Teddys Wunschzettel

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Flitzi

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Zur Abkühlung mal eine Weihnachtsgeschichte:

Teddys Wunschzettel


Mama brachte Mia ins Bett und deckte sie zu, als ihr plötzlich etwas einfiel.
„Wir haben etwas sehr Wichtiges vergessen, Mia! Heute ist der erste Advent. Da musst Du doch Deinen Wunschzettel auf die Fensterbank legen, damit ihn die Englein abholen können.“
„Oh ja!“, rief Mia aufgeregt und sprang aus ihrem Bett heraus. Sie hüpfte zu ihrem Schrank und zog den Wunschzettel heraus, den sie ein paar Tagen zuvor zusammen mit ihrem Papa geschrieben hatte. Ein neue Puppe und einen Tretroller wünschte sie sich zu Weihnachten, und vielleicht noch ein paar Süßigkeiten.
Sorgfältig legte sie den Papierbogen mittig auf ihre Fensterbank, damit ihn die Englein sofort finden und zum Christkind bringen konnten. Dann kroch sie zurück in ihr warmes, wohliges Bett.
Nachdem Mama ihr einen dicken Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte, schlief sie sofort ein. Ganz im Gegensatz zu ihrem Teddy.
Mias Teddy saß hellwach im Bett und kratzte sich nachdenklich hinter seinen Plüsch überzogenen Ohren. Wie hatte er das nur vergessen können? Die letzten Tage hatte er kistenweise leckere Kekse gebacken und Weihnachtssterne gebastelt. Dabei hatte er überhaupt nicht daran gedacht, seinen Wunschzettel zu schreiben.
Erschrocken klimperte Teddy mit seinen Knopfaugen und kletterte, an Mia vorbei, aus dem Bett heraus. Im halbdunklen Zimmer tapste er umher und suchte verzweifelt nach einem brauchbaren Stück Papier, auf das er seine Wünsche schreiben konnte. Leider fand er nichts, nicht einmal einen klitzekleinen Fitzel.
Als er überlegte, kam ihm die Idee, heimlich in die Toilette zu schleichen und sich ein Stück Klopapier zu besorgen. Darauf wollte er seine Wünsche schreiben. Auf Tatzenspitzen huschte er über den kalten Flur ins Badezimmer und mit einem Blatt Papier unterm Arm wieder zurück.
Dann setzte er sich an Mias Basteltisch, auf dem eine bunte Dose mit Malstiften stand, und dachte darüber nach, was er sich zu Weihnachten wünschte. Und das war gar nicht so einfach.
Ein wenig Spielzeug, etwas zum Anziehen und eine gute Freundin, nämlich Mia, hatte er bereits, aber was er noch nicht hatte, war eine Lokomotive. Aus Holz sollte sie sein und so groß, dass Teddy mit ihr mitfahren konnte. Immer und immer wieder im Kreis, das wäre toll.
Teddy legte das Papier bereit, nahm sich einen roten Filzstift aus der Dose und wollte anfangen, als ihm einfiel, dass er ja gar nicht schreiben konnte.
„Daran habe ich ja gar nicht gedacht!“, murmelte Teddy verzweifelt. Letztes Jahr hatte Mias Vater ihm geholfen, aber der lag nun selber in seinem Bett und schlummerte tief und fest.
Nachdenklich kaute Teddy auf seinem Stift herum und überlegte, wer ihm beim Wunschzettelschreiben helfen konnte. Da es aber bereits ziemlich spät war und alle schliefen, konnte er niemanden finden.
„Dann muss es eben anders gehen!“, sagte Teddy zu sich selbst und beschloss, seinen Wunschzettel nicht zu schreiben, sondern zu malen. Die Englein würden ihn schon verstehen.
Er suchte sich ein paar Stifte heraus und begann eine große, rote Dampflok mit Schienen auf das Stück Toilettenpapier zu zeichnen. Zum Schluss malte er noch einen braunen Teddy in die Lok hinein, damit das Christkind auch wusste, dass er selber mitfahren wollte.
Als er fertig war, hielt Teddy sein Kunstwerk hoch und betrachtete es.
„Gar nicht so schlecht!“, sagte er stolz und tapste leise zur Fensterbank hinüber. Vorsichtig legte er seinen Wunschzettel direkt neben Mias und schlich zurück ins Bett. Er kuschelte sich unter die warme Daunendecke und schlief friedlich neben Mia ein.
In der Nacht wurde er jedoch noch mal durch ein leises Geräusch geweckt. Verschlafen öffnete er eines seiner Knopfaugen und sah den Schatten zweier Engelchen, die auf der Fensterbank hockten.
„Oh welch ein schöner Wunschzettel! So eine schöne Lok!“, hörte er sie leise flüstern und sah ihre Schatten anschließend davon fliegen. Glücklich grinsend drehte Teddy sich um und schlief wieder ein. In dieser Nacht träumte er vom Heiligen Abend und von seiner tollen, roten Lokomotive, auf der er im Kreis fuhr, immer und immer wieder.
 
Die Idee ist wie immer bei dir eine wirklich niedliche, das vorweg.
Gefallen hat sie mir auch gut (wie machst du das, dass du tatsächlich so kurze Geschichten schreibst, die in sich mehr Leben haben als andere doppelter oder dreifacher Länge??), mich reißt sie jetzt allerdings auch nicht derart zu Begeisterungsstürmen hin, wie das einige anderer deiner Werke machen (vielleicht ist es auch einfach tatsächlich noch zu heiß dafür, hehe).

Ich glaub, am meisten hat mich die Sache mit dem Vater gestört. Dass er im Vorjahr geholfen hat, war mir ein wenig zu phantastisch und ich glaube auch nicht unbedingt, dass ein Kind darauf reinfällt (also wenn ICH rauskriege, dass MEIN Papa...*g*)?

Und den Begriff "Klo" hätte ich wohl gar nicht verwendet, aber das kann auch einfach eine Überbewertung von mir sein.

Liebe Grüße und dank für neuen Lesestoff von dir,
Tanja :)
 

Flitzi

Mitglied
Danke für das Statement. Ich werde an der Geschichte sowieso noch feilen müssen, da sich in einem anderen Forum die Leser das Ende etwas anders gewünscht hätten.
Gruss
Sabine
 



 
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