Sturm und Drang

Stoertebeker

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Es war Mitternacht, spätnachts. Der weiße Mond erhellte in seiner vollkommenen Form die Dunkelheit, als er am Zenit des Himmels stand, sich unbemerkt fortbewegte und die wenigen grauen Wolken dieser Juliwoche sichtbar machte. Die Strassen rund um St. Pölten waren bis auf wenigen Fahrer von schnellen Autos leer. Das waren nun meist Jugendliche mit Fahrerlaubnis und junge Erwachsene, die sich in den kurzen Nächten von ihrem ruhigen Heimatort trennten, um sich in eine größere Disco der einödnahen Umgebung zu stürzen. So langweilig war es in den kleinen Ortschaften. Nie gab es für die Nachtmenschen etwas Aufregendes und Spannendes. So waren größere Ortschaften gezwungen, die Nachtmenschen aufzunehmen, denn sonst könnte ihnen noch etwas Dümmeres einfallen, was kein Mensch dieser wahr christlichen Gegend gutheißen konnte. So war das eben in Niederösterreich. Ältere Menschen konnten vielleicht den Lärm dieser Nachtmenschen nicht gutheißen und riefen oft genug wegen Ruhestörung bei der Polizei an, doch war alles Geschehen in der Öffentlichkeit eine von jedem angenommene Sache. Niemand war ernsthaft darauf aus, die Jugendlichen aus einem Strassengraben zu fischen, doch die Mischung aus purem Alkohol und Übermut veranstaltete schon grausigste Szenen auf der Strasse, dem nicht immer die Psyche eines alteingesessenen Polizisten gewachsen war.

Da brauste auf der Bundesstrasse ein grünes Cabrio vorbei. Das Verdeck war abgenommen und die beiden Insassen spürten die durch die Geschwindigkeit aufgeworfene, kühle Luft in ihren Gesichtern und Haaren, die bei Jessy nach hinten wehten. Jojo freute sich, denn es waren nur noch wenige Kilometer bis St. Pölten. Da musste Jojo, der Fahrer mit seinen grünen kleinen Gläsern auf seiner niedlichen Nase lächeln, als sie Jessy zum ihm rüberbeugte, seinen Hals mit beiden Armen umschlang und ihn zärtlich auf den Hals küsste, „Jetzt nicht. Ich muss mich konzentrieren.“, riet er ihr und mit einer Armbewegung berührte sein rechter Ellenbogen Jessy, die abgewehrt zurück wich und wieder gerade auf ihrem Sitz saß. Jessy hielt es nicht mehr aus, „Mein Liebster! Wie lange dauert es denn noch?“ und Jojo antwortete, während er nicht auf die zügig verschwindende Strasse blickte, sondern in Jessys mondrunde, braune Augen: „Nicht mehr lange. Bald sind wir da und dann machen wir, was wir schon immer wollten.“, seine Hand griff auf den Ganghebel, der von ihm einen Gang höher geschaltet wurde und Jojo drückte das Gaspedal noch tiefer hinab, dass es schien, der Wagen starte erst jetzt durch. „Ja! Ja! Juchhe!“, stieß Jessy aus und hob ihre dünnen, unbedeckten Arme in die Höhe, die sofort gegen den Luftwiderstand ankämpfen mussten. Jojo, musste sie mit einem breiten Grinsen, das seine leicht gelblichen Zähne zeigte, lächeln. Da schaltete Jessy mit ihrer linken ein Lied weiter, drehte am Lautstärkenregler und es dröhnte bald laut die Gruppe Molotov mit dem Lied „Gimme tha power“ aus den Boxen. Es war eines der Lieblingslieder von den beiden.

