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Liebe Vera-Lena,
ein sehr gutes lesenswertes Gedicht, das ich gern gelesen habe.
Zwei Zeilen gefallen mir nicht so ganz.
Die eine (hinter denen dein Selbst...) klingt mir ein wenig zu psychotherapeutisch. Wie wäre es mit: hinter denen du verborgen bist ?
"gebrandmarkt mit deinem Blute" klingt mir zu sehr nach Blut und Boden. Ich würde die Zeile einfach weglassen.
Liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

das Missfallen bei gebrandmarkt habe ich schon erwartet. Wie Du Dir sicher denken kannst, habe ich lange überlegt, ob ich es trotzdem nehme.

Meine Gedanken gehen nämlich an dieser Stelle in eine andere Richtung, als die von Dir angemerkte. Das Blut ist ein Träger wichtiger Informationen. Wenn man sehr hoch greift, könnte man sogar behaupten, dass es die Individalität, wenn vielleicht nicht unbedingt beherbergt, so doch bezeichnet. Man kann sagen, dass das Blut ein Brandzeichen trägt, also die Bezeichnung für die Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit eines Wesens.

Das Selbst sehe ich nicht aus der Perspektive der Psychologen. Das Selbst bedeutet aus religiöser Sicht ein Zweifaches: Der Mensch besitzt ein höheres und ein niederes Selbst, das niedere Selbst ist ihm immer greifbar und gegenwärtig. Nach dem höheren Selbst, das man sich in der Sonne wohnend, also dermaßen strahlend und feurig vorstellen kann, ist ihm verborgen.

Trotzdem gelingt es, dazu einen Kontakt zu finden. Ja, manchmal ist es geradewegs so, als ob man von seinem höheren Selbst durch einen anderen Menschen gegrüßt wird. Das sind sehr kostbare Augenblicke.

Danke für Deinen Kommentar und die Bewertung,lieber Karl! Vorerst möchte ich nichts ändern.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir fällt bei deinem Gedicht spontan Jesus von Nazareth ein, der in meinen Augen - wie alle Propheten - ein Sinnsuchender war.

Hierzu passen der Olivenhain, das Brandmal (Stigma) und der Schluss, den ich persönlich resignativ auffasse, von dir aber mit Sicherheit als umfassende Menschenliebe gemeint ist.

Vielleicht hast du aber an etwas ganz anderes gedacht. :)

Ich finde den Text hervorragend; er zählt, so meine ich, zu deinen besten.

Liebe Grüße
Heidrun
 
Liebe Vera-Lena,
gern glaube ich dir, dass du es so gemeint hast.
Dennoch können mich deine Erklärungen diesmal nicht so ganz überzeugen.
Das Selbst ist nun einmal kein ausgesprochen religiöser Begriff. Er wird allenfalls philosophisch oder eben psychologisch verwendet.
Und deine Absicht, die du mit dem gebrandmarkten Blut verfolgst, kommt m.E. nicht wirklich rüber...
Tut mir Lied.
Herzliche Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

Jesus von Nazareth ist immer in meinen Gedanken, da liegst Du nicht verkehrt. Allerdings denke ich an Menschen,( und in diesem Falle speziell an einen, der noch sehr jung ist), die den Weg einschlagen möchten, den Jesus vorgelebt hat. Damit meine ich jetzt nicht das Märtytertum, sondern seine Hinweise, wer der Mensch eigentlich sei, wohin ihn sein Leben führen kann, ja, und wie Du es ganz richtig erkannt hast, die Liebe zu allen Menschen.

Ich kann jetzt nicht nachvollziehen, weshalb Du den Schluss als resignativ auffasst.

"zu wärmen
wen immer."

Jeder Mensch kann doch Wärme gebrauchen. Ah, ich glaube, jetzt verstehe ich Dich, Du liest es so, dass die Menschen in der Überzahl kalt sind und keine Wärme ausstrahlen.

Selbst wenn das stimmen sollte, wird sich ein wahrhaft Suchender dadurch nicht aufhalten lassen. Wen dürstet, dem wird er etwas geben wollen und sei es auch nur ein einziges Tröpfchen.

Ich danke Dir für Deine Auslegung, für das große Lob und Deine Bewertung.:)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

danke für Deine nochmalige Antwort. Ich will mir den Text hinsichtlich Deiner Anmerkungen gerne noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
I

Ivor Joseph

Gast
Diese Stimmungswelt gemahnte mich an
»Jesus mit seinen Jüngern«
sowie den
»Nachmittag eines Fauns«
zugleich.
LG, Ivor
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Ivor,

da hast Du ja sehr unterschiedliche Dinge zusammenbringen können, aber zu meinem Erstaunen sehe ich, dass auch der "Nachmittag eines Fauns" von Mallarmé als Assoziation auftauchen kann.

Danke für Deine Antwort und Deine Bewertung! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
I

Ivor Joseph

Gast
Liebe Vera-Lena,
ich meinte primär den von Claude Debussy, jene Mittagsstimmung welche zur Rast unter dem Olivenbaum einlädt.
Diese ist etwas weniger deutlich als Mallarmé’s Gedicht (Vorlage von Debussy), denn dieses würde zum »Jesus und seinen Jüngern« nicht mehr so ganz passen.
LG, Ivor
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, ich verstehe, lieber Ivor, obgleich mir die Musik gerade jetzt nicht gegenwärtig ist, aber das lässt sich ja ändern. Debussy gehört zu meinen Favoriten.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Meral Vurgun

Mitglied
liebe Vera Lena,

"Unter Olivenbäumen
weiß ich dich,
versunken"

diese versen erinnerten mich, wie ich
uneter Olivenbäumen mit meiner besten kameraden
tierf in die gedichte versunken war.




Liebe Grüsse.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Meral,

ja, wenn man sich in etwas vertieft (versunken), so dass man um sich herum gar nichts mehr wahrnimmt, dann steigen einem pötzlich gute Ideen auf. Und gemeinsam mit Freunden solche Ideen austauschen zu können, das ist ein Geschenk.

Es freut mich, dass Dich mein Text an etwas Schönes erinnern konnte. :)

Danke für Deinen Kommentar und Deine Bewertung.
Dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Ivor,

jetzt habe ich das Musikstück auch wieder im Ohr. Meine gereimten Gedichte habe ich manchmal selbst vertont. Bei ungereimten fehlt mir die dazugehörige Kompositionslehre (Im nächsten Leben dann!) Aber die sanfte Einladung von Debussy, allein schon sich unter einen Olivenbaum zu begeben, höre ich auch aus dem Vorspiel heraus.

Dir ein schönes Wochende!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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