Telefon

Petra

Mitglied
Ein Müder, kaum daß er sich legt,
wird empfindlich vom Telefon erregt.
Doch kaum nimmt ers Gespräch entgegen,
ist andernends niemand zugegen.

Nanü, denkt er und schlurft mit Ach
Zurück zum Sessel und bleibt wach.
Er kombiniert - wohl ganz zu Recht -,
daß es ihn nochmals wecken möcht.

Sein Kopf wird schwer, er sinkt vornüber,
und bald darauf er schlummert wieder,
doch jedesmal, daß des Kopfes Ruck er spürt,
er senkrecht in die Höhe fährt.

Schon eingedenk von Wichtigkeit
Dem Meier gar nichts übrig bleibt.
Könnt sein, daß es noch einmal klingelt!
Vor Müdigkeit ihn schrecklich schwindelt.

Eindutzend, zweidutzend, dreidutzendmal
Weckt er sich selbst. Welch eine Qual!
Und weil dem so ist - nehmen wirs akkurat! -,
verflucht er den schweigenden Apparat.

Sinnlos wars. Den Tag nur vertrödelt!
Vom Warten ist sein Kopf benebelt,
auch sein Genick ganz steif und verkrampft.
Zur Linderung bereits ein Nachtbad dampft.

"Dacht ichs mir doch", gähnt er voll Hohn,
"geschwiegen hats, das Telefon!"
Und nach dem Bad sogleich zur Ruh.
Ein Seufzer noch. Dann fallen die Äuglein fest zu.

Kaum, daß er psychisch sich abgeregt,
wird der Mensch von Träumen süß bewegt.
Fried- und freudvoll schnarcht er schon.
Da schreckt er auf: das Telefon!

Er rennt hinzu, reißt den Hörer ab
Und knurrt hinein ganz kurz und knapp:
"Was wolln Sie denn? Hier spricht Herr Mücke!"
- "... Hab mich verwählt! Verzeihn Sie bitte."
 
F

Felipe Gonzales

Gast
Hallo,
ich sehe mit Freuden, dass dir derlei Schabernack zu gefallen scheint. Mir geht es genauso.
Zum Poem: ist gut gelungen, man erwartet als Pointe eigentlich nur, dass das Telefon letztendlich noch einmal klingelt, umso besser, dass du noch einen draufsetzen kannst.
Eine kleine Einschränkung, die bei der Länge aber ganz natürlich ist: an manchen Stellen verlierst du den Rhythmus zu stark: BSP.: "doch jedesmal, dass des Kopfes Ruck er spürt". Daran könntest du noch etwas feilen, ist aber eigentlich nur eine KLeinigkeit.
Weiter so, Petra!
Gruß, Felipe
 

Petra

Mitglied
Felipe,

exakt!
Genau diese Stelle war auch mir ein Dorn im Auge, rhythmisch betrachtet. Aber irgendwie gings im Augenblick nicht besser - und da mein Leben nicht ausschließlich aus Poemisieren besteht ... Ich bitte höflichst, mir dies nachzusehen.
Um noch etwas nachzutragen: an anderer Stelle erwähntest Du, eigene Werke seien unantastbar. Das nun wieder geht mir ganz entschieden anders! Im Gegenteil: ich bin mein stärkster Feind! Im Ernst.

Es grüßt Petra
 
F

Felipe Gonzales

Gast
Hallo,
ganz so hatte ich es nun auch wieder nicht gemeint mit der Unantastbarkeit; bin ja schließlich nicht der Papst.
Ich beneide dich darum, dass du selbst dein stärkster Feind bist ( wenn es nur in diesen Dingen ist ), bei mir kommt die Selbstkritik immer erst nach einer Weile, so bin ich z.B. direkt nach dem Verfassen des Werkes zu mehr als 100% davon überzeugt, dafür lässt die Überzeugung dann auch ziemlich schnell ziemlich stark nach.
Grüße,
Felipe
 



 
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