Die wenigen Bäume zogen an dem Cabrio vorbei. Der Schatten des Wagen auf der Strasse bewegte sich ebenso unaufhaltsam nach vorne, wie das Aufbäumen der Gefühle der beiden, Jessy und Jojo, was sie heute wieder anzustellen hatten. „Was willst du machen?“, fragte Jessy schreiend, denn Musik, Motor und Wind hätten jede Sprache der Worte in normaler Tonlage übertont. „Was?“, und Jojo spitzte seinen Kopf in die Höhe, damit er besser hören konnte, was Jessy wollte. „Was wir heute machen wollen.“, beinahe Schrie Jessy schon an ihre stimmlichen Grenzen gelangt und nun verstand Jojo, was sie gesagt hatte. „Das Übliche.“, und Jessy erwiderte darauf: „Das was wir am Besten können.“. Da lächelte auch sie. Jojo sah ihr Lächeln, als er sie eines kurzen Blicks würdigte; eine weitere Ablenkung gegenüber dem Lenken bei dieser hohen Geschwindigkeit. Da musste Jojo erwähnen, ob Jessy schon die Lichter sehe; „Die von St. Pölten?“, und Jojo antwortete: „Bald sind wir da. Uns kann heute nichts aufhalten.“. „Wir sind die letzten, die aufgehalten werden können.“, schrie Jessy mit einem Blick nach oben und hielt ihren rechten Arm in die Höhe und zeigte dazu mit dem Zeigefinger nach oben, doch tat sie ihren Arm ebenso schnell wieder hinab, dass er auf ihrem Schenkel lag und da nicht mehr durch das Mondlicht so bleich und weiß erschien; im Sommer bekam sie nicht wirklich eine gute Bräune.

Da brauste das Cabrio an einem Schild vorbei; 4 Kilometer bis St. Pölten. Jessy blickte dem schwarz gefärbten Himmel entgegen: „Die Sterne sind heute wunderbar.“, doch Jojos gute Laune schien abgetaucht zu sein, als er antwortete: „Die scheinen doch jede Nacht.“. „Jeden Tag wird ein neuer Stern geboren.“, sagte Jessy und blickte Jojo, anscheinend eine Antwort erwartend, an. Sie wartete vergeblich für einen längeren Moment und da beachtete sie Jojo mit einem Blick durch seine grünen Augengläser, der sagte: „So sehr du auch die Sterne liebst, zum zählen kommst du doch nie.“, „Und? Zählen möchte ich sie nicht. Früher konnte ich auch einige Sternbilder bestimmen.“, „Wirklich?“, „Ja!“, antwortete Jessy und ihre Augen glänzten dabei, „Das hab ich mit meinem Vater gelernt. Ich war noch jung.“, und Jojo staunte nicht schlecht: „Ich hab das nie gelernt. Ich hab nie die Zeit dafür gehabt. Was sagen dir die Sterne?“, „Das ist der kleine Bär. Da ist der Polarstern…“, „Den kennt doch jeder…“, unterbrach Jojo die süße Stimme Jessys, „Ich liege gerne unter klarem Sternenhimmel auf dem Gras.“, schwärmte Jojo weiter, „Ich hab keine Ahnung, was sie bedeuten, aber einfach da draußen zu liegen… Vielleicht mit einem Bier und einem Joint, ist einfach nur schön.“, „Stimmt!“, waren die letzten Worte Jessys, bevor sie Jojo beim Schweigen betrachtete. Sie war erleichtert, so wie es immer war, wenn sie jemand für Gespräche begeistern konnte, die in tiefgründigem Schweigen endeten. Das war ihr schon immer lieb gewesen und wie oft ahnte sie nicht die Bedeutungslosigkeit dieses Schweigen, dies nicht nur durch eine Ablenkung wie das Lenken eines Autos. Nein. Menschen hatten nie bemerkt, dass Schweigen nichts bedeutete, außer die eine Schönheit durch den Betrachter, doch damit, mit dem Schweigen, begann oft genug neuer Gesprächsstoff, der beinahe immer völlig sinnlos erschien.

