Tapferkeit

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Sta.tor

Foren-Redakteur
Tapferkeit

Stolz und unter Eid gestellt
zieht er tapfer in das Feld.
Denn die Heimat ist bedroht
durch des Feindes Aufgebot.

Als man zu den Waffen rief,
war er nicht zu halten, lief
von der Arbeit hin zum Heer.
Seine Frau sah ihn nicht mehr.

Eingekleidet und gedrillt
gibt er nun das Ebenbild
heldenhafter Tapferkeit.
Und der Kampf ist nicht mehr weit.

Die Strategen in den Bunkern,
zwischen Stabsgesocks und Funkern
reiben sich derweil die Hände.
Sehen schon den Feind am Ende.

Sehen sich schon plündern, rauben,
Beute machen, Schätze klauben,
sich die großen Taschen füllen
und in feinste Tücher hüllen.

Hohe Ämter, Positionen,
werden nach dem Sieg belohnen,
wer nicht in die Kämpfe zog,
sondern frech das Volk belog.

Wessen Dreistigkeit am tollsten,
wessen Lügenmaul am vollsten,
dass das Volk ihm blind vertraut,
rettet immer seine Haut.

Selten nur in der Geschichte
wurden solche Bösewichte
ihrer Taten angeklagt.
Meistens hat man's nicht gewagt.

Denn was dann ans Licht gelänge
brächte manchen arg in Zwänge.
Angesichts Erklärungsnot,
schwieg man manches lieber tot.

Doch so groß des Menschen Geist,
so verschwindend klein ist meist,
der Verstand, wenn's heißt das Leben
für wen anders aufzugeben.

Für die Gauner, die beizeiten
Kriege heimlich vorbereiten.
Die mit Menschenleben spielen
und auf Machtvermehrung zielen.

Weil sie gern Profite machen,
bringen Leichen sie zum lachen.
Massenmord ist Konjunktur!
Skrupel? Zweifel? Keine Spur!

All dies Kriegsgewinnlerpack,
stecke man in einen Sack.
Und dann mit dem Knüppel fein,
prügle man die Beulen klein.

Unser Held vom Anbeginn,
zählt nun auch zum Kriegsgewinn.
Von diversen Körperschäden,
profitieren Orthopäden.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sta.tor,

die vorletzte Strophe würde ich rausnehmen, denn dass der Autor wütend ist, das merkt man auch so. Der Leser sollte wütend werden und es sollte ihm die eigene Wut nicht schon durch die Wut des Autoren abgenommen werden, finde ich.

Die letzte Strophe ist, wie meistens bei Deinen Texten, wieder sehr gut gelungen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Dr. h.c.lyr. Sta.Tor,

gern möchte ich Vreni`s Vorschlag unterstützen, würde sogar noch `ne Ecke mehr wegkürzen:
Tapferkeit

Stolz und unter Eid gestellt
zieht er tapfer in das Feld.
Denn die Heimat ist bedroht
durch des Feindes Aufgebot.

Eingekleidet und gedrillt
gibt er nun das Ebenbild
heldenhafter Tapferkeit.
Und der Kampf ist nicht mehr weit.

Die Strategen in den Bunkern,
zwischen Stabsgesocks und Funkern
reiben sich derweil die Hände.
Sehen schon den Feind am Ende.

Sehen sich schon plündern, rauben,
Beute machen, Schätze klauben,
sich die großen Taschen füllen
und in feinste Tücher hüllen.

Hohe Ämter, Positionen,
werden nach dem Sieg belohnen,
wer nicht in die Kämpfe zog,
sondern frech das Volk belog.

Für die Gauner, die beizeiten
Kriege heimlich vorbereiten.
Die mit Menschenleben spielen
und auf Machtvermehrung zielen.

Weil sie gern Profite machen,
bringen Leichen sie zum lachen.
Massenmord ist Konjunktur!
Skrupel? Zweifel? Keine Spur!

All dies Kriegsgewinnlerpack,
stecke man in einen Sack.
Und dann mit dem Knüppel fein,
prügle man die Beulen klein.


Unser Held vom Anbeginn,
zählt nun auch zum Kriegsgewinn.
Von diversen Körperschäden,
profitieren Orthopäden.
Das langte vermutlich, findigster aller Hc`s ...

