xavia
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Grease, der Tanzfilm-Klassiker aus den Siebzigern mit John Travolta und Olivia Newton-John, läuft im Programmkino. Lisa und ich waren noch Kinder, als dieser Film ein großer Erfolg war. Unser erster Kino-Besuch ohne Begleitung Erwachsener. Wir waren damals schon Freundinnen. Ich warte auf Lisa, stehe am Fenster im Foyer des Kinos und blicke auf einen Hof, der umgeben ist von hohen Gebäuden. Ein Sturm zieht auf. Eine leere Limonadendose rollt scheppernd über den gepflasterten Platz, verschwindet unter einem der geparkten Autos. Überall parken Autos, auch hier, am Rand des Platzes. Der Sturm nimmt zu, er wirbelt zwischen den Mauern herum und ein paar lose Blätter wirbeln mit ihm.
Auf einmal sehe ich ihn, wie er über den Platz tanzt, sich scheinbar schwerelos bewegt, ein munteres Auf und Ab. Er dreht eine Runde, die Blätter verharren seitwärts, als wollten sie dem großen Tänzer die Bühne überlassen. Wie gebannt sehe ich ihm zu. Seine Bewegungen sind so natürlich, so fröhlich, wie eigentlich nur Kinder sein können und längst vergessen geglaubte Gefühle keimen in mir auf, seine Lebenslust steckt mich an. Ich bin er, tanze über den Platz, drehe wilde Pirouetten, wage halsbrecherische Sprünge. Und dann wieder bin ich eines der Blätter, die sich wieder hervorgewagt haben, um sich an seinem wilden Tanz zu beteiligen. Mal sieht es so aus, als würde er die Blätter verfolgen, die angstvoll vor ihm fliehen, dann wieder ist die muntere Schar hinter ihm her, wie eine Horde von Fans hinter einem großen Star. Musik erklingt in meinem Kopf, laut, wild und ungestüm wie der Sturmtanz dort draußen vor dem Fenster. Die Klänge branden dramatisch auf, um dann unvermittelt leiser zu werden, als der Tänzer den Pfahl einer Laterne ergreift, ihn umtanzt und mit seinem ganzen Körper umwickelt, leidenschaftlich, voller Hingabe, ja liebevoll und graziöser als jemals eine Tänzerin auf der Bühne das getan hat. Die Musik ist von einer Lieblichkeit und Süße, dass ich weinen möchte, weinen vor Glück.
Traurigkeit wallt in mir auf: Wann ist mir diese Zärtlichkeit abhanden gekommen, diese Natürlichkeit, dieses Leben, diese Liebe? Aber dann löst der Tänzer sich von dem Pfahl und die Musik, komponiert von seinen Bewegungen, wird wieder lauter, als die Blätter ihn abholen und er zu einem neuen wilden Reigen ansetzt. Ich grübele nicht weiter, folge ihm dankbar und froh und es ist mir, als flöge ich selbst über den Platz, schwerelos, unbeschwert. Der Sturm nimmt alles mit sich fort, was mich belastet hat. Der Glückliche, der Glückbringende, dessen Bewegungen in vollkommener Harmonie mit dem Sturm sind, tanzt mir mir über den Platz, wir erheben uns hoch in die Lüfte, Schwindel erregend und wunderbar.
Die Musik ist von spielerischer Leichtigkeit, ebenso wie unsere Körper und ein Ausspruch von Mark Twain kommt mir in den Sinn:
»Arbeite, als bräuchtest du kein Geld,
liebe, als seist du nie verletzt worden
und tanze, als sähe dir niemand zu.«
Plötzlich steht Lisa neben mir. Ich möchte sie teilhaben lassen an meinem Glück, finde aber keine Worte, deute nur sprachlos mit ehrfurchtsvollem Blick aus dem Fenster und Lisa schaut hinaus.
In dem Moment hat sich das kleine blaue Tütengespenst, dessen ungestümem Treiben ich zugesehen hatte, wieder um den Pfahl gewickelt und winkt nur ganz heimlich mit einem seiner Eckenzipfel, ist ansonsten reglos.
»Ja, was ist denn da? Ein Parkplatz, oh, wie wunderbar« spottet meine Freundin, die Missgestimmte.
Ich versuche, in die Realität zurückzukehren, atme noch einmal tief durch und erkläre es ihr:
»Diese kleine blaue Plastiktüte da draußen, sieh' doch, die hat eben ganz zauberhaft getanzt.«
Noch einmal schaut Lisa aus dem Fenster, sieht die Tüte, die sich stur an den Pfahl klammert.
Lisa sieht mich an, als zweifelte sie an meinem Verstand: »Der Film fängt gleich an, lass uns gehen.«
Ich werfe einen letzten sehnsuchtsvollen Blick nach draußen, während meine Freundin, die Ungeduldige, sich schon langsam in Bewegung setzt. Da reißt er sich los von dem Pfahl, schraubt sich in ungeahnte Höhen. Ich muss noch einmal dichter an das Fenster herantreten, um ihn da oben noch zu sehen. Sogleich setzt er zu einem halsbrecherischen Sturzflug an, fängt sich erst knapp über dem Boden wieder, um mir nach einem wunderbaren Wirbel um den Platz noch einmal fröhlich zuzuwinken und mir ist, als hätte er mir verschwörerisch zugezwinkert, als er dem Fenster ganz nah war und ich habe ihm lächelnd zugewunken.
