Tierheimgeschichte Rambo und die Schlägerei

Ein Tag im Tierheim beginnt

Es war einmal, und das ist in diesem Fall leider traurige Wahrheit, eine Tierheimchefin, ein Hund und zwei Kater, die jeden Morgen, und auch jeden Abend, vom Heim der Chefin zum Tierheim, und auch zurück, im Gänsemarsch mar-schierten. Als erstes kam die Chefin, dann der Hund, dann die zwei Kater.

Der Hund, Ursa, war eine sehr liebe und treue Seele. Aber auch die beiden Kater, Rambo und Oskar, sind sehr lieb und zärtlich.

Ursa lebt leider nicht mehr, ihre Geschichte wird zu einem späteren Zeitpunkt erzählt werden.

Jetzt marschieren sie nur noch zu dritt ins Tierheim und zurück. Rambo und Oskar, waren zwei verwilderte Kater, die heute Schmusekater par excellance sind.

Rambo wäre ja beinahe aus dem Tierheim rausgeflogen. Weil er ......

Doch halt, wir wollen ja die Geschichte aus der Sicht der Tiere erzählen. In der Katzensprache würde sich das so lesen:

Maauu Miaa Mau, aber da dies niemand verstehen wird, habe ich in langen, mühsamen Verständigungsversuchen die Sprache der Katzen erlernt. Später noch die einiger anderer Tierarten. Also beginnen wir.

RAMBO UND DIE SCHLÄGEREI

Rambo hieß ich früher nicht und ein Schläger bin ich schon gar nicht.. Wie ich zu diesem Ruf und meinem Namen kam wollt ihr wissen.

Ja also dann, ich war schon seit einem Jahr hier im Tierheim in dieser Katzenstube, als ich eines Morgens erwachte, und mich irgendwie komisch fühlte. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, es war, als wenn sich die Welt verändert hätte.

Draußen schien die Sonne, die Blumen blühten, überall in der Luft waren so angenehme Düfte.

Die Menschen um mich herum sagten, es wird Frühling.

Es war ja schön, daß es endlich Frühling wurde, aber was hatte das mit meinem eigenartigen Gefühl zu tun? Ich rannte hin und her. Ich stürmte von drinnen nach draußen, raus aus der Katzenstube, rein in die Katzenstube.

Eine der Katzendamen, eigentlich doppelt gemoppelt, denn für mich sind Katzen Damen und Kater Herren, meinte zu mir: „Was bist du heute nur für ein unruhiger Kater. Es ist doch so schönes Wetter, die Sonne scheint. Leg dich doch in die wärmenden Sonnenstrahlen und genieße das schöne Wetter.“

Sie hatte ja recht. Also begab ich mich nach draußen, in die Sonne.

Ich kletterte auf einen Baum so hoch ich konnte, denn erstens war der Baum nicht sehr hoch und zweitens war oben ein Gitter drüber, so daß keiner von uns raus konnte.

Früher, als noch keine Gitter oben drüber waren, da konnten die geschicktesten von uns nach ganz oben klettern und auf die andere Seite der Gitter springen.

Ich lag also da oben und schaute auf die anderen Katzen und Kater herunter. Unter den Katzen gab es einige nette Mädels. Schönes weiches Fell, herrlich gezeichnet, kurzum Schönheiten.

Aber dieser Anblick konnte mich auch nicht beruhigen.

Ich lag trotzdem ziemlich lange hier oben und betrachtete das Treiben.

Die Tierpflegerin kam irgendwann, um die Freßnäpfe aufzufüllen. Mir stieg ein herrlicher Duft in die Nase, der mich an meinen knurrenden Magen erinnerte.

Ich sprang von dem Baum herunter.

Kurz bevor ich einen der Freßnäpfe erreichte, kam doch so ein hochnäsiger Siam- Mischlings-Kater daher. Der meinte immer, er wäre etwas besseres als wir gewöhnlichen Wald- und Wiesen Katzen und Kater, weil die Menschen seine Rasse als Katzenadel bezeichneten.

