The Night my Teddy Died - Kindheit Ade

are-T

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The Night My Teddy Died

Es wurde dunkel. Mami hatte gerade das Licht ausgeschaltet und mich hier im eisig kalten Zimmer zurückgelassen. Ich fror und bin nun absolut nicht mehr müde. Ich zittere am ganzen Körper. Meine Augen gleiten suchend durch den Raum. Ich hätte schwören können, dass sich in der Ecke gegenüber von meinem Bett, genau dort neben dem Schreibtisch, etwas bewegt hatte. Hatte es das, etwa? Langsam, beinahe monoton beginnt es zu klopfen. Tock, tock, tock. Das Pochen wird lauter und schneller. Es hämmert sich in meinen Kopf und ich liege mit weit aufgerissenen Augen und immer noch vor mich hin bibbernd im Bett und starre an die Dachschräge über mir. Es ist nur der Regen, das kann nur der Regen sein!
Ein helles Licht erleuchtet mein Zimmerchen für einen kurzen Moment; ein kaltes weißes Licht. Irgendwas war da neben meinem Schrank, jetzt hab ich es genau gesehen! Ein ohrenbetäubendes dumpfes Knallen! Blitzschnell verkrieche ich mich unter meiner Decke und drücke meinen Teddybären an mich. Er wird mich beschützen. Unter der Decke,den Teddy im Arm ist es warm. Ich fühle mich geborgen, egal wie stark draußen das Gewitter tobt und egal welche Monster in der Kälte außerhalb meiner Decke auf mich warten.
Ich öffne die Augen, da sich ein kalter Schauer auf mich gelegt hatte. Irgendjemand musste die Decke von mir gezogen haben; aber wo ist eigentlich Teddy? Panisch huschen meine Blicke abermals durch den, nun in gänzliches Schwarz einer bewölkten Nacht getauchten Raum und ich versuche auch nur das leiseste Geräusch aus zumachen in der nun vollkommenen Stille - das Gewitter musste vorübergezogen sein. Ich setze mich auf, lausche und versuche in die Nacht meines Zimmers zu sehen; erfolglos.
Der Mondschein strahlt durch die sich lichtenden Wolken und ich erkenne Teddy. Er sitzt am Fußende meines Bettes und spielt mit einer langen silbern glitzernden Schere, von der etwas Rötliches tropft und an der einige kleine Stofffetzen kleben. Unfähig mich zu bewegen sitze ich Teddy gegenüber und erkenne neben meinem Bett meine Decke, die auf dem Boden liegt und auf und neben ihr – mir gefriert das Blut in den Adern – Gustaf die Giraffe, Tobi den Tiger und all meine anderen Kuscheltiere - in unzählige Stücke zerteilt; blutüberströmt.
Was hast du getan Teddy? presse ich mit zitternder Stimme flüsternd heraus und starre Teddy an, der vom Mondlicht bestrahlt, wie wahnsinnig zu lachen beginnt.
Ich wollte dich ganz allein für mich haben! Jedes mal, wenn du dich an mich kuschelst will ich nur mit dir allein sein, ohne die Blicke dieser Spanner, die alle nur eines im Sinn hatten: uns beide zu trennen. Nun sind wir ganz allein; nur wir beide. Komm her, umarme mich! Seine schwarzen Knopfaugen glitzern merkwürdig rot und er stapft, die Schere immer noch in seinen Stoffpfoten, auf mich zu. Halt Teddy! Komm nicht näher! Geh weg! Meine Stimme überschlägt sich vor Angst und Eckel und ich hebe eine Hand abwehrend vor mich.
Wieso weißt du mich von dir, dein ein und alles, deinen Teddy? Was hab ich dir getan? brummt er mit dumpfer und rauer Stimme.
Du machst mir Angst, Teddy! Ich, wieso denn? Ich will doch nur bei dir sein. Willst du nicht auch bei mir sein? Du willst doch auch bei mir sein!
Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen: Wenn du nicht stehen bleibst, wirst du es bereuen!
Wieder lacht er nur wie besessen, blickt mich mit seinen gestört-funkelnden Augen an und brummelt agressiv: Du willst mich nicht mehr? Wenn das so ist, soll dich niemand mehr haben!
Er reist die Schere mit seinen kleinen Pfoten nach oben über seinen Kopf und springt nach vorne.
Meine Starre ist von mir abgefallen. Teddy springt auf mich zu und umklammert die Schere, wie ein Messer mit beiden Tatzen über seinem Kopf, gewillt mich damit, wie schon die anderen Tiere zu zerschneiden. Ich reagiere schnelle und reise mit der freien Hand das neben mir liegende Kissen als Schild nach oben vor mich. Teddy trifft mit voller Wucht auf das Kissen,die Schere durchbohrt das Kissen und ihr Ende kommt wenige Zentimeter vor meinem Gesicht wieder aus ihm heraus.
Nun verspüre ich nicht mehr den geringsten Hauch von Angst, sondern bin einfach nur noch unbeschreiblich wütend. Jetzt ist aber Schluss Teddy!
Mit einem entschlossenem Griff pflücke ich mit der einen Hand Teddy vom Kissen und ziehe mit der anderen die Schere aus selbigem. Ich drücke ihn auf mein Bett. Er zappelt und zerkratzt mir die Hand, doch das merke ich kaum.
Nun sind es meine Augen die glitzern, als ich Teddy mit einem Schnitt seines Kopf entledige, der mit einer furchtbaren Totengrimasse und mit ein paar Spritzern Blut über das Bett rollt und am Fußende im Vollmondlicht liegen bleibt, bevor sich wieder die Wolken vor den Mond schieben.
Ich atme tief durch. Das Betttuch kommt näher.
Im Morgengrauen wache ich auf. Was ein schrecklicher Traum diese Nacht, denke ich noch, als ich mich wundere, warum ich heute Nacht trotz dieser Kälte ohne Decke geschlafen habe.
Ich setze mich auf und will gerade aufstehen, als mein Blick auf meine Bettdecke fällt, die neben meinem Bett liegt. Auf ihr liegen alle meine Kuscheltiere - nur Teddy nicht - in Stücke zerschnitten auf- und ineinander, jedoch ohne einen Tropfen Blut. Verwundert blicke ich zum Fußende und sehe an diesem wirklich den Korpus meines ehemals geliebten Teddybären; nur der Kopf fehlt.
Ich werde doch nicht-? Er wird doch nicht -? Langsam immer noch zweifelnd hebe ich meine Hände und betrachte sie. Die linke Hand ist zerkratz und ebenso wie die rechte mit einigen getrockneten Blutspritzern übersät.
Während draußen der Sonnenaufgang von statten ging, verließ ich mein Zimmer in Richtung Elternschlafzimmer, um meinen Eltern zu sagen, dass die Zeit, in der ich Kuscheltiere brauchte, zu Ende war.
 



 
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