Teil zwei eines fortgesetzten Remakes

kr_ali

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Teil zwei eines fortgesetzten Remakes

Es gibt dramatische Neuigkeiten in der Filmindustrie. Klar, wie immer in der heutigen Zeit, bedingt durch technische Neuentwicklungen.

Etwas anderes als verbesserte Technik kann eben nicht mehr dazu beitragen, daß von der Forderung nach Erfüllung von ehelichen Pflichten von der weiblichen Seite keine Rede mehr ist und Zufriedenheit die innerliche Leere ersetzt hat, daß Alarmanlagen den schlafenden Inhaber eines Warenhauses anrufen, wenn sich eine Maus in den endlosen, langen Gängen verlaufen hat und durch eine Lichtschranke gestellt worden ist, daß Raketen nun automatisch ihr terroristisches Ziel selbst suchen und zerstören, ohne daß sich auch nur 100 m weiter ein Fenster verstellt hat, daß eine sympathische Frauenstimme einen Tarifcheck begleitet, deren Besitzerin sich zur gleichen Zeit zu Hause von der Häkelmaschine nach Eingabe des Farb- und Maßwunsches einen Pulli anfertigen läßt oder eben Zufriedenheit celebriert, aber das hatten wir ja schon...

Wir Menschen scheinen auf den ersten Blick einfach zu perfekt geworden zu sein, alles, was früher mühsam, schwer und schwierig war, wird heute durch künstlich intelligente Helfershelfer erledigt, obwohl das Wort künstlich hier im Vergleich zu den Menschen, die sie nutzen, eigentlich doch blanker Hohn ist.

Sicher gibt es auch Menschen, die Technik entwickeln, diese schlauen Leute, aber es gibt auch viele, die Politik machen, Menschen, die neue Sekten entwickeln oder über die neue Rechtschreibung oder über Rasenspiele stundenlang philosophieren können, Leute, die neue Ernährungsrichtlinien entwerfen, den Kaffee, Alkohol und die Zigaretten, Fett und gleichzeitige Adrenalinschübe wegzulassen oder dieses nur dosiert und gelegentlich oder nach genauer Maßgabe zu betreiben, wenn es unbedingt einem danach ist, sich aber dafür wie ein Kind über die intelligente Badezimmer-Fußbodenheizung herzlich freuen können oder über einen Drucker, der sich selbst repariert, die Fehlermeldung online an den Hersteller schickt und sich beim Benutzer für seinen Einsatz bedankt.

Natürlich muß es auch viele geben, die Technik konsumieren, denn wofür hätten sich die schlauen Leute sonst die Köpfe zerbrochen. Alles muß ja seinen Abnehmer finden, Technik darf nicht ohne Nachfrage produziert werden, das kostet doch Geld, bei Menschen sieht das sicher anders aus, aber bei Technik ist das so.

Ja, so driftet man ab, wenn man über den Kern des heutigen menschlichen Entwicklungspotentials nachdenkt.

Alles Menschliche und alles Zwischenmenschliche, alles wesentliche für- und gegeneinander zwischen den Menschen, ist ja im Grunde schon erfunden, entdeckt und ausgeschlachtet worden, was sollte hier also noch kommen?

Shakespeare ist ja schon lange tot.

Angebot und Nachfrage, Kosten, Einsatz, Input und Output...die Filmindustrie hat sich neue Technologien zunutze machen können, um alte, ausrangierte, teure, gefeierte und doch wieder schnell vergessene Streifen neu nutzbar zu machen.
So erreicht man durch einen minimalen Kosteneinsatz neue Qualität, neue Zuschauermassen, die dankbar in den Kinohallen mit Tüten knistern und mit ihren Köpfen anderen die Leinwand verdecken und zahlen, zahlen, zahlen: DURCH DAS UPDATEN VON FILMEN.

Genau, das Prinzip kommt aus der Computerbranche, man programmiert schnell etwas hin, orientiert sich am Kostenrahmen, an den personellen Gegebenheiten und macht durch Updates im Zeitablauf ein brauchbares, vielleicht sogar interessantes Programm daraus.

Und so können wir uns in Zukunft auf Filme einstellen, wo bei der Version 1.1 so etwas wie Erinnerung in uns aufsteigt, so etwas in dieser Art schon einmal gesehen zu haben. So etwas, was früher ein Remake war...

Die Version 1.2. wird uns kaum noch an das einst mühsam abgedrehte Material erinnern, was wir schon längst vergessen glaubten und auch vergessen konnten, es ist alles frisch und neu und dem Trend entsprechend.

Und die folgende Version 5.0 wird begeistert aufgenommen, als etwas noch nie dagewesenes gefeiert und bekommt 11 Oskars...zum zweiten Mal...

So nimmt man sich den zweiten Teil (siehe unter Remakes oben!) einer Serie, wo ein guter und ein böser Roboter mitspielen, wo der eine versucht, die Welt zu retten, indem er den Sohn einer abgedrehten Mutter, der in der Zukunft als Weltretter gegen die böse gewordene Technik (wie konnte das passieren, die "Sind Sie sicher"-Frage mit "Ja" beantwortet?) obsiegen wird, beschützt, wo der böse Roboter gerade diese Welt- oder sagen wir besser, diese globale Menschenrettung verhindern will, indem er dem eingangs erwähnten Sohn, der von einem Co-Weltenretter aus der Zukunft und in der Gegenwart kommend, eben im ersten Teil dieser Serie gezeugt worden ist, den Hals umzudrehen versucht.