Bah, nichts weiter als ein großmäuliger Kater war das, der in seinem Leben noch keine einzige Maus gefangen hatte und wahrscheinlich auch nie fangen würde, selbst wenn er jenseits des Gitters wäre, weil der einfach mal als junger Kater auf den Kopf gefallen sein muß, seine Mutter hat ihn beim Tragen wohl mal fallen gelassen. Auch das sollte eigentlich nicht passieren, dann wir Katzen fallen normalerweise immer auf die Pfoten. Also der kann nur mit Dummheit geschlagen oder überheblich sein. Allerdings war er der erklärte Liebling aller Katzen, der Aufschneider. Gut aussehen und nichts im Kopf ist zur Zeit bei unseren Damen scheinbar „in“

Der kreuzte also meinen Weg kurz vor dem Futternapf, den ich mir ausgesucht hatte. Dann ging er auch noch zu diesem Napf hin. Also, das mißfiel mir gewaltig, mit diesem Adelsverschnitt aus einem Napf zu fressen. Der sollte sehen, daß er hier verschwand, was ich ihm auch deutlich zu verstehen gab.

Er machte freilich keine Anstalten, den Platz zu räumen. In der Gewißheit, daß ihn die Katzen bestimmt unterstützen würden, blieb er beim Freßnapf stehen, ließ sich dort nieder und begann sogar zu fressen. Da platzte mir einfach der Kragen. Dieser Salontiger wollte mir zeigen, wer hier der Chef im Hause ist. Der rannte doch schon beim Anblick einer Küchenschabe, die ihre Fühler ausstreckte, davon.

Mit einem Satz sprang ich an seine Seite, meine Krallen streckte ich dabei so weit aus wie möglich. Ich hatte mich nicht getäuscht. Er machte einen gewaltigen Sprung zur Seite und flitzte mit großen Sätzen nach draußen.

Jetzt machte ich es mir am Freßnapf bequem, schleckte so einige Häppchen des guten Thunfischmenüs. Ich hatte zwar Hunger, so richtig Lust zum Fressen verspürte ich nicht. Nach längerer Zeit verließ ich den Freßnapf und sprang auf das höchste Brett hier in der Katzenstube.

In aller Ruhe schleckte ich mein Fell sauber. Schließlich sind wir Katzen ja sehr saubere Tiere. Dann streckte im mich auf dem Brett aus.

Draußen war es dunkel. Der Mond stand hoch am Himmel. Die halbe Nacht war wohl schon vorbei. Ich hatte einige Zeit sehr unruhig geschlafen, dabei auch das Getuschel weiter unten mitbekommen. Wir Katzen lauschen auch im Schlaf immer auf Geräusche, es könnte sich ja etwas Gefährliches im Schlaf nähern. Das könnt ihr an der Bewegung unserer Ohren im Schlaf sehen.

Ich erwachte, weil ich das dringende Bedürfnis verspürte, das Katzenklo aufzusuchen. Die Katzen waren alle draußen. Das störte mich auch nicht weiter. Mit zwei Sätzen war ich unten, spazierte dann gemächlich zum Katzenklo.

Während ich auf das Katzenklo zuging, hörte ich, wie draußen die Damen mit ihren teilweise entzückenden Schnauzen über mich herzogen.

Sätze, wie „dieser Wüstling macht doch nur Ärger“ oder „der Raudi muß hier raus“ waren noch das netteste, was ich so hörte. Und natürlich war dieser Widerling dabei, der alle aufstachelte. War mir aber egal. Ich bin bisher mit allen Katzen und Katern gut ausgekommen und dies würde auch weiterhin so bleiben.

Das Katzenklo hatte ich gerade erreicht , da kam dieser adlige Verschnitt durch die Katzenklappe. Gefolgt von einigen vielen Katzen. Sie verteilten sich im Raum. Ich betrat das Katzenklo, um mein Geschäft zu verrichten.

Mit den Vorderpfoten grub ich ein Loch in den Sand. Dann setzte ich mich in Position und begann mein Geschäft zu verrichten. Dabei schaute ich gelangweilt zu den anderen hin. Alle saßen oder standen irgendwo im Raum. Der Minitiger war mir am nächsten und führte eine mehr oder minder intelligente Konversation an der Seite einer hübschen Katze mit schwarz-weiß-braunem Fell, einer Glückskatze, wie die Menschen sie nennen.

