Thaimassage

Castellanos

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Thaimassage

Also: Ich war ja in Thailand. Mit meiner Frau, die allerdings nach drei Wochen wieder zurückfliegen musste (O-Ton: „Die Pflicht ruft!“). Zum Abschied meinte sie, ich käme wohl den Rest des Urlaubs zurecht. Weil ich nun allein war, hat mir Neckermann auch gleich ein angemessenes Hotel gegeben, das lag zwar mitten im Rotlichtviertel von Pattaya, aber da ich im 11. Stock war, konnte ich mit einer gewissen Gelassenheit das anregende Treiben rundum verfolgen.

Eines Tages nun, genauer gesagt, es war mein letzter Urlaubstag – das Taxi zum Flughafen sollte mich um 17.40 Uhr abholen -, stand ich schon mit meinen Koffern in der Hand um 16.40 Uhr in der Hotelhalle – etwas zu früh vielleicht (“Lieber eine Stunde zu früh als eine Minute zu spät!“ sagte meine selige Mutter immer). Da fiel mir ein, dass ich meine Zeit ja doch sinnvoller nutzen könnte. Durch die Lage des Hotels bedingt, musste ich ja ständig – ganz egal, wohin ich wollte – erst einmal durch die engen Gassen und an den vielen Bars vorbei.

Man muss sich das so vorstellen: Viele dieser dort angestellten Mädchen, schlank und wohlaussehend in ihren natürlichen unverkrampften Bewegungen, laufen wegen der Hitze etwas spärlich bekleidet herum. Dazu kommt dieses freundliche Wesen und dieses ansprechende Lächeln (beides ist uns Deutschen nicht gerade angeboren). Man darf auch nicht vergessen, dass ich inzwischen braungebrannt war (ich hatte sogar etwas abgenommen!), und sozusagen recht attraktiv daherschritt. Und außerdem: Diese Thaimädchen stehen einfach auf ältere Herren!
Situativ ist es nun mal so: Jedes Mal, wenn ich das Hotel verließ, unterlag mein Körper gewissen Anspannungen, besonders im Nackenbereich, da ich immer krampfhaft den Kopf abwenden musste und meine Augen niederschlug, bis mich das normale Straßenbild wiederhatte.

So kam mir zwangsläufig die Idee, die mir noch zur Verfügung stehende Zeit mit einer Massage sinnvoll zu nutzen, um frisch und gelockert den zehnstündigen Flug zu überstehen.

Nun gibt es in unmittelbarer Nähe des Hotels viele kleine Institute, die Massagen anboten: Ganz- und Teilmassagen, mit und ohne Aroma, Fußreflexmassagen (dazu zeigte man ein Bild von einer Fußsohle, wo viele farbige Druckpunkte dargestellt wurden), Ölmassagen und die berühmte Thai-Massage (was immer das sein mag – sie dauert eine Stunde). Nach einer einladenden Aufforderung durch eine mit einem Friseurkittel bekleidete junge Dame bin ich also gleich in das nächstgelegene Institut. Sie hakt mich auch sofort unter und erklärt mir mit einem bezaubernden Lächeln in fließendem Thai das Programm. Mit einem Lächeln meinerseits (ich passe mich immer sehr schnell an die Landessitten an) stimme ich ihr natürlich zu, weise sie aber eindringlich nochmal daraufhin, dass ich nur 45 Minuten Zeit habe und deute auf meinen versteiften Nacken und die Schultern und erkläre ihr auf Englisch, dass sie dann auch gleich meinen linken Fuß mit behandeln könne, weil ich da unlängst mal umgeknickt bin. Sie erklärt mir hingegen, dass die Behandlung 200.- Baht (ca 4.-€) koste – scheint mir angemessen –, dann führt sie mich sanft an den im ersten Raum stehenden bequem gepolsterten Liegen, von denen einige von wohlgenährten aromaduftenden Herren belegt sind, vorbei in die medizinische Abteilung.

