Tanz mit dem Schnee

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Eilan

Mitglied
Wie ein verlorener Geist wandelte ich durch die Strassen, orientierungslos wohin mich die Füsse trugen. Den Schal um den Hals geschlungen, den Mund verdeckend. Mit leuchtend roter Nasenspitze und geröteten Wangen. Meine rötlichen Haare fielen mir ins Gesicht und verdeckten meine Augen die nachdenklich auf den asphaltierten Boden gerichtet waren.
Ein kalter Wind wehte und meine Ohren schmerzten etwas. Wieder ein trostloser Winter der begonnen hatte, wieder die Selbe kalte Jahreszeit. Und schon wieder der Selbe graue Himmel.
Jedes Jahr das Gleiche, und doch freuten sich die Leute jedes Jahr von neuem. Die Strassen waren voll von Leuten die von einem zum anderen Kaufhaus rannten um ihre Weihnachtseinkäufe zu machen.

Weihnachten, ich runzelte die Stirn und dachte über das Fest nach, welches keine wirkliche Bedeutung für mich hatte. Ich konnte nichts mit den Hintergründen dieses Festes anfangen, doch dann kamen wieder die Bilder von den vergangen Weihnachtsfesten in mir hoch.
Der geschmückte Baum, im Licht der Kerzen wunderschön anzublicken, das traute Beisammensein und auch wenn das Essen nicht immer schmeckte, so freuten sich doch alle immer wieder über die Geschenke, und waren sie auch noch so bescheuert.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus als ich wieder an letztes Weihnachten denken musste, als ich am Ende der Geschenkeauspackerei unter einem Berg von Socken begraben lag.

Es begann zu schneien und ich zog die Schultern noch etwas mehr hoch und vergrub mein Gesicht tief im warmen Schal und die Hände in den Taschen meines langen Mantels, der mir zu gross und dessen Futter schon an etlichen Stellen zerrissen und ausgefranst war.
Eine grosse weisse Schneelocke schwebte auf mich zu und landete auf meiner Nase. Sie schmolz, kaum hatte sie meine Haut berührt.
Ich blickte zum Himmel hinauf und sah dem übermütigen Tanz der Schneeflocken zu. Die Übermütigkeit war ansteckend und ich hatte grosse Lust etwas mitzutanzen. Ich drehte mich im Kreis und breitete meine Arme aus. Ein Lachen erklang, ich merkte dass ich es war die lachte.
Weihnachten bedeutete Lebkuchen und Zimtsterne, Apfelpunsch und wohlduftende Tees.

Die Leute sahen mich verwirrt an oder schüttelten die Köpfe, manche lächelten und ein kleines Kind begann auch mit den weissen Sternen zu tanzen die vom Himmel fielen. Ihre Mutter hatte jedoch kein Verständnis dafür und zerrte sie weiter, in das nächste Geschäft.
Ich fühlte mich beschwingt und ein leichter Hauch von Vorfreude und Glücklichkeit breitete sich in mir aus.
Ich sah die beleuchteten Fenster eines Cafés vor mir in einer Strasse. Zum goldenen Stern, vor der Tür prangte ein grosser Stern der von den Schneeflocken überzogen im Licht leicht glitzerte. Ich dachte kurz nach und trat dann durch Tür, sogleich erklang das Klingeln der darüber befestigten Glöckchen. Der Duft von frischem Zimt-Tee und Gebäck wurde meiner Nase aufgesogen. Ich suchte mir einen kleinen Tisch in einer Ecke aus wo es gemütlich und, das Wichtigste, warm war. Ich bestellte mir einen Zimt-Tee von dessen Duft ich mich hatte verführen lassen.

Die Glöckchen über der Tür klingelten wieder und ein Mann trat ein. Auch seine Nase war rot und seine Wangen glühten. Ein Strassenwandler wie ich. Keine einzige Einkaufstasche in der Hand.
Er sah sich um und entdeckte noch einen freien Platz in der Ecke. An meinem Tisch. Er schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und wich einer Kellnerin aus die sich gerade mit einer dampfenden Tasse Tee den Weg zu mir bahnte. Dann stand er vor dem Tisch. Er lächelte als er mich fragte, ob er sich zu mir setzten dürfe. Ich lächelte zurück und nickte. Er kämpfte sich aus den vielen Schichten Winterbekleidung, bis zum Pullover vor und setzte sich schliesslich. Die Kellnerin hatte es inzwischen auch bis zum Tisch geschafft und stellte die Tasse Tee vor mich hin. Der Mann mir gegenüber sog den Duft tief ein und seufzte. "Mir bitte auch eine Tasse von diesem Tee." Er lachte. Ich sah das Leuchten in seinen Augen und wusste; Er hat auch mit den Schneeflocken getanzt.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

eine nette kleine geschichte. besonders der schluß ist bestechend. aber den absatz mit der wörtlichen rede halte ich für überarbeitungsbedürftig. ganz lieb grüßt
 

Eilan

Mitglied
Die wörtliche Rede

Hallo Flammarion

Die wörtliche Rede ist nun gestrichen, bis auf "Mir bitte auche eine Tasse von diesem Tee."

Nun ja, ich muss zugeben es sieht schon viel besser aus...*lach*

Danke für deinen Beitrag.

Schneeflockenumwirbelte Grüsse
Eilan
 



 
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