Traumafeuer

Das Ich

Mitglied
"Die Poesie dort suchen, wo sie niemand sonst finden will."


Süße Erde

Dort in der süßen Erde
liegt ein blindes Kind begraben.
Was es war und was es werde
trinkt das Gift von den Fabriken.

Aus seinen Augen glühen Träume.
In den Lungen wohnen Würmer.
Aus kranken Zellen werden Bäume,
an denen saure Früchte faulen.

An solchen Baum kommt ein Soldat,
wankt vom Hunger aufgezehrt.
Nimmt eine Frucht, bespeit sie rot
und er träumt ganz unversehrt,
doch er ist von nun an tot.

Das Kind indess singt sich den Schlaf.
In Knoten liegt die Kehle.
Dort schlummert in der süßen Erde
was es war und was es werde
mit steriler Plastikseele.


Dein Lächeln ist wie eingefror'n

Deine Lippen regten sich
und noch waren sie nicht kalt.
Da traf ins Fleisch mein Messer dich.
Jetzt tropft dein Blut auf den Asphalt.

Dein Lächeln ist nun eingefror'n
in einer grauen Stasiszelle.
Im warmen Schein bist zu gebor'n.
Nun schenk' mir deine Farbenwelle.

Für immer sollst du bei mir sein.
Dein Lächeln lässt mich nie allein.


Glücklich I

Ich schwimme in Milchglas,
schlucke bunte Träume.
Triefe vor Selbstvertrauen
und lache strahlend Worte.
Ich habe mein Glück gefunden.
Oder: erfunden.


Glücklich II

An saftig grünem Hügel
quellen die Blumen heraus
deren faulend süße Aura
meinen witternden Geist umwebt.

Die Schreie sind so weit weg,
zwischen uns ein Wand aus blauem Glas.
Wie träumt man auch in solchem Gewebe
mit schläfenbrechenden Erkenntnissen?

Sanft schwebt das Haar
mir in der schwülverwelkten Luft.
Zwei unwissende Augen
lächeln aus buntlechzender Gestalt.

Und keine Schreie
der totkranken Hirne
sollen die Idylle stören.


Geist aus Stahl

Glaubt, sei Lust um alles speien.
Müssen Sklaven Demut schreien.
Aus Komatraum erwacht er noch,
doch gräbt sich golden neues Loch.

Schreit er blinde Lust von sich,
hüten seine Lügen mich.
Mit Mut mach sicher Leben selbst
und versprichst dir, was du hältst.

Im Gotteslicht, verbirgt sich stumm,
bringt er lächelnd Brüder um.
Sei ein toter Stein im Drecke,
meines Schlosses Glücksalsecke.


Ein modernes Liebesgedicht

Deine Augen strahlen wie Uran
Deine Seele ist rein wie Aluminium
Deine Haare leuchten wie Xenon-Licht
Mein Herz brennt wie Salzsäure
Es schlägt mit 60 Gigahertz
10,8 Emotionen pro Sekunde
und 10g Endorphine


Die Form

Erzmasse bahnt sich Spuren.
Flüstern tausend graue Uhren:
"Eure Zeit verstreicht verstreicht,
wir haben euer Ziel erreicht."

Materie aus toten Welten,
die einst Zeit und Raum erhellten.
Die Form erhält es immerhin
und gibt uns'rem Leben Sinn.


Komm, ich schenk' dir meine Sonne

Komm, ich schenk' dir meine Sonne
von dem Licht aus meinem Blut,
von meiner kalten Giftkolonne
und den Samen meiner Wut.

Auf dass sie dich verbrenne,
dein kleines Herz zerreisst.
Den Unschuldstraum erkenne
bis du vor Ohnmacht schreist!

Komm, ich schenk' dir meine Sonne,
dass mein Herz gefriert zu Stahl
und du aus Wiegen deiner Wonne
erwachst in meine Alltagsqual.

Die Sterne zittern mir im Geist,
blutverrottend, grell und rot,
doch es tröstet, dass du weißt,
wer jetzt feiert meinen Tod.


Transplantation

Jetzt liegst du so
in deinem Saft blut.
Wut spritzte meine Zellen,
wie oft als was man tut.

Nun sauge deine Seele aus
mit meinen Augen träumen,
so soll deine Liebe
in Chemikalien schäumen.

Hieb' das Licht in and'ren Stahl,
wohl war gut getroffen.
In kalten Wein zu trinken mit
und auf Gott zu hoffen.

Mein Glück schläft nur so in ihr
und alte Leiber faulen schnell.
Jetzt ruf' ich euch Schweigen:
nur Sonnenstolz ist hell!


