Torschlusspanik

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Ully

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Torschlusspanik


Karriere, Karriere, stand bisher für Alexander an erster Stelle. Sein sexuelles Verlangen befriedigte der fast Vierzigjährige bisher in kurzlebigen Affären. Nun aber, fand er es höchste Eisenbahn, eine Familie zu gründen. Deshalb platzierte er im Tagesblatt eine raffinierte Heiratsannonce, die bei der Damenwelt reges Interesse weckte und ihm Sechsundsiebzig Zuschriften bescherte. In schweißtreibenden Stunden traf er eine erste Auswahl. Danach galt es, am lebenden Objekt heraus zu finden, welche Bewerberin für ihn kompatibel wäre. Einem Manne wie ihm, gutaussehend, finanziell bestens abgesichert und ausgesprochen clever, stand es unbestritten zu, gewisse Qualitäten von seiner Zukünftigen erwarten zu können. Der akribischen Vorstellung entsprechend erstellte Alex eine Checkliste für die Damen. Auf zwei Seiten formulierte er fünfundfünfzig konkrete Punkte. Durch und durch Perfektionist, wählte er selbst den Ort zur ersten Begegnung nach praktikablen Kriterien aus. Das Cafe Körner in der Altstadt eignete sich vorzüglich. Es wies ein mittleres Preisniveau aus, täuschte mit nachgeahmten Stilmöbeln dezente Eleganz vor und bot die unbezahlbare Möglichkeit, für Eingeweihte, bei Bedarf unbemerkt zu verduften.

Vor Jahren besuchte Alexander, mit seinen Eintagsfliegen, häufiger jenes kleine Cafe. Oberkellner Johannes, älter als Methusalem, erkannte ihn aber trotz seines längeren Fernbleibens. Akkurate Organisation ermöglichte dem Bräutigam in spe` pro Abend zwei Ladys zu begutachten. Schwerstarbeit, die er sich auferlegt hatte. Aber, wer eine ideale Gattin will, muss dafür zahlen.

Alles, was ihm in den letzten Tagen unter die Augen trat, deprimierte ihn tief. Gleich die erste Kandidatin präsentierte frech in ihrer Altersangabe einen Zahlendreher, 53 war richtig. Die Zweite hatte dreißig Kilo Gewicht unterschlagen. Eine Andere schrumpfte von 178 Zentimeter auf 148 Zentimeter. Die siebente Dame von akzeptablen Äußeren. Doch als sie ihren Schmollmund öffnete, blickte Alex in den antiken Steinbruch Roms. Das nächste Bräutchen glänzte mit unübertroffener Blödheit. So ging es Abend für Abend weiter. Alexander verzweifelte, war nahe daran auf zu geben.

Das Treffen mit Nummer Siebenundzwanzig stand bevor.
Aber im Gegensatz zu den anderen Frauen, lässt sie ewig lange auf sich warten. Mit jeder Minute die verstrich, wurde er ungehaltener. Schließlich trat, nein schwebte, ein weibliches Wesen herein und schaute sich suchend um. Alex stockte der Atem. Sie konnte unmöglich seine Verabredung sein. Ihm wurde schummrig, es kribbelte, die göttliche Erscheinung strebte direkt auf ihn zu und eine samtweiche Stimme säuselte:

,,Alexander? ...... Ich bin Calista.”

Seine Augen saugten sich an ihr fest. Sie war schlank gewachsen, glutäugig, schmale Hüften, kleiner runder Knack Po, unendlich lange Beine, wallendes kastanienbraunes Haar, elegant und doch aufreizend gekleidet. Ihr Antlitz von puppenhafter Ebenmäßigkeit, die Bewegungen und Gesten überaus anmutig.

,,Das ist sie, sie ist die Frau meines Lebens, nur sie soll die Mutter meiner Kinder werden,” dachte Alexander im gleichen Moment, als sich ihre Hände berührten.
Amors Pfeil traf bei ihm genau ins Schwarze. Es wurde ein langer, aufregender Abend, denn die Schöne verstand sich sogar auf gepflegte Konversation.


Tage lang bemühte sich Alex vergeblich die Angebetete zu erreichen. Er musste sie unbedingt Wiedersehen. Seine sture Hartnäckigkeit lohnte sich, wenn auch nur Häppchenweise.
Sie verstand es meisterhaft ihren Verehrer im eigenen Saft schmoren zu lassen.
Hin und wieder gingen sie miteinander aus. Mal zum Essen, ins Theater oder ins Kino.
Aber die Schöne gestattete ihm noch keine Zärtlichkeiten. Mit ihrer gespielten Zurückhaltung brachte sie ihn fast um den Verstand.
Alexander verfolgte inbrünstig sein Ziel. Er zog alle Register der Verführungskünste.


An einem Samstagabend führte er Calista in die exklusivste Tanzbar der Stadt. Sie genossen nicht gerade wenig vom edelsten Champagner und die Dame seines Herzens erlaubte erste sanfte Berührungen. Zärtlich hielt er ihre schlanken Hände, spielte mit dem duftenden Haar, und seine Augen versanken tief in ihren Augen.

Zur fortgeschrittenen Stunde verließen sie stark beschwipst und Hand in Hand das Lokal. Schwer verliebt schlenderte das Pärchen durch die laue Nacht. Unter einer defekten Straßenlaterne blieben sie stehen und küssten sich hingebungsvoll.
Alexander geriet in Wallung, riss sie stürmisch in seine Arme, presste sie gierig an sich, und..... verspürte in Calistas Schoß geballte Manneskraft.
 

Gorgonski

Mitglied
Hallo Ully

Das Ende war abzusehen, weil alles auf eine Pointe hinauslief.
Eine schöne kurze Geschichte, die nur eine Frage offen läßt:
"Und nun..." (nimmt er sie/ihn trotzdem)

MfG, Rocco
 

Ully

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Hallo Gorgonski,

das offene Ende ist so gewollt. Aber eigentlich ist doch sicher, dass Er "Sie" nicht nimmt. Denn am Anfang ist es klar formuliert was Er sucht.

sG Ully
 

Gorgonski

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Okay

Okay, Du hast Recht, die Antwort steht am Anfang und eine Familie mit zweifach geballter Manneskraft zu gründen geht ja wohl nicht.

Liebe Grüße; Rocco
 
M

Melusine

Gast
Hm.
Ully, das klingt mir irgendwie zu konstruiert. Für eine realistische Story ist es mir zu unrealistisch und für eine Satire zu wenig übertrieben.
Gut zu lesen, das schon. Aber die Pointe ist zu vorhersehbar. Mir fehlt das gewisse Etwas.

LG Mel
 

Ully

Mitglied
Hi Melusine,

stimmt, es ist eine fiktive Geschichte.
Sie soll den Leser unterhalten. Das Ende
zu seicht, hm, muss ich bei Gelegenheit,
und einer neuen Idee, ändern.Danke Dir.

lG Ully
 

pablo

Mitglied
Topf sucht Deckel!

Hallo Ully,

gut, dann war´s mal wieder nicht die Richtige. Sowas soll vorkommen.

Nur nicht aufgeben, irgendwann wird es schon klappen. Nummer achtundzwanzig steht sicher schon in den Startlöchern.

Auf jeden Fall habe ich mich köstlich amüsiert beim Lesen deiner Geschichte. Prima!

Gruß
Pablo
 

Ully

Mitglied
Hallo pablo,

es freut mich, dass auch diese Geschichte Dir Spaß bereitet hat. Es ist mein Anliegen, mit Kurzgeschichten zu unterhalten.

sG Ully
 



 
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