Süchtig

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Empi

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Unzählige Gefühle stürmen auf mich ein, jedes schreit nach Aufmerksamkeit. Ich kann mich allen widmen, will mich allen widmen, mein Bewusstsein ist grenzenlos. Freude und Trauer, Liebe und Hass – das sind die Stützpfeiler der Emotionen. Auf ihnen ist das Leben der Menschen errichtet, manchmal so einfach, manchmal so facettenreich.
Wie lange ich mich schon von all den seelischen Ausbrüchen berauschen lasse, weiß ich nicht.
Irgendwann jedenfalls wurde ich süchtig nach ihnen, verlangte nach mehr. Anfangs waren es wenige Eindrücke, vereinzelt und weit verteilt. Mit der Zeit aber verdichtete sich das Geflecht, wuchs an, bis die Gefühlsregungen nur so auf mich niederprasselten. Ich ging in ihnen auf, verlor mich, war gebannt, unfähig, mich auch nur einen winzigen Moment von ihnen zu lösen.

Ich weiß nicht, warum, aber in letzter Zeit versteife ich mich auf das Leid. Vielleicht, weil es so bittersüß ist, mich in Ekstase versetzt. Von überall dringen Klagerufe auf mich ein, Schreie der Trauer, des Verlusts.
Ich leide mit ihnen, gleichzeitig aber gehe ich auch in ihnen auf, kann nichts dagegen unternehmen, zu sehr halten sie mich gefesselt. Ich will sie nicht missen.
Ich filtere Freude heraus. Natürlich, eine Geburt. Die Mutter weint vor Glück, der Vater hält sich mannhaft zurück. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf das Neugeborene. Wie soll es noch mal heißen?
Adolf Hitler.
Ja, stimmt - für den habe ich mir was ganz Besonderes ausgedacht.
 

gox

Mitglied
Hello Empi,
eine bemerkenswerte Idee.

Allerdings wirft mich die Schlusspointe nicht so sehr vom Hocker. Mag daran liegen, dass Deine Geschichte sich bis zum Ende hin ein wenig steigert - und dann kommt nur Adolf. Mag auch daran liegen, dass Adolf als Erzeuger von Leidgefühlen mittlerweile etwas abgestanden ist...

Viele Grüsse vom gox
 



 
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