf wartet, nun zu sterben.

Viel mehr Menschen, als man glaubt, sterben nachts im Schlaf ganz friedlich und wachen einfach nicht wieder auf. Ergeht es einem zu Hause schlecht, hat man doch meistens die Möglichkeit, den Hausarzt zu Hilfe zu rufen, und der weist in ein Krankenhaus ein.

Verstehst Du was ich meine, Du sammelst hier Gedanken zum Sterben allgemein und zu Deinem eigenen Tod im Besonderen, aber das reimt sich irgendwie nicht.

Das ist mein ganz persönlicher Eindruck zu Deinem Text.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Inu

Mitglied
Liebe Hanna
ich mach Dir mal ein bisschen Textarbeit. Viel gibt es ja nicht zu ändern .

-
Vorab noch für bonanza, der den Text so todtraurig findet: Wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Ob nun ein Lieber da sein wird, uns das Kopfkissen zu richten, oder ob Schwestern kühl nur noch die Schläuche richten, oder ob wir einsam plötzlich den Weg antreten müssen, am Ende ist es ... verzeih mir ... einerlei. Wenn es ein Leben danach gibt, ist es ohnehin nicht so furchtbar, wenn es keins gibt, können wir auch nichts dran machen.

Das Gedicht ist ehrlich und es gefällt mir.



Der Schlaf ist gegangen,
Noch schläft auch der Tag.
Es schlafen die Häuser,
ein streunendes Auto [strike]von[/strike] ... fern.
Doch auf der Birke [strike]schon[/strike]
schluchzt
eine [strike]verliebte[/strike] Amsel.

Einer ist gestern gestorben.
Das Radio sagt es.
Der und der und es ist
ein Prominenter.
Kaum kann ich
mich besinnen auf ihn[strike][blue].[/blue][/strike]
[strike]Grad[/strike] in dieser Stunde
Zwischen vier und fünf.

In dieser Stunde werde
auch ich einst sterben,
und niemand im Haus, der mir das
Kopfkissen richtet.
Und kein Radio verkündet:
Von uns gegangen ist die und die
Und Ehre ihrem Angedenken.
Und kein Chopin
Und keine [strike]Riesen[/strike][blue]großen [/blue]Buketts
Und keine [strike]Kundgebung[/strike][blue]Lobeshymnen[/blue] an meinem Grab.

Doch ewig [strike]schluchzt[/strike][blue]jubelt [/blue]??
am Morgen die Amsel.
LG
Inu
 
B

bonanza

Gast
inu, todtraurig finde ich das gedicht nicht gerade.
dazu sind die darin vorgehaltenen gedanken zu banal.
das gedicht ist die sprachliche fassung eines altbekannten,
traurigen witzes.

bon.
 

Inu

Mitglied
Wieso banal, bonanza, es sind Menschengedanken, die sich simple Gemüter, ebenso wie hochintelligente Köpfe irgendwann gegen Ende des Lebens stellen. Mich berührt das gerade wegen seiner Einfachheit und Schnörkellosigkeit. Für mich ein eindringliches Gedicht. Aber es ist Geschmacksache.

Gruß
Inu
 
B

bonanza

Gast
banalität ist in diesem zusammenhang keine abwertung.
oft nähern wir uns banalerweise den mysterien des lebens,
des todes. ich könnte auch sagen: naiv. ich mag naive
kunst. sie entzaubert die schwere, die diesen themen wie
ein unendlicher schweif anlastet. ein schweif aus ketten.
im lupanum möchte ich einen satz von hippokrates
diskutieren: "das leben ist eine komödie für den denkenden
und eine tragödie für die, die fühlen."
"stunde der amsel" ist eine nicht ungelungene, lyrische
gradwanderung. mir muß ein gedicht nicht 100% gefallen,
um es als gut zu bewerten. vieles ist stimmungsabhängig,
wenn ich "bilder" auf mich wirken lasse. mit der zeit
entwickelt man einen blick für klasse.
dieses gedicht hat mindestens den ansatz von klasse.

bon.
 
H

HFleiss

Gast
Die Stunde der Amsel

Liebe Inu,

danke für deine Vorschläge, konkret, als hättest du das Gedicht geschrieben. Sie gefallen mir. Doch es ist immer so eine Sache, wortgenaue Vorschläge zu machen: Wir alle sind Individuen, und alle erleben wir uns individuell, es gibt uns nicht zweimal. Genauso, wie zwei nicht dasselbe denken oder zwillingsgleich fühlen können, denn es sind nun mal zwei, jeder mit einer anderen Erfahrungs- und Gefühlswelt - wie sowieso eine Differenz zwischen Autor und Leser ganz natürlich ist. Und eine Meßlatte gibt es ja nicht, man ist immer selbst die Meßlatte. Aber du hast dir Gedanken gemacht, und dafür meinen allergrößten Dank. Was ich davon in die Änderung nehme, werde ich wissen, wenn ich mir das Gedicht vornehme. Sowieso, keines meiner Gedichte oder auch Erzählungen sind irgendwann endgültig fertig.

