Tresentlich
Studiert hat Onkel Hubert nicht,
doch ist er sehr belesen;
und neulich schrieb er ein Gedicht -
das Teil entstand am Tresen.
Zwölf Zeilen, die er überschrieb,
mit "Ode an die Nieren".
Vier Nägel in die Wand man trieb,
das Schmuckstück zu platzieren.
Der Wirt sich auf die Schenkel schlug,
ob solcher Werbefläche;
die Verse brächten Massenschluck
und Kassenschlagerzeche.
Und Rosmarie bekäme dann
Armbänder, Ketten, Ringe,
Pelzmäntel, Schuhe, goldnen Zahn
und weit're teu're Dinge.
Mein Onkel freien Trank genoss -
doch nur für hundert Stunden.
Der Freibierhahn den Schnabel schloss
und dies in zwei Sekunden.
Doch was dem Schankwirt vorgeschwebt,
verschäumte mit den Bierchen;
kein Schwung hat sein Geschäft belebt,
da gab's nur saure Nierchen.
Man zog von Huberts Werk Kopien,
was unser Wirt nicht ahnte;
man kennt's in Mainz, Berlin und Wien,
auch an der Waterkante.
Und Rosmarie muss, wie gewohnt,
auf bess're Tage warten.
Des Onkels Textlein ward vertont -
Man singt's auf Butterfahrten.