Auf einmal sehe ich ihn, wie er über den Platz tanzt, sich scheinbar schwerelos bewegt, ein munteres Auf und Ab. Er dreht eine Runde, die Blätter verharren seitwärts, als wollten sie dem großen Tänzer die Bühne überlassen. Wie gebannt sehe ich ihm zu. Seine Bewegungen sind so natürlich, so fröhlich, wie eigentlich nur Kinder sein können und längst vergessen geglaubte Gefühle keimen in mir auf, seine Lebenslust steckt mich an. Ich bin er, tanze über den Platz, drehe wilde Pirouetten, wage halsbrecherische Sprünge. Und dann wieder bin ich eines der Blätter, die sich wieder hervorgewagt haben, um sich an seinem wilden Tanz zu beteiligen. Mal sieht es so aus, als würde er die Blätter verfolgen, die angstvoll vor ihm fliehen, dann wieder ist die muntere Schar hinter ihm her, wie eine Horde von Fans hinter einem großen Star. Musik erklingt in meinem Kopf, laut, wild und ungestüm wie der Sturmtanz dort draußen vor dem Fenster. Die Klänge branden dramatisch auf, um dann unvermittelt leiser zu werden, als der Tänzer den Pfahl einer Laterne ergreift, ihn umtanzt und mit seinem ganzen Körper umwickelt, leidenschaftlich, voller Hingabe, ja liebevoll und graziöser als jemals eine Tänzerin auf der Bühne das getan hat. Die Musik ist von einer Lieblichkeit und Süße, dass ich weinen möchte, weinen vor Glück.
Traurigkeit wallt in mir auf: Wann ist mir diese Zärtlichkeit abhanden gekommen, diese Natürlichkeit, dieses Leben, diese Liebe? Aber dann löst der Tänzer sich von dem Pfahl und die Musik, komponiert von seinen Bewegungen, wird wieder lauter, als die Blätter ihn abholen und er zu einem neuen wilden Reigen ansetzt. Ich grübele nicht weiter, folge ihm dankbar und froh und es ist mir, als flöge ich selbst über den Platz, schwerelos, unbeschwert. Der Sturm nimmt alles mit sich fort, was mich belastet hat. Der Glückliche, der Glückbringende, dessen Bewegungen in vollkommener Harmonie mit dem Sturm sind, tanzt mir mir über den Platz, wir erheben uns hoch in die Lüfte, Schwindel erregend und wunderbar.
Die Musik ist von spielerischer Leichtigkeit, ebenso wie unsere Körper und ein Ausspruch von Mark Twain kommt mir in den Sinn:
»Arbeite, als bräuchtest du kein Geld,
liebe, als seist du nie verletzt worden
und tanze, als sähe dir niemand zu.«
Plötzlich steht Lisa neben mir. Ich möchte sie teilhaben lassen an meinem Glück, finde aber keine Worte, deute nur sprachlos mit ehrfurchtsvollem Blick aus dem Fenster und Lisa schaut hinaus.
In dem Moment hat sich das kleine blaue Tütengespenst, dessen ungestümem Treiben ich zugesehen hatte, wieder um den Pfahl gewickelt und winkt nur ganz heimlich mit einem seiner Eckenzipfel, ist ansonsten reglos.
»Ja, was ist denn da? Ein Parkplatz, oh, wie wunderbar« spottet meine Freundin, die Missgestimmte.
Ich versuche, in die Realität zurückzukehren, atme noch einmal tief durch und erkläre es ihr:
»Diese kleine blaue Plastiktüte da draußen, sieh' doch, die hat eben ganz zauberhaft getanzt.«
Noch einmal schaut Lisa aus dem Fenster, sieht die Tüte, die sich stur an den Pfahl klammert.
Lisa sieht mich an, als zweifelte sie an meinem Verstand: »Der Film fängt gleich an, lass uns gehen.«
Ich werfe einen letzten sehnsuchtsvollen Blick nach draußen, während meine Freundin, die Ungeduldige, sich schon langsam in Bewegung setzt. Da reißt er sich los von dem Pfahl, schraubt sich in ungeahnte Höhen. Ich muss noch einmal dichter an das Fenster herantreten, um ihn da oben noch zu sehen. Sogleich setzt er zu einem halsbrecherischen Sturzflug an, fängt sich erst knapp über dem Boden wieder, um mir nach einem wunderbaren Wirbel um den Platz noch einmal fröhlich zuzuwinken und mir ist, als hätte er mir verschwörerisch zugezwinkert, als er dem Fenster ganz nah war und ich habe ihm lächelnd zugewunken.