Also eine hanebüchende Story voller Unwahrscheinlichkeiten, Fiktionen, Fehler und einem schlechten Drehbuch ohne einen einzigen guten Schauspieler...daraus wird nun mittels neuster Technik etwas Anspruchsvolles, jedenfalls etwas erneut Erfolgreiches gemacht.

Man nimmt das bestehende Material und kopiert einfach echte Schauspieler über die Darsteller. Da die Darsteller ursprünglich dunkel gekleidet sind und der gute Roboter sogar schwarzhaarig ist, und das einfach nicht mehr in ist, nimmt man einen blonden Recken, der die Schauspielschule mit "eins" bestanden hat und bereits durch "Hamlet"-Aufführungen aufgefallen ist und animiert ihn mit seinen großartigen Gesten über die stumpfe Miene des Originals.

Die Lederbekleidung war zum Schluß des alten Films ohnehin abgeschabt und wird durch lässige Sonntagsnachmittagsbekleidung ausgetauscht.

Die Mutter darf nicht abgedreht sein und schon gar keine weinerliche Schlägervisage nach der dritten Runde haben, sie wird durch modernstes computerisiertes Videostreaming durch eine ansehnliche Frau mit Traummaßen und einer hohen schauspielerischen Spezialbegabung ersetzt.

Das Drehbuch ist so schlecht gewesen, daß man nun gezwungen ist, eine Liebesgeschichte hieraus zu machen, die Böse-Roboter-Rolle wird also als solche einfach gestrichen.
Die Szenen mit ihm in diversen LKWs werden geschickt modifiziert, er durch Spezialprogramme älter aussehend gemacht, mit Bart und Arbeitshemd ist er nun einfach ein LKW-Fahrer, der väterliche Freund des künftigen Weltenretters -Hiebe werden durch Großrechner gegen Umarmungen ausgetauscht-, der eben aus der ersten Beziehung der schönen, erotisierenden Frau stammt, und bemerkt, wie der junge Mann von seiner Mutter vernachlässigt wird, da ihr Herz brutal für Blondie zu schlagen beginnt.

Der Trucker versucht den Jungen durch kleine Moped- und LKW-Rennen in stillgelegten Kanälen von seiner ausweglosen Situation abzulenken.

Doch der blonde, junge Recke und die schöne Frau interessiert das kümmerliche Dasein ihres gemeinsamen Halbwaisen-Stiefkinds wenig, ihre Liebe ist gewaltig, gespickt mit Softcore-Szenen und interessanten Dekoletee-Einblicken am Anfang der Leidenschaft, lassen sie alle Gegner ihrer Liebe hinter sich zurück und reisen bei Nacht und Nebel mit dem Schiff nach Übersee, wo man in den dafür vorgesehenen Szenen in die alten Bilder einfach eine Schiffskulisse einblendet.

Der väterliche Freund verliert seinen LKW, also seine Arbeit und fängt in einem Stahlwerk an, der Junge gerät auf die schiefe Bahn, indem er seine ganze freie Zeit in Spielhallen verbringt.

Die beiden letztgenannten läßt man aus dem Auge des Betrachters entschwinden und bergen so noch Stoff für eigene Filme und Einspielstatistiken.

Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Liebe der beiden Hauptdarsteller, die in eine ungewisse Zukunft reisen...(das modifizierte Ende des alten Films)...der Blick über das schwarze Wasser...beide stehen eng umschlungen nach einem Kuß an der Reling...ein leises Grollen des Schiffsmotors wird animiert...da fragt der Computer:"Wollen Sie nun die Titanic-Daten übernehmen? J/N".
 

unbekannt2581

Verbotenes Mitglied
Shakespeare ist ja schon lange tot.

tja, schade....

Deine Ausführungen sind richtig, gut und angenehm zu lesen, nur für mein Empfnden in diesem Forum verkehrt am Platz. Darf ich dich einladen es im Forum "Tagebuch" zu posten, das ich auch moderiere ? Auf Wunsch verschiebe ich es gerne dorthin...

Bemerkung am Rande :
Es wäre schön , wenn in öffentlichen Lehrplänen "für allgemeinbildenende Schulen " der Film eine Rolle spielen würde.

schönen Sonntag noch

mikel
 

kr_ali

Mitglied
Tagebuch??

Ich verstehe nicht ganz, was meine Satire mit einer tagebuch-ähnlichen Aneinanderreihung von Erlebnissen oder Erfahrungen gemein haben soll; natürlich kann es auch sein, daß mir und allen anderen, die mir gegenüber mit dem Begriff "Tagebuch" im weitesten Sinne gearbeitet haben, eine falsche Definition beigebracht worden ist.

Vielleicht sind Satiren wirklich Tagebücher, so nach dem Motto: "Mein ganzes Leben ist ein Schwank" Ok.

Jedenfalls sollte dieser Text eine Satire auf das Schwotzenägga-Epos "Terminator 2" sein.

Ok.

Man mache mit diesem Text, was man wünsche und verstehe ihn, wie man wolle.

Sers

kr_ali
 



 
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