„Ich werde heute wieder jung sein.“, sagte Jojo nach diesem Schweigen, während er den Lautstärkenregler nach unten drehte. Plötzlich geriet der Wagen ins Schleudern. Der Wagen scherte nach links aus, Jojo lenkte dagegen. Der Wagen scherte nach rechts aus und er unternahm dasselbe. Die Fahrt war wieder ruhig. Keinem von beiden standen der Schrecken und das Entsetzen darüber ins Gesicht geschrieben. Der Alltag der verschiedenen Verpflichtungen zu einem Moment zwang sie dazu. Für Jessy und Jojo wäre das Leben zu kurz geraten, wenn alle Plagen und Laster eine Selbstjustiz der Gefühle nach sich tragen sollten. „Wir sind jung. Wir haben das Leben erst vor uns.“, antworte Jessy und legte ihre ruhige Hand auf den Arm Jojos. „Was wir nicht wissen, werden wir noch wissen.“, versicherte Jojo seiner Freundin, „Ja. Das ist echt weise. Wir brauchen keine Entschuldigungen mehr, falls wir versagen sollten.“, „Wir sind die Besten“, war sich Jojo gewiss. Diese Gewissheit, alles zu erreichen, hatte er schon seit seiner Kindheit. Mit Selbstüberschätzung hatte er sich nie Probleme eingehandelt, denn die hatte es nie gegeben.

Da erreichten die beiden Nachtmenschen den Stadtrand von St. Pölten, dass Jojo einen Gang runter schaltete und sich die Fahrt verlangsamte, dass beide nicht mehr so viel frischen Wind in den gekühlten Gesichtern spüren sollten.

Beide waren schon seit zu langer Zeit Nachtmenschen. Das hatte sehr früh vor fünf Jahren begonnen, als beide noch gemeinsam, vor ihrer Arbeit, in der Schule waren, die sie mit Erfolg verlassen hatten. Was heute nicht anders war, war damals schon der recht lockere Umgang mit Alkohol und übrigen leichten Drogen, die auch in dieser ländlichen und christlichen Gegend angeboten wurden. Zu einem Joint hatten beide schnell gegriffen und das war sogar ein gemeinsames Erlebnis, als beide zum ersten Mal breit geworden waren. Seitdem hatten sie sich verstanden und gegenseitig waren Jessy und Jojo Gemeinsamkeiten der Interessen und Meinungen aufgefallen, dass sie sich bald wahrhaftig ineinander verliebt hatten und das Leben nur noch gemeinsam zu bestehen hatten. Seit über vier Jahren waren sie nun ein Paar, doch kleine gemeinsame Zankereien hatten sie noch nie zu einer Auszeit gezwungen, wie es bei jungen Paaren meist üblich war, denn die beiden hatten früh genug verstanden, dass ständig aufrecht gehaltener Kontakt zu den Verbindlichkeiten des gemeinsamen Handelns zwang; Jessy und Jojo hatten den ankommenden Reibereien ausweichen können, doch hatten sie mit gegenseitiger Wahrheit nie zurückgesteckt.

Jojo war nun 21 Jahre alt. Den Führerschein hatte er mit 18 gemacht, so wie es damals üblich gewesen war. Unter der Bedingung, die Schule erfolgreich abzuschließen, stellten seine Eltern bei Autohändler und Behörde den Antrag, dass er bald ein eigenes Auto zu lenken hatte. Für ihn hatte das etwas zu bedeuten, denn nun hatte er immer die Möglichkeit zur gemeinsamen Flucht mit Jessy gehabt, wenn es ihnen vorgekommen war, dass der gemeinsame Heimatort im ländlichsten Teil Niederösterreichs unerträglich wurde. An manchen Wochenenden waren sie gemeinsam nach Linz oder Wien gefahren. Da hatte das Auto einen Sinn gehabt. In Niederösterreich hatte es unter den Bedingungen des ländlichen Postbusverkehrs oder der ÖBB immer Sinn, den Führerschein so früh wie möglich zu machen.

Nicht nur das Auto hatte Jojo die ersehnte Unabhängigkeit geschenkt. Sein Beruf war ihm von Anfang an ebenso wichtig gewesen, denn dies hatte eine weiterführende Ausbildung und ein eigenes Einkommen als Bedeutung. Die Menschen die er nun kennen gelernt hatte, waren nicht mehr die, bei denen er zu suchen hatte, sich zu beweisen, denn das hatte mit der Arbeit endgültig sein Ende gefunden. Hier hatte von Beginn an sich unterzuordnen gezählt und Jojo hatte es geschafft, doch hatte er als Bürokaufmann niemals seinen Lebensstil aufgegeben.