Lieber Bonanza, was sich auf den ersten Blick als banal darstellt, kann auf den zweiten Blick schon in die Tiefe gehen. Sowieso ich halte nichts davon, komplizierte Vorgänge auch kompliziert auszudrücken. Ich will verstanden werden.
Vielleicht ist es banal, vom fremden Tod auf den eigenen zu schließen, und vielleicht tut man das erst ab einem gewissen Alter. Worauf es mir bei diesem Gedicht aber ankam: nicht der Tod ist das Thema, sondern das Selbstbewusstsein, das Wissen um die eigene natürliche Würde. (Halte ich übrigens nicht für banal.) Wie siehst du das: Kommt das bei diesem Gedicht heraus? Dazu hat bisher noch keiner was gesagt.

Lieben Gruß
Hanna
 
B

bonanza

Gast
die natürliche würde. die würde ich gern mal erforschen.
die würde ist dem konditional sehr behaftet.
sie liegt immer mindestens einen zentimeter weiter weg,
als wir greifen können. wenn du solche begriffe fassen
willst, brauchst du zb. ein päpstliches gestänge.
was unten nicht gehen darf wird durch das greifen nach
würde überprojeziert. siehe kirchtürme.
na gut. wer`s braucht.
wird zeit, dass ich mal wieder an eine kirchenmauer pinkel.

bon.
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Bonanza, warum gibst du dich auf? Und pinkel meinetwegen an den Kirchturm, wenn dir das Vergnügen bereitet. Frage: Wie kommst du im Zusammenhang von Würde zum Papst? Erschließt sich mir einfach nicht, wenn ich z. B. an die Geschichte der Kirche denke, die ja immer eine Geschichte des Papsttums ist. Mir fiele da eher das Gegenteil ein. Darf ich dein Kirchturmanpinkeln so werten?

Lieben Gruß
Hanna
 
B

bonanza

Gast
ich weiß, dass du in deiner genialität, dieses gedicht
geschrieben zu haben, badest, h.; ich kenne dieses wunderbare gefühl,
das einem die gehirnwindungen süßlich verklebt.
bade noch ein weilchen darin. dann wache auf.
bitte.
macht sonst keinen spaß mit dir hier.

bon.
 

noel

Mitglied
Stunde
Zwischen vier und fünf.
Kristallener Morgen.
Stunde der Amsel.
innerhalb von 4 zeilen 2x stunde &
das in elliptischen fragmentsätzen.
zu stockend für den lesefluss
die erste stunde ergibt sich aus der
zweiten zeile, so dass ich die erste
zeile/das wort stunde einfach ersatzLos
streichen würde.


Der Schlaf ist gegangen,
Noch schläft auch der Tag.
Es schlafen die Häuser,.
auch hier wird mir eindeutig der grundstamm des wortes schlaf überstrapaziert. außerdem ist hier ein logischer fehler.
de schlaf ist gegangen --> bezug zum LI
noch schläft [strike]auch[/strike]der tag -->auch ist hier fälschlich, den zuvor war der schlaf gegangen


ein streunendes Auto von fern.
Doch auf der Birke schon
schluchzt
eine verliebte Amsel.
streunendes auto ist etwas befremdlich, weil die bewegung eines streunenden (mensch/tier) gibt mir ein auto nicht.
schluchzen im zusammenhang mit verliebt ist dick aufgetragen &
auch hier wieder... den laut `schluchzen´ bringe ich nicht in den amselschnabel.


noel
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Bonanza, woher willst du wissen, was ich alles brauche, um mich so richtig gut zu fühlen? Schön, dass du dieses Gefühl auch kennst. Aber welches, bitte? Vielleicht unterscheidet sich mein gegenwärtiges Gefühl sehr von dem deinen, wer weiß. Ich freu mich im Moment zum Beispiel sehr, dass ich die Nobelpreisausgabe von Gabriela Mistral endlich antiquarisch erstanden habe - ein echtes Hochgefühl. Sag nichts zu Gabriela Mistral, du würdest mich enttäuschen.