Sichmalindieeckeduckt
Heidrun
:cool:
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Vera-Lena und Heidrun,

kürzen, nun ja, eine Strophe könnte wohl weg, aber nicht der Prügelsack. Den sollte sich jeder wünschen und auch bekommen. Der Grund der Länge ist, dass jeder der Verantwortlichen - militärischer Führungsidiot, politischer Entscheidungskrimineller und wirtschaftlicher Gierschlund vorgeführt werden soll.

Außerdem habe ich da so eine Lieblingsstrophe, die Heidrun im Handstreich hinweggefegt habt. Und das ist die Strophe 10. Die hat eigentlich das Zeug dazu, alleine für sich zu stehen. Genaugenommen könnte man alle anderen Strophen streichen und der Titel würde immer noch stimmen. :rolleyes:

Nachdenklich geworden
Sta.tor
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Tapferkeit

Stolz und unter Eid gestellt
zieht er tapfer in das Feld.
Denn die Heimat ist bedroht
durch des Feindes Aufgebot.

Als man zu den Waffen rief,
war er nicht zu halten, lief
von der Arbeit hin zum Heer.
Seine Frau sah ihn nicht mehr.

Eingekleidet und gedrillt
gibt er nun das Ebenbild
heldenhafter Tapferkeit.
Und der Kampf ist nicht mehr weit.

Die Strategen in den Bunkern,
zwischen Stabsgesocks und Funkern
reiben sich derweil die Hände.
Sehen schon den Feind am Ende.

Sehen sich schon plündern, rauben,
Beute machen, Schätze klauben,
sich die großen Taschen füllen
und in feinste Tücher hüllen.

Hohe Ämter, Positionen,
werden nach dem Sieg belohnen,
wer nicht in die Kämpfe zog,
sondern frech das Volk belog.

Wessen Dreistigkeit am tollsten,
wessen Lügenmaul am vollsten,
dass das Volk ihm blind vertraut,
rettet immer seine Haut.

Selten nur in der Geschichte
wurden solche Bösewichte
ihrer Taten angeklagt.
Meistens hat man's nicht gewagt.

Denn was dann ans Licht gelänge
brächte manchen arg in Zwänge.
Angesichts Erklärungsnot,
schwieg man manches lieber tot.

Doch so groß des Menschen Geist,
so verschwindend klein ist meist,
der Verstand, wenn's heißt das Leben
für wen anders aufzugeben.

Für die Gauner, die beizeiten
Kriege heimlich vorbereiten.
Die mit Menschenleben spielen
und auf Machtvermehrung zielen.

All dies Kriegsgewinnlerpack,
stecke man in einen Sack.
Und dann mit dem Knüppel fein,
prügle man die Beulen klein.

Unser Held vom Anbeginn,
zählt nun auch zum Kriegsgewinn.
Von diversen Körperschäden,
profitieren Orthopäden.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sta.tor,

auf die Gefahr hin, dass ich Dich jetzt ganz und gar nicht erfreue, möchte ich Dir aber trotzdem sagen, was mir bei der 10. Strophe auffällt.

1. diese Strophe ist auch meine Lieblingsstrophe.

2. Sie enthält einen kleinen Denkfehler. Wenn jemand überlegt, ob er ein Opfer bringen soll, dann ist es der Verstand, der sich riesengroß aufbläht und immer NEIN; NEIN!!! schreit. Es ist das Herz, das den Menschen dazu antreibt, ein Opfer zu bringen.

Einen Änderungsvorschlag kriege ich aber nicht hin, weil es nicht so einfach ist, das einsilbige Herz da in den Rhythmus einzufügen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

MarenS

Mitglied
Ich stimme Vera-Lena leichten Herzens zu: Der Prügelsack, den wünscht sich eh jeder, der den Mummenschanz durchschaut, du musst ihn nicht explizit dem Leser vor die Nase stellen.
Strophe 10 sollte bleiben dürfen...allerdings stimme ich auch da Vera-Lena zu.

Grüße von Maren
 
L

label

Gast
Lieber Sta.tor

Ich habe dein Gedicht nun viele Male gelesen und ich stimme dir in allen Punkten zu. Ich habe vor einiger Zeit eine Soziologie-Abhandlung zu diesem Thema gelesen, die enthielt mehr Worte, sagte aber das gleiche und nicht so flüssig verdichtet und verreimt.

Allerdings kommen nicht alle Szenarien die du beschreibst, gleichermaßen während eines Kriegs zum Einsatz. Diesbezüglich gingst du das Thema universell an und darum auch muss es so lang sein, wie es ist.