Den Konsum von Gras hatte er mit der Stellung beim Österreichischen Bundesheer aufgegeben. Nach der Ableistung des Heeresdienstes war er aber schon auf der Suche nach Arbeit, die mit seinen Berufswünschen vereinbar waren. Mit dem Einkommen kam auch das Interesse für Cocktails und Longdrinks auf. Jessy war dem ebenso wenig nicht abgeneigt, denn die hatte nun ein ganzes Jahr Zeit gehabt, sich auf ihr restliches Leben vorzubereiten, während Jojo wegen Ungescholtenheit und Körpergröße bei der Garde gedient hatte. Jojo hatte es dort gefallen, obwohl tägliches Exerzieren unter Sonne und Wolkenbrüchen eine unangenehme Last war. Heute noch erinnerte er sich gerne zurück.

Jessy war in derselben Schule in St. Pölten, ein Gymnasium, wie Jojo, dass täglich mit einer einstündigen Busfahrt besucht worden war. Sie hatte immer bessere Noten als Jojo gehabt, doch in Sachen jugendlichen Alkohol- und Drogenkonsums war er mit der künstlerischen Avantgarde der Jahrhundertwende zu 1900 vergleichbar. Jessy hatte anfangs für solche Lebenserfahrungen wenig übrig, doch war sie dem ganzen nie abgeneigt gewesen. Vielleicht war sie einstmals Recht zögerlich und unbeholfen, Erfahrungen mit Jungs, Musikgeschmack, Modegeschmack und dabei ihre Reize auszutauschen, doch hatte sie in Jojo den richtigen Menschentyp gefunden, der mehr daran gedacht hatte, ihr Liebesbeweise an den Kopf zu werfen, anstatt sie zu verurteilen, sie passe nicht zu ihm, denn sie hätte nicht den Sinn fürs Leben. So war sie dann doch wo untergekommen und hatte die Möglichkeit genutzt, einen anständigen Menschen aus sich zu machen, der trotzdem Sinne und Lust zu lieben hatte.

Ihre Stärke war gewesen, sich neben der Schule mit verschiedenen Praktiken zu beschäftigen. Sie war ein pures Organisationstalent. So brachte sie alles zeitlich unter und dabei stöhnte sie nie unter der Last der vielseitigen Arbeit auf. Mit diesen Praktiken waren ihre viele Türen für eine Arbeit offen gestanden und daher kam sie auch bei einer Anwaltskanzlei als Sekretärin unter. Recht und Justiz. Sie hatte als Jugendliche nicht viel davon gehalten, so lotterhaft war sie gewesen, doch dass hatte sich mit der Reife des Alters geändert.

Sie hatte als Jugendliche genug erlebt, dass sie mit Abschnitten ihres Lebens abschließen konnte, ohne ihr selbst einen tiefen Schmerz zu bereiten. Sie hatte nach der Schule um ihrer Schönheit, Jugendlichkeit und Intelligenz gewusst, doch für ein frühes Studium hatte genügend Geld gefehlt, dass sie mit der Arbeit nun zu verdienen dachte. Nächtliche Touren durch die Bars, Pubs und Clubs waren für sie noch immer angesagt, vor allem seitdem Jojo keinen Dienst mehr beim Österreichischen Bundesheer zu leisten hatte. Sie war voll Freude, seitdem er wieder täglich um sie schleichen konnte.

Ein Kilometer bis St. Pölten, doch war auch der Glanz des Straßenpostens mit der jahrelangen Witterung und dem Dunkel der Nacht einfach verflogen. Es schien jedoch noch ein anderes Ding, vielleicht war es ein Abziehbild, auf dem Straßenschild zu prangen.

Rasende Geschwindigkeit! Ein der Natur trotzendes Gefährt! Peitschender Wind! Der modrige Geruch aus der Abstammung des Todes schien nun beiden Insassen des Cabrios in der Nase zu liegen. Leben kam mit der Nähe zu St. Pölten wieder auf; das Leben in der Öffentlichkeit der verruchten Nacht – das Nachtleben war den Menschen schon immer die Beschwörung eines Biestes aus dem letzten Winkel des Geistes. Und die Stadtgrenze zu St. Pölten war nun keine Grenze mehr für Jojo und Jessy.