Nachdem ich fertig war mit meinem Geschäft, drehte ich mich um, da ich den Brocken zuscharren wollte. Ich hatte auch gerade damit begonnen, da sprang mich dieser Feigling an. Ich fiel auf die Seite. Der Katzenverschnitt setzte sofort nach und sprang mit aller Kraft auf mich zu. Das sah nicht nach einem Spiel aus. Einige der Katzendamen schnurrten sogar beifällig.

In dem Augenblick sah ich Rot. Mit einem gewaltigen Sprung kam ich auf die Pfoten, warf mich herum, dem Angreifer mit einem kräftigem Satz entgegen. Wir prallten frontal aufeinander, was für den Feigling überraschend kam. Ich richtete mich auf meinen Hinterpfoten empor, meine Vorderpfoten trommelten mit kurzen Abständen auf den Körper und den Kopf dieses Zeitgenossen. Der zog sich heulend hinter die Katzen zurück, die zum Teil jetzt auf mich zukamen.

Also ärgern wollt ihr mich. Voller Zorn stürzte ich mich auf die anrückenden Katzen. Mit vollem Lauf sprang ich zwischen die, warf mich zur Seite, ließ meine Pfoten hin und her schnellen, sprang zur Seite und stürmte weiter durch die Katzen, als wären diese überhaupt nicht vorhanden. Dabei ließ ich mal die eine Pfote, mal die andere im Kreis fliegen.

So nach und nach zogen sie sich zurück. Ich beruhigte mich.

Jetzt konnte ich die Katzen betrachten. Sie sahen mitgenommen aus, es waren aber kaum Verletzungen zu sehen. Meine Krallen hatte ich während der ganzen Zeit nicht herausgeschoben. Schließlich bin ich ja kein Schläger, der andere nur schlimm zurichten will. Ich will doch nichts weiter als etwas Liebe und einen Menschen, zu dem ich gehöre. Prügeln ist nicht meine Welt, ich mag es lieber ruhig und beschaulich. Leider kann man häufig nicht in Ruhe leben, weil immer irgend einer stänkert.

Am Morgen kam die Pflegerin und bemerkte die anderen lädierten Katzen. Sie vermutete ziemlich sicher das ich es gewesen wäre, denn ich schaute so unschuldig ich konnte. Die Chefin entschied schließlich, mich in eine andere Katzenstube zu bringen.

Aber egal, in welche Katzenstube ich kam, überall waren die Katzen von diesem Schönling gegen mich aufgehetzt worden. Ich setzte mich einfach nur zur Wehr.

Die Chefin nannte mich schließlich Rambo, wobei ich nicht weiß, was dieser Name bedeuten soll. Alle Katzen wußten, daß wir der Chefin sehr am Herzen liegen. Und auch ich wußte das natürlich.

Einmal, als sie mich in eine andere Katzenstube trug, sagte sie zu mir voller Sorge in der Stimme: „Rambo, du machst mir Sorgen“. Das wollte ich doch nicht. Aber was sollte ich machen, die anderen ließen mich nicht in Ruhe.

Es kam wie es kommen mußte, auch in der letzten Katzenstube mußte ich mich mit den Katzen herumschlagen.

Die Chefin nahm mich schließlich heraus. Sie trug mich in die Küche, setzte mich auf den Tisch und sah mich streng und auch irgendwie traurig an. „Rambo, wenn du weiter die Katzen verprügelst, dann fliegst du raus aus dem Tierheim, wobei auch andere Unruhestifter rausfliegen.“

Das tat mir doch weh. Schließlich habe ich das Ganze doch nicht ausgelöst.

„Ich bringe dich jetzt noch einmal in die Katzenstube, in der du das letzte Jahr gewesen bist. Dann nehme ich dich vielleicht mit zu mir, aber wehe, du raufst weiter so herum“

Sie setzte mich tatsächlich in die Katzenstube. Alle gingen mir aus dem Weg und sahen mich recht betreten an. Einige der Katzen kamen dann zu mir, um sich zu entschuldigen. Nur der Adlige nicht. Na ja, war mir auch egal.

Die Nacht kam und es war meine erste ruhige Nacht seit langem.

Die Chefin holte mich am nächsten Tag aus der Katzenstube. Ich fand es schön, daß sie ihr Wort gehalten hatte. Ich schnurrte so zärtlich wie möglich vor mich hin. Mir gefiel es und der Chefin auch, daß ich ab sofort als liebevoller Schmusekater bezeichnet wurde.
 



 
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