Hier versucht sie mich zum Duschen zu überreden – das kann ich nachfühlen, da viele der Kunden wegen der herrschenden Hitze verschwitzt sind -, aber da ich gerade frisch gebadet aus dem Hotel gekommen bin und meine Zeit knapp ist, führt sie mich zu einer Kabine mit einer Massageliege (genauso eine wie bei meiner Therapeutin in Rastede – auch mit einem Loch im Kopfende, wo man das Gesicht hineinlegt). Nachdem ich mich bis auf den Slip ausgezogen habe, muss ich mich auf den Bauch legen. Sie beträufelt mich mit wohlriechendem Öl und beginnt intensiv meinen Nacken und die Schultern durchzukneten. Sehr angenehm, warum bin ich eigentlich nicht schon früher hierher gekommen? So arbeitet sich meine Therapeutin unter munterem Geplapper immer weiter den Rücken hinunter bis zu den Lendenwirbeln (ein echt heikler Punkt bei mir, schmerzt eigentlich immer leicht!). Den Slip schiebt sie dabei immer ein wenig mehr nach unten, wegen des Massageöls, dann breitet sie ein kleines Handtuch über diesen Bereich und zieht mit einem gekonnten Griff den Slip ganz weg. Naja, denke ich, das ist hier eben so bei einer medizinischen Behandlung, außerdem ist ja immer noch das kleine Handtuch da. Nun beschäftigt sie sich erstmal sehr intensiv mit meinen Lendenwirbeln, sodass ich darauf hinweisen muss, dass sie den linken Fuß nicht vergessen solle.
Das geht natürlich besser in Rückenlage! Also: umdrehen, das Handtuch wieder drüber und schon geht’s an die Füße. Jeder einzelne Muskel wird da erbarmungslos durchgewalkt. Ich stelle mir vor, wie diese meine Therapeutin so in Gedanken alle neuralgischen Punkte nach dem traditionellen Lehrbuch abarbeitet. Da fällt mir auch ein, dass ich in Bangkok im Königspalast eine Massageschule besichtigt habe, deren umfangreiche Ausbildung Jahrtausende alte Heilverfahren inklusive chinesischer Akupunktur einschloss – eine Wissenschaft für sich!

Nun arbeitet sich meine Therapeutin so langsam an den Waden hoch und nimmt sich die Oberschenkelmuskulatur vor, die wegen meiner beiden künstlichen Hüften sowieso leicht zu Verhärtungen neigen. Ich erkläre ihr das mit den Hüften und zeige ihr auch die beiden Operationsnarben, wobei wir natürlich das kleine Handtuch gänzlich beiseite legen müssen. Sie befühlt die Narben sehr gründlich und empfiehlt eine dringende Massage des Narbengewebes. Überhaupt verlagert sich die Massage unter Einbeziehung diverser ätherischer Öle immer weiter in Richtung der inneren Oberschenkel (wo meine Sehnen etwas verkürzt sind). Überdies entwickelt sich da eine sehr wohltuende und, wie soll ich sagen, belebende und aufbauende Wirkung, sodass ich ernsthaft damit liebäugle, meinen Flug zu verschieben.
Ihre therapeutischen Bemühungen, die sie mit munterem Thaigeschnatter begleitet, unterbricht sie ganz plötzlich und sagt: „Time over! Taxi is waiting!”
Da hat sie wohl recht!



Nachtrag:
1. Ich hatte während des ganzen Fluges keinerlei Nacken- oder Schulterversteifungen!
2. Meine Therapeutin hatte mir für den Notfall ein kleines Döschen TIGER-BALM geschenkt!
 

Castellanos

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von satire nach tagebuch?

Nun ja, also Tagebuch, wenn es dem Leser dienlich ist.
Ist ja eigentlich nicht mal ein Tag gewesen, genauer gesagt ca. 40 Minuten, und ich war drei Monate da, in denen weniger Aufregendes passierte.
Castellanos
 
Hab's jetzt ins Tagebuchforum geschoben, weil es eigentlich einem Tagebucheintrag sehr sehr nahe kommt. Ist nix anderes als eine Aufzählung von Geschehenem mit null Abweichung davon.

Und ins Humor&Satire-Forum passt's nicht, da die Chancen es humoristisch zu machen allesamt vergeben wurden. (z.B. der Protagonist versucht krampfhaft seine Würde zu bewahren und ja nicht den Anschein zu erwecken es wäre ihm an etwas anderes gelegen als einer Massage - und es gelingt ihm auch - was schlicht und ergreifend zu fad für's H&S ist)

Marius.
 



 
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