Der Wagen gab mit dem Einwirken des Fahrers an Geschwindigkeit vieles ab, als ob er schlapp machte. Das Fauchen und Rauchen des Windes vertiefte sich zu einer Brise des Summens, wie selbst dieses doch schon von so vielen Autobesitzern verhasst war. So blieb den beiden, Jojo und Jessy, die restliche halbe Stunde nach Mitternacht, bis es eins geworden war.

Zu viel des Mutes, doch nichts war ihnen mit Alkohol und sonstigen Drogen aus der Illegalität eingeflößt worden, stürzten beide trunken aus Liebe erstmals wieder zu einem Zigarettenautomaten, dem es schon immer wieder gelungen war, für die Kinder der Nachtwelt eine Versuchung zu sein. „Greifst du heute rein?“, „Nein. Mach du!“, „Na dann!“, und aus dem Körper des metallischen, an die Wand geschraubten Giganten, war ebenfalls sogleich mehrmals eine Packung berührt worden, so zart auch die Hände durch dieses Metall gefahren waren; blieb dennoch die Sünde des Moments der Fluch des Körperhaften der Packerl Zigaretten, schlummerte schon lange nicht ein Gebrechen der vergangenen Jahre in Jessys Körper – was vorerst auch nur ein unbestimmtes Gefühl des Magens war, entpuppte sich auch diese Nacht wieder als quälender Schmerz.

„Lass uns gehen!“, forderte sie von Jojo.
„Vielleicht sollte wir doch bezahlen.“
„Für was?“
„Gut. Gehen wir. Wohin“
„C&A.“
„Du und deine Kleider.“
„Ich will mich noch einmal warm und gemütlich betten.“
„Möchte ich nicht. Tanzen wäre schön.“
„Du blutest wieder.“
„Blut? So spät ist es also schon.“
„Auf den Wagen müssen wir bestimmt nicht mehr schauen.“
„Der ist schon Schrott.“
„Hab ich eh gehört.“
„Wieder die Schmerzen?“
„Lass uns einfach zu C&A gehen.“
„Gehen wir.“

Wie die beiden sie nun dazu entschlossen hatten, schritten sie mit dem Zeugen einer Blutspur den Gehweg entlang. Hand in Hand war ihnen der gemeinsame Ausdruck der gegenseitigen Liebe, wie so oft sie diese schon einander bewiesen hatten. Dem C&A lag nichts so fern, als den Menschen den Dienst fürs Leben zu bieten; wie war doch diese Aufgabe nicht alleine den Seelen der verlorenen Nacht gewidmet. „Heute ist es ganz schlimm.“, forderte Jessy Jojo dazu auf, die Hand niemals beim Durchschreiten des gläsernen Eingangs loszulassen, was schon oft genug vorgekommen war. „Ich schmecke Blut!“, „Ich will es nur noch gemütliche haben.“, und im C&A angekommen, beide waren im Laden, schlüpften beide schon ihres gemeinsamen Weges dahin, zu T-Shirts, Hemden und Pullovern der Herren, dass aus der geforderten Ordnung des Umtriebs der Gesellschaft einen Haufen machten. War auch diese Aufgabe bald beendet, war ihnen das Bett der letzten Minuten des Lebens dieser Nacht auch wieder ungeheuerlich wertvoll.

Liegend! Sie beide betrachtend! Sie waren auch nur wieder zu, schon zu lange, Verstorbene gemacht worden, wie es von den Toten zu jeder Nacht der Geisterstunde nach Mitternacht gefordert war. Der Traum des Lebens schien sie jede Nacht einzuholen, aber das war auch weiter nur der schiere Albtraum einer Allmacht um das Leben, selbst jede Nacht von der Folter an den Unglücklichen zu verlangen. Lösten sich auch dieses Mal Jojo und Jessy im Flammenmeer auf, waren beide auch schon zuvor längst wieder ohne Gefühl und Sinn für diese Umgebung ihres Todes. War es doch nur ein Autounfall einer verregneten Nacht vor mehr als einem Jahr, ließen sie auch gemeinsam nie davon ab, St. Pölten mit rasender Geschwindigkeit fürs Nachtleben zu erreichen.
 



 
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