Tagebucheintrag eines Toten

3,00 Stern(e) 1 Stimme

PaulIrini

Mitglied
Heute habe ich einen kleinen Ausflug auf die Erde gemacht. Als ich den Friedhof, auf dem ich begraben liege, aufsuchte, fragte ich, ob man wohl wüsste, wo ich liege. Man wusste es nicht, man musste erst nachschauen. Als ich vor meinem Grab stand, die Aufschrift las, wurde mir wieder warm ums Herz: Wenigstens mein Name war in Stein gemeißelt. Aber ich war wohl zu früh gegangen, ich war ja keine zwanzig Jahre alt gewesen.

Ich machte mir die Umstände, meine Familie zu besuchen. Richtig, es war Weihnachten. Wie sie alle um den Tisch saßen... Komisch. Das sah so harmonisch aus. Naja, ich sah mir das Ganze durchs Fenster an. Vielleicht ein wenig zu lang. Mein Bruder hatte mich als Erster entdeckt. Er war inzwischen Ende Zwanzig, wenn ich richtig gerechnet habe. Die Zeit vergeht einfach zu schnell.
Er zeigte auf mich, man erkannte mich nicht. Meine Eltern zeigten auf mich, rümpften daraufhin die Nase. Ich glaube, sie hielten mich für einen Obdachlosen, der etwas von der Weihnachtsgans abbekommen wollte.

Ich machte mich unsichtbar und setzte mich in die Stube. Nach einigen Stunden ging ich wieder. Vielleicht war meine Illusion zu groß, zu denken, man würde sich an mich erinnern. Sei es drum! Dann ist die Erinnerung an mich schon ganz verblasst...
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hm, ein Toter kann keinen Tagebucheintrag schreiben. Er ist tot. Vielleicht eine zurückgekehrte Seele oder ein Engel oder so...
 



 
Oben Unten