Liebe Noel, danke, dass du den Text durchgegangen bist. Nein, ich habe bewusst noch einmal auf Stunde angespielt, es ist eine legitime Form der Wiederholung. Nicht jede Wiederholung ist von Übel, sondern man kann sie gezielt einsetzen. Ich halt zum Beispiel auch nichts davon, mich auf das absolut Nötige beim Schreiben zu beschränken, das ist mir zu dürr, das entspricht nicht meiner Mentalität, die es gern üppig hat. Das ist doch das Schöne am Schreiben: Jeder schreibt anders, jeder legt sein Augenmerk auf einen anderen Aspekt. Dass die Amsel (genauer: der Amselhahn, Frau Amsel singt ja nicht) verliebt ist, halte ich zum Beispiel für wichtig, um dem Text die Schwere zu nehmen, die im Grunde dahintersteht. Ich befinde mich bewusst im Alltag und zelebriere ihn nicht. Ich vermute, hier spielt hinein deine dir vielleicht unbewusste Abneigung gegen Emotionales. Aber was wären wir ohne unsere Emotionen? Und gerade das Gedicht ist par exzellence Ausdruck unserer Emotionen, selbstverständlich gepaart mit dem Intellekt. Natürlich muss man aufpassen, dass man es nicht zu dick nimmt. Und dass meine Amsel schluchzt: Das Schluchzen schreibt man in der Literatur gewöhnlich der Nachtigall zu. Aber hast du sie wirklich schon mal schluchzen gehört? Ich nicht. Sie hat wunderschöne Melodien, ich glaube, annähernd zehn oder so, aber Schluchzen ist nicht dabei, das hat mir ein Herr vom NABU versichert. Aber höre einmal zehn Minuten der Amsel zu. Sie ist viel ausdrucksreicher, und ich, das schwöre ich an dieser Stelle, habe sie schluchzen gehört, vielleicht mit viel Phantasie?
Du hast zur "Blauen Boje" was geschrieben, und besonders ist mir aufgefallen, dass du von verschachtelten Sätzen sprichst.
Sie sind dir zu lang. Aber ein lesbarer Text besteht eben nicht nur aus kurzen oder etwas längeren Sätzen, sondern sollte sogar auch aus langen Sätzen bestehen (natürlich darf man sich dabei nicht im Gestrüpp der Kommas verfitzen).
Ich freue mich sogar, wenn ich einen langen Satz zustande gebracht habe, und er ist immer noch übersichtlich. Du mit deinem Minimalismus (so will ich es mal bezeichnen) störst dich auch daran, dass ich mich nicht auf das Wort Greisin beschränke (was nach deiner Meinung schon alles enthält), sondern dass ich in einem Nebensatz ihre Gedanken in diesem Zusammenhang erwähne. Sei ein bisschen großzügiger, auch deinen eigenen Texten gegenüber. Und wie gesagt, es ist nicht von Übel, eine Kombination von linker und rechter Gehirnhälfte einzubringen und nicht ausschließlich die linke zu benutzen, gerade in der Poesie.

Lieben Gruß an euch beide
Hanna
 

noel

Mitglied
stand schon noch ein wenig mehr herinnen

quote:
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Der Schlaf ist gegangen,
Noch schläft auch der Tag.
Es schlafen die Häuser,.
--------------------------------------------------------------------------------


auch hier wird mir eindeutig der grundstamm des wortes schlaf überstrapaziert. außerdem ist hier ein logischer fehler.
der schlaf ist gegangen --> bezug zum LI
noch schläft auch der tag -->auch ist hier fälschlich, den zuvor war der schlaf gegangen
übrigens du legst wert auf auseinandersetzung mit texten, aber im eigenTlichen gehst du auf die worte die man dir & dem text darbietet nur im geringsten ein.
du suchst dir den punkt, der dir neues garn von der zunge spinnt...
& das waR#S

SO mAcht das keine freude
 
B

bonanza

Gast
h., ich erkenne die leidenschaft. seit ein paar jahren bin ich
in der lelu als dichter und mensch.
du ermüdest mich mit garcia.
bleibe bei deiner amsel. die war nicht zu schlecht als
gedicht. mamsel ist auch okay. die macht die geräusche
vielleicht.
ich weiß nichts von dir. ich bewege mich da genauso unsicher
in die persönlichen umlaufbahnen, wie du es bei mir tatst.
revanche.
hm?
die kriegst du und hast sie immer hier.
nicht nur von meiner seite.
jeder hansel, jede hanseline, die hier gedichte veröffentlicht,
kriegt sein/ihr fett ab.

möchtest du wirklich gut sein? dann lerne einzustecken.

bon.
 



 
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