Würdest du dich dazu entschließen dich auf einen bestimmten Mechanismus (Verteidigungskrieg, Angriffskrieg und dann noch unterscheidbar nach Staatsform - Demokratie Monarchie Diktatur) zu beschränken, wäre es natürlich kürzer.
Einige deiner Strophen kämen natürlich in allen Variationen vor.

Vielleicht gibt dir das eine Entscheidungshilfe falls du dich wirklich dazu durchringen solltest zu kürzen ( was ich schade fände)

Doch so groß des Menschen Geist,
so verschwindend klein ist meist,
der Verstand, wenn's heißt das Leben
für wen anders aufzugeben.
Diese Strophe finde ich in ihrer Ambivalenz hervorragend forumliert, denn sie deckt beide Extreme ab, den indoktrinierten, fanatisierten, als auch den ängstlichen, feigen oder egoistischen Menschen.

Respekt vor dieser Leistung, die die Komplexität dieses Themas umfassend ausgeleuchtet hat.

Zu Metrikalitäten: Für mich ist entscheidend ob ein Text klingt und sich flüssig lesen läßt - deiner tut es.

liebe Grüße
label
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Liebe Vera-Lena,

Deine Antworten erfreuen mich immer.
Natürlich kommt es vor, dass das Herz bei Entscheidungen eine Rolle spielt. Eine emotionale Rolle eben.
Der Mensch ist zu großen Opfern bereit, wenn es darum geht zu helfen. Bei Einigen geht die Hilfsbereitschaft sogar so weit, das eigene Leben hintenan zu stellen, um Anderes zu retten.
Das geschieht aus eigenem Antrieb und ist nicht zu kritisieren. Diese Menschen kann man als Helden bezeichnen.
Anders verhält sich die Sache im Krieg.
Dieses Gedicht klagt diejenigen an, die sich anmaßen, vom Größenwahn getrieben, tausende bis Millionen von Leben eigenen Zwecken zu opfern. Und der Irrsinn steigert sich darin, dass da die Millionen auch noch mitmachen. Sich abschlachten lassen weil einer/eine Clique das so will.
Und selbst wenn das Herz vor Angst schon aus dem Hosenbein gefallen ist, wirft man sich völlig unsinnig und verstandslos in den gegnerischen Kugelhagel, nur weil hinter einem ein völlig abgestumpftes, minderintelligentes Befehlstier dazu auffordert.

Meine Überlegung ist natürlich universell und betrifft alle Armeen gleichzeitig. Der Verteidiger sieht sich naturgemäß als gerechterer Kämpfer. Der Tod ist ihm trotzdem ziemlich sicher und die Gründe des Konflikts hat er mit Sicherheit nicht zu verantworten. Natürlich kann man in einen emotionalen Konflikt geraten - einerseits muss die geliebte Heimat gegen einen Angriff (ebenfalls emotiongesteuerter) Gegner verteidigt werden, andererseits ist es völlig abartig von mir zu verlangen, mein Leben herzugeben. Nach dem Krieg saufen die Diplomaten Champagner und ich vermodere im Massengrab.
Das alles weiß auch jeder andere Mensch, ruft es aber im Ernstfall nicht ab. Da versagt der gesunde MenschenVERSTAND.

So meinte ich das, liebe Vera-Lena und Maren.

Und Du, liebe label, hast es sicherlich auch so verstanden, darum danke ich auch Dir für Deine Antwort.

Viele Grüße
Sta.tor
 

Vera-Lena

Mitglied
Ah, jetzt erchließt sich mir die 10. Strophe, lieber Sta.tor.

Ja, jetzt habe ich eine andere Gedankenverbindung. Auf Selbstmordattentäter passt sie beispielsweise. Da hat man in der Tat,so denke ich jedenfalls, sein Verstandspotential an jemand anders abgetreten.

Ich finde es beeindruckend, wie Du hier auf viele Einzelheiten eingehst, aus welchen Motiven heraus ein Krieg angezettelt wird und was sich die Verantwortliche davon erhoffen.

Mit der vorletzten Strophe kann ich mich immer noch nicht anfreunden, weil ich da meine persönlichen Vorstellungen von menschlicher und irdischer Gerechtigkeit habe und weil ich nicht davon überzeugt bin, dass "Bestrafungen" selbst wenn sie exemplarisch sind, die Menschheit wirklich abschrecken und in ihrer Entwicklung, das Gute zu erkennen und durchzusetzen, voranzubringen. Trotzdem verstehe ich aber Deinen Wunsch nach Gerechtigkeit.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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