Tagebuch einer Rotlichtprinzessin

Mia Lila

Mitglied
Tagebuch einer Rotlichtprinzessin

Es ist 2 Uhr morgens und ich laufe mit halb geschlossenen Augen durch die Dunkelheit der Stadt. Die Wärme meines Körpers verdampft in weißem Nebel durch meinen Atem und ich wickle den Schal fester um mich. Der bekannte Weg an Dreck und Kotze vorbei, nach links und immer schön den Kopf gesenkt halten, bis ich in der kleinen Bar angekommen bin. Es riecht übel, der Zigarettengestank frisst sich durch meine Kleidung und Haut, aber wenigstens ist es hier warm.
Der letzte Schnaps ist wieder der erste. Man trinkt Alkohol und hofft, Einsamkeit und Trauer zu erbrechen.
Kaffee für die Prostituierten, Wärme für die Obdachlosen und Ablenkung für mich. Ich renne hin und her zwischen zwei Welten, gehöre zu keiner und bin dennoch so gut darin, in beiden unterzutauchen. Zwischen High-Society und Hafenkneipe, Oper und bezahlten One-Night-Stands.
Ich bin die, der man alles erzählen kann. Ich bin die, die erst zu Hause das Lächelt abstreift und beiseite legt, wie einen Mantel. Schön glatt aufhängen und am nächsten Tag wieder aufsetzen. Denn das ist mein Job.

Info: ?Meine Erinnerungen an diese Zeit sind zum Teil auf kleinen Taxi-Zetteln notiert und ich bin jetzt langsam bereit, sie zu Geschichten zu formen. Mich würde sehr interessieren, ob ihr der Meinung seid, dass dies ein geeignetes Material sein könnte. Die kurze Geschichte ist der erste Zettel meiner Sammlung. Sie ist noch komplett unbearbeitet. Über Kritik und Anregungen würde ich mich sehr freuen.
 

Hagen

Mitglied
Hallo Mia Lila.
Ich würd mal sagen: Hau raus, das Ding!
Ich liebe derartige Storys; - wenn sie gut recherchiert sind!
Doch denke dran, der geneigte Leser wird Dich ständig mit der Protagonistin deiner Story identifizieren!

Je dringender man ein Detail für eine gute Geschichte braucht, desto schwieriger ist es zu recherchieren; - es sei denn, man hat die Geschichte selbst erlebt.

Nun denn, Du solltest Dich nicht entmutigen lassen und schreiben, denn die LL ist ein Haifischbecken!
Denn:
Der Neid gewisser Leute kann sich nicht verbergen. Er klagt an und verurteilt, ohne Beweise zu haben; er übertreibt die Fehler; er hat maßlose Namen für die geringsten Irrtümer, und seine Sprache ist voll Bitterkeit, Übertreibung und Mißgunst. Mit unerbittlichem Haß und rasender Wut stürzt er sich auf jedes wirkliche Verdienst; er ist blind, jähzornig, gefühllos, brutal.
Luc de Clapiers Vauvenargues


Herzlichst
Yours Hagen

Wir lesen uns!

________________________
Zwei Dinge sind zur Arbeit eines Schriftstellers nötig:
Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft,
etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat,
wieder wegzuwerfen.
 

Vagant

Mitglied
Mia, ich hätte einiges sagen wollen aber meine Tablettastatur streikt und der Rechner steht momentan weit weg (bzw. Ich bin weit vom Rechner entfernt). Deshalb nur schnell mal mit dem Handy: Der Satz 'zwischen high-soc......bis .... one-night-stands.' sucht dringend ein Verb.
LG vagant.
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Mia,

ich wüsste nicht, warum sich der Stoff nicht für eine längere Geschichte eignen sollte. Eher im Gegenteil, glaube ich da lässt sich bestimmt etwas rausholen. Wobei der autobiographische Zug (wenn ichs recht verstanden habe) meines Erachtens kein Hindernis ist. Du könntest dabei glaube ich wohl auch die Form einer Tagebucherzählung beibehalten, allerdings solltest du schauen, dass du die einzelnen Beiträge nicht allein in sich stehend hast, sondern sie gewissermaßen als ein Mosaik, ein Gesamtbild ergeben.

Es ist natürlich schwer anhand eines so kurzen Textstückes eine Einschätzung zu gebven. Ich hoffe die unausgeghorenen Überlegungen sind zumindest ein bisschen hilfreich.

Beste Grüße

Blumenberg
 



 
Oben Unten