Kopf zereisst

Mein Kopf mein Stein
gefüllt mit grellen Farben
Lichterblitze stürmen mich
Macht Felsen Stahl

Mein Herz mein Teich
geflutet wütende Tränen
reiche Träume sterben jung
Spaltung blind gelebt

Los komm her Maschinensklave
zerschneid mir das Gesicht
blende meine Nerven Stahl
setz das Licht in mein Gehirn

Jetzt
mein Stolz
im Sternenmeer
jetzt
immer
bitte!


Traumaserum

Stumm sich in falsche Tugend kniet
und er sich süchtig selber sieht.
Stets die rechte Lehre weiß,
er sich müht mit Stolz und Schweiß.
Vor allzu tiefen Welten flieht.

Taube Massen beten Wohlstand,
fremde Augen an den Rand.
Und wo gerechte Sieger stehen
die Diener hungrig weiterflehen.
Blicke stumm und nichts erkannt.

Viel zu lang war ich bereit.
Über mir glüht meine Zeit.
Mein Staublicht schreit doch in der Ferne,
werf' mein Herzen in die Sterne.
Das Traumaserum war mein Leid.


Werde Erde

Glanz Gestirn scheint Tod vergessen.
Ganz Gehirn weint rot besessen.
In alten Sonnen aufgehetzt,
bin kalten Wonnen ausgesetzt.

Und zornig Schnee frisst unverdrossen.
Schlund dornig See ist unvergossen.
Mit Herz schrie Seele Träume aus.
Schnitt Schmerz wie Kehle Schäume raus.

Sei
frei!

Werde
Erde!


Steh' auf mein Licht und trockne ein

Sie stahl Stahl
Ich ware Wahre
Er macht Macht
Ich berge Berge
Sie fiel viel
Ich lehre Leere
Steh' auf mein Licht
und trockne ein


:/Leben\:exe-

Macht DNA-Strukturen kalt
porentief wird alles weiß
Gammastrahlen spüren Fehler
auf in Embryokolonnen

Und aus Arbeit wachsen Früchte
Normkontrolle wachsam sein
graue Zahlen bunte Bilder
Zeit ist nicht geschenkt

Leben - koordiniert sie
erfindet sie ihr Glück
flüchtet er in Rausch
individuell: Illusion erhebt

Seht ihn an, er kann es nicht
dann töten wir ihn ab
wie begonnen so zeronnen
Systemfehler im Schutt


Fischbrut

Dunkler Teich im Eichenwald.
Wasser schreien: geh nicht hin,
so schwer - von Welt und Nebel kalt,
verzerrte Farben ohne Sinn.

Morsche Hütte steht noch dort,
aus Stahl und totem Holz gemacht.
Am vom Licht verhassten Ort
ist die kranke Brut erwacht.

Altes Fleisch im trauten Heim
fühlt sein Leben eine Frucht
entsprungen einem toten Keim
und packt das die Todessucht.

Stürzt sich in die süße Flut,
um das Lichtlein zu beenden.
Und es küsst der Fische Brut
seine samenblinden Lenden
bis das Wasser wird zu Blut.


Flieg, mein Schrei

Schrie über Planeten,
über alte Bäume.
Rief nachts zu den Kometen
tausend kalte Träume.

Mein Kerzenlicht verweht im Staub,
aus den Augen bluten Tränen.
Flieg, mein Schrei, doch bleibe stumm -
wird man dich nicht erwähnen.


Heissblut

Zerfetzte Traumlawinen
in meinem staubig Bleigesicht.
Bitter wirft der Druck inzwei.
Gespreitzte Flügel fliegen nichtt,
wenn der Spalt von Klingen kam.

Blutig reißt die Wände ein.
Heissblut spritzt die Hände rein.
Weissglut bricht das Hirn inzwei.
Ihr sprecht an meiner Stirn vorbei!
Im Feuerteich ein karger Schrei.


Buntes Glas

Buntes Glas im Frühlingsschein
betäubt den Augenschleier.
Nimm ich mit! -
so kalt bin ich allein.

Buntes Glas auf Eisendächern
hält die Ewigkeit in allen.
Und mit kleinen Wehmutskrallen
wird es auch gefallen -
buntes Glas.


Puls

Dein Herz, es schlägt im Mondesschein.
Bist mit der Nacht und mir allein.
Dort über Gras und Neonwald
weht aschegrauer Wind so kalt.

Dein Herz, es schlägt im Körper dein.
Du willst nicht mehr alleine sein.
Du schreist das Licht in meinen Mund,
so beißt du meine Lippen wund.

Dein Herz, es schlägt in deiner Brust.
Uns überkommt die süße Lust.
Du sprichst zu mir: "Nimm mir den Schmerz!"
Und sanft küsse ich dein Herz.

Es hat zu schlagen aufgehört,
denn ich habe es zerstört.
 



 
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