Trampelpfad

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Leben ist unfair
Entweder es bringt dich um
oder es trampelt einfach über einen hinweg
Mir ist alles vergangen
Selbst heulen kann ich nicht mehr
Habe vergessen wie es funktioniert
Nur der Suff kennt den Weg
zu meinen Tränen
Ach...
Vergiss einfach alles
was ich dir jemals erzählt habe
Es war nur das, was du hören wolltest
Mit mir hatte es nichts zu tun
Erstunken und erlogen
um dich glücklich zu machen
Dein Held, dein Traummann
Nur, wie gesagt
mit mir hat dieser Mensch nichts zu tun
Manchmal hat er mir schon gefallen
dieser gelackte, blöde Arsch
mit seinem Lederkoffer
Immer auf dem Weg
alten Menschen Versicherungen zu verkaufen
mit denen sie nichts anfangen können
Aber für eine Stunde des „NICHTEINSAMSEINS“
hätten sie mir alles abgekauft
Selbst ihre faltigen Seelen warfen sie mir zum Fraß vor
Ihren ganzen Seelenmüll verramschten sie mir
für eine Hausratsversicherung
Ich durfte ihren vergammelten Kuchen fressen
und ihren kalten Kaffee saufen
Glaub mir…
Auf dem Grund des Marianengrabens
gibt es auch nicht mehr Leben wie hier
Nur der Druck der auf einem lastet
ist etwa gleich groß
Ein Lederkoffer voller Glückspolicen
„Heute habe ich wieder sieben gemacht“
und dabei schüttelte ich das Köfferchen
als wäre es mein Geldtresor
Aus deinen Augen leuchteten neue Kleider
Schuhe, Fingernägel und die längst überfällige Fettabsaugung
Immer wieder habe ich versucht
mit dem Versicherungsheinianzug
das fremde Wesen in mir abzulegen
bis ich gemerkt habe
dass es sich dabei wie mit den Tränen verhält
Nach einer Flasche Whiskey ist man nackt und weint
In diesen Momenten
habe ich dir immer die Wahrheit gesagt
aber du dachtest, dass ich im Suff lalle.
Es ist Zeit zu gehen
Keine Ahnung wohin
Nur weg
Behalte die Anzüge und den Koffer
Dann fällt dir vielleicht überhaupt nicht auf
dass ich fort bin
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Otto,

auch ich kannte so etwas von dir noch nicht.
Bin beeindruckt von Deiner tragischen Geschichte dieses Anzugträgers.
Wohl dem, der diese Kurve kriegt, denn er sollte etwas leben, bevor er an einem Magengeschwür stirbt.

(sie könnte sich auch nen neuen suchen und denn in den Anzug stecken.)

Wünsche einen schönen Abend :)
lG
Stoffel
 

mare

Mitglied
Sehr gut

Erinnert ein wenig an Arthur Millers
"Tod eines Handlungsreisenden"
hat ein wenig von Bukowski und Wondratschek
und ist doch einmalig
und nachvollziehbar direkt.
lg m.
 



 
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