Truthahnmaske ist ein Hygieneartikel

achimkoenig

Mitglied
Erich, Sinny und Jeff

Er ging in die Bank. Er schaute sich um. Alles wie eigentlich erhofft. Nur das Atmen fiel ihm schwer. Er stand allein. Er setzte sich in die Ecke. Jeff kam aus dem Hinterzimmer. Jeff fiel auf den Boden. Er nahm den Schlüssel und ging ins Hinterzimmer. Er versuchte die Kombination. Der Safe öffnete nicht. Er ging ans Auto zurück. Während er fuhr nahm er das Metall mit aufgefrästem Riesengewinde vom Hals. Dann griff er hinter den Kopf und öffnete den Reißverschluss. Er nahm den Truthahn ab und ließ ihn auf den Beifahrersitz fallen. Er sagte: die Kombination hat nicht gestimmt. Das Mädchen auf dem Rücksitz sagte: Du ich hoffe, Dir hats gefallen. –Es geht, ich muss noch üben. Sie spielte. Sie sagte: Stimmt es, dass Eis ungesund ist? Er sagte: Keine Ahnung, ich glaube Kuhmilch ist nicht koscher, kann aber sein. Er stoppte und stieg aus. Er hörte Gegacker von Hühnern. Er sagte: In diesem Leben passiert nichts. Aber kannst Du Dir vorstellen, in einer Stadt zu leben? Und womöglich in einem Schreibclub zu sein? –Papa, sei nicht so ein Träumer. Sie war über den Zaun geklettert und schlug mit einem Stock auf Hühner. Sie war seine Tochter, aber sie war ihm weit voraus. Ein Mann kam mit einem Traktor angefahren.

Er schaltete den Traktormotor aus und blieb sitzen. Er schaute das Mädchen an. Sie packte ein Huhn am Flügel und rief: Mein Papi macht aus sowas ne Maske. Traktor stieg ab. Er ging ins Haus. Er zog seinen Gummimantel aus. Er beobachtete die Beiden durch ein Fenster. Silli wollte nicht mehr weiter. Ihr gefiel es hier. –Wie heißt diese Stadt? –Das vorhin war Franklin. –Franklin, Nebraska. –Hier ist alles Stadt, auch wenns kleiner ist als ein Block, oder? –Ja, aber viel schöner als ein Block in Queens. Er nahm sie unter den Arm und trug sie zum Auto und setzte sie auf der Haube ab. Er schaute sie verlegen an. Er lächelte. Der Mann schaute ihnen durch das Fenster zu. Er sagte zu seiner Frau: New York Nummernschild. Die sehn mir nicht nach Touristen aus. Wer fährt heute noch 1000 Meilen mit dem Auto? Der Mann ging an die Türe, die Frau öffnete: Ja, bitte? –Entschuldigen Sie, darf ich Sie was fragen? –Ja, bitte. –Denken Sie, dieses Gebiet hier eignet sich für einen Roadmovie? Ihr Mann stellte sich neben sie. Der New Yorker sagte: Guten Tag, entschuldigen Sie bitte, ich wollte nur etwas fragen. Der Mann zuckte die Augenbrauen zueinander. Der New Yorker sagte: Kann man hier filmen? Der Mann sagte: Filmen Sie, was Sie möchten. Er ging zu seiner Tochter zurück und sagte: Wir werden hier noch einiges erleben, schätze ich. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und nahm seine Truthahnmaske in die Hand. Sie wurde nachdenklich und etwas traurig. Sie sagte: Papa, musst du immer so komische Sachen machen? -Nein, die Maske ist etwas unbequem. Sinny, wenn das hier ein Film wäre, würde ich vielleicht sagen, ich mach das alles doch nur für dich, aber glaub mir, ich hab nicht so viel an Dich gedacht. –Macht es dir wenigstens Spaß, Papa? –Ja, Sinny, ich hab so gedacht, dass Du ganz, ganz dabei bist. Gefällts Dir hier draußen bei diesen Leuten? He, sie haben gesagt, dass man hier Filmen kann ... -Papa, ich hab Dich so lieb, ich will auch ganz bestimmt eine Regisseurin werden. Der New Yorker freute sich. –Sinny, Du bist schon eine Regisseurin, für mich bist Du es. So wie Du mir geholfen hast, die Gräten aus dem Truthahn zu waschen..., schau. Er richtete einen Finger Richtung Loch in der Haut neben einem Auge. Sinny sagte, Glück gehabt, das ist schon fast wieder weg. Sinny sagte, worauf warten wir? Sie fuhren nach South Dakota. Der New Yorker wurde von Jeff angerufen. He, New Yorker, was macht Sinny? –Wir haben ein Huhn gekauft, und sie nimmt es gerade aus. –Was, beim Autofahren? Ja, aber nachher machen wir wieder Pause. Wir machen die ganze Zeit Pause, weißt Du? Du bist böse auf den seitlichen Kopf gefallen...-Nein, nein, ich hatte Blut aus dem Kühlschrank mitgenommen, das war wahrscheinlich. -Nein, Jeff, ich habs genau gesehen, ich saß auf dem Plastikstuhl in der Ecke, und du bist wie ein Profi ganz fest auf den seitlichen Kopf gefallen. -Nein, nein, das hat nur so ausgesehen, mein Freund, das nächste Mal erklär ich Dir wie. -Jeff.... -Ja? -Würde es Dir was ausmachen, wenn Sinny und ich vorerst nicht nach Franklin kommen? -Ja aber warum denn das? Du hast mir doch versprochen, -Ja, aber Du hast doch auch gesehen, dass das noch nicht so richtig funktioniert hat. -Ja, aber ich brauch das Geld. Ich hab meiner Frau versprochen, -Gut Jeff, aber ich hab Dir doch gesagt, wenn es nicht sofort klappt, erzwingen lässt sich das nicht unbedingt. -Ja, aber man muss probieren, oder? -Jeff, ich bin mir ganz sicher, dass das noch klappt, wie ich Dir bereits angedeutet habe. -New Yorker, weißt Du wie das ist, wenn man einem Kind alle 3 Wochen neue Klamotten kaufen muss? -Ehrlich gesagt nicht, in Queens haben wir Glück gehabt.....gut, aber ich muss mal sehen, ich will Dir jetzt nicht groß was versprechen, aber, ne, hör auf, das sind ja über 2,3 hundert Dollar im Monat. Die Schuhe sind das Problem, oder? -Ja. In drei Wochen sind wieder fällig. -Schade, ich kann Dir leider nicht helfen. Mal sehn. Würdest du sagen, wir versuchen noch einmal, die Kombination auszuprobieren? -Zu gefährlich, Erich. Ich will nicht, dass die Mickey Mouse verdacht schöpft. -Warum? -kommst Du da nicht von selbst drauf? -Doch schon, wegen den Bildern... -Ja, wenn wir jetzt was aus dem Safe holen- -Jeff, lass mich denken, Du meinst ich bin auf den Fotos drauf, das heißt, wenn ich jetzt wieder auf die Fotos, ja haben die denn die Fotos? -Die Mickey Mouse? Ja, in Nebraska kommen die immer jeden Morgen vom Tag zuvor zur Mickey Mouse. Jetzt brach der Empfang ab. Erich sagte zu Sinny. Sinny, Jeff ist ziemlich vorsichtig, gefällt Dir das? –Ja, Papa. Papa, bitte, bitte, wie soll ichs sagen?.......Papa, ich bin kein Talisman. Talisman ist vom Teufel, ich bin kein Talisman. Erich sagte: Mist, Du hast recht. Ich muss wieder zum wahren Gott zurückfinden. Sinny: Du machst zur Zeit auch nicht Deine Gebete. -Ja, hier kann man die schlecht machen. Im Zentrum in Queens ist alles so viel leichter. Sie hielten an. Sie gingen an einen Bach hinunter. Sie machten Gebetswaschung und beteten. Sinny setzte sich auf die Motorhaube. Sie sagte: Ich vermiss Mami. Erich sagte: Trotz Skype und allem, tut mir leid, dass ich Dir das aufbürde. Jetzt zog ein Gewitter auf. Erich sagte: Heute Nacht müssen wir im Auto schlafen... es sei denn, wir kommen an einer Scheune vorbei. Sie fuhren langsam durch die drückende Luft. Sie schauten in jedes Scheunentor hinein, das an ihnen vorbeifuhr. Sie stoppten. Erich sagte: Die Fahrt ist toll, oder? –Ja, Papi, morgen verdienst du Geld, oder? -Ja, wenn Gott will. Sie übernachteten in der Scheune. Am nächsten Tag waren sie in Moorhead. Erich sagte: Ich halt an einer Tankstelle, da können wir uns frischmachen. Willst du Kaffee? Sie sagte: Lieber Kakao. Sie standen um die Kaffeemaschine herum. Erich sagte: Ich muss mich duschen, oder? -Ich wart im Auto. Sinny nahm die Autoschlüssel, Erich duschte sich. Sie setzte sich auf eine Bank außerhalb der Tankstelle. Sie war deprimiert, weil es nichts zu essen gab. Sie hatte nur noch 6 Dollar 36 übrig. Jetzt kam ihr Vater zum Auto, sie ging mit gesenktem Kopf zum Auto. sie standen draußen und er sagte: So gehts gerade und schaute an seinem Anzug hinunter. Sie fuhren zur Redaktion des Moorheader Herald und er sagte an der Rezeption: Erich Kaufman. Ich hab um 11 Uhr Termin bei Herrn Neumayer. Und so begann