Traum (Ockhams Rasiermesser, zweite Fassung)

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Traum (Ockhams Rasiermesser, zweite Fassung)

Ich traeumte und traeumte im Traum einen Traum,
ich traeumte, ich laege im Bett, wo ich schlief,
und traeumte im Traum von dem Traum und schlief tief,
und traeumte mich weiter durch Zeit und durch Raum.

Herr Ockham rasierte gerade das All,
entfernte den pechschwarzen Loechern die Haare,
die bildeten Haufen, die wiederum Paare,
das Chaos war da im besonderen Fall.

Herr Ockham benutzte fuer jede Rasur
sein eigenes Messer und wurde bekannt,
die Haare verstreute er in der Natur.

Er schaerfte die Klinge an seinem Verstand.
Sag, bin ich jetzt wach, oder traeume ich nur?
Ich traeume den Traum bis zum aeussersten Rand.

---

Siehe auch: Hawking und Penrose: Über Raum und Zeit, "Keine-Haare-Theorem"

Englische Fassung: (Auszug) http://www.hawking.org.uk/pdf/time.pdf

Ein schönes Bild ist auf Seite 23.
Ein PDF-Reader ist erforderlich.
 

mc poetry

Mitglied
hi bernd,

ich bin mal wieder verbluefft,
nicht nur ob des gedichts, sondern
auch ob des inhalts.

ich wusste naemlich noch gar nicht, dass
Occam's (? so wird er in englischer fachpresse
geschrieben) rasiermesser mit weltraumtheorien zu
tun hat. obwohl, eigentlich hats ja mit allem
zu tun, weil es besagt, dass einfache theorien
zu bevorzugen sind, bis es beweis dafuer gibt, dass
kompliziertere theorien noetig sind.

ich bin uebrigens gerade dabei alle buecher von
penrose ueber physik, bewusstsein etc zu lesen
(the emperor's new mind; shadows of the mind; the
large, the small and the human mind), weil ich wissen
will wo in meinem gehirn der zufall stattfindet.

alles superspannend, aber in meinem kopf hat sich noch
kein stabiles gedankengebaeude gebildet bzw. es gibt
noch viel aktivitaet auf substratebene, wie douglas
hofstadter sagen wuerde.

viele grueße und danke fuer den link,
michael
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Für Wilhelm von Ockham gibt es in verschiedenen Sprachen verschiedene Schreibweisen.

Hier ein Link zu einer Biographie:
http://www.bautz.de/bbkl/o/ockham_w.shtml

Er hat ein scharfes Werkzeug geliefert, und als ich das Bild von Hawking sah, musste ich gleich an ihn denken.

Das Gedicht selbst ist natürlich absurd, es enthält lyrische Wahrheit, keine physikalische oder erkenntnistheoretische.

Bei Ockhams Methode zur Entscheidung ist interessant, dass sich in vielen Fällen die (scheinbar) einfachere Theorie als die kompliziertere erweist.
 
B

beisswenger

Gast
Werte Kollegen,

una buena idea de nuestro maestro,
Klappe, die Zweite aufzulegen.
In jeder Sprache lautet der Name anders:
aus Descartes wird Cartesius,
aus bernd wird berndidos (nicht zu verwechseln mit banditos)!

Da wir beim scharfen penrosisch-hawkischen Verstand sind:
2 absolut empfehlenswerte Bücher:

1. Julian B. Barbour: The End of Time (z.Zt. nur auf englisch: Oxford Press) und
2. Bohm, D, Peat F.D.: Das neue Weltbild

Schönes Wochenende!
 



 
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