Trost leben

Balu

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Trost leben

„Ach, wie gerne möchte ich einmal die Hauptattraktion sein im Zirkus“, sprach der Clown zum Löwen „ du bist so schön und stark, und Jeder bewundert dich.“

„Sie bewundern das, was der Mensch mir anerzogen hat“, sprach der Löwe traurig „und sie bewundern den Domptuer, seine Macht über mich. Keiner kennt meine Angst, meinen Schmerz, nicht mehr der sein zu dürfen, als der ich geboren wurde.“

„Ich fühle deinen Schmerz“, sprach der Clown „ich sehe deine traurigen Augen, und ich sehe die Angst davor, dass der Löwe erwacht, dass er es dem Menschen heimzahlt, was er ihm zugefügt hat.“

„Danke“, sprach der Löwe leise „wir haben soviel gemeinsam. Ich sehe, wie du dir jeden Tag aufs Neue ein Lachen aufs Gesicht malen musst, damit der Mensch deine Traurigkeit nicht sieht. Und deine tollpatschigen Scherze, sie müssen dir sehr weh tun. Jeden Tag nehme ich wahr, wie du dich voller Anmut bewegst, fern der Manege. Ich höre deine tiefgehenden Worte, spüre deine Sehnsucht nach Ernsthaftigkeit und lese in deinen Augen die Angst, die Menschen nicht mehr zum Lachen bringen zu können, weil du dafür Brot und Bett bekommst.“

„Du bist sehr klug“, sprach der Clown „ was mich am meisten schmerzt, ist aber, dass ich ein Pausenclown bin, der dem Menschen nur die Langeweile zwischen den großen Zirkusnummern vertreiben darf.“

„Sei nicht traurig“, flüsterte der Löwe „ schau, wie die Augen der Kinder strahlen, wenn sie dich sehen. Die Kleinen müssten ohne dich nur das Bangen und die Angst ertragen, an denen der Mensch sich ergötzt.“

„Ja, die Kleinen, sie fühlen und bangen auch, wenn du durch den Feuerreif springen musst. Und sie wollen viel lieber dein weiches Fell berühren und deinen Schutz fühlen.“

„Deine Worte tun mir gut“, sprach der Löwe „sie sind voller Trost.“

„Ja, lass uns jeden Tag eine Zeit beieinander sein, damit wir nicht verzagen“, sprach der Clown und heisse Tränen spülten das aufgemalte Lachen fort, gaben ein sanftes Lächeln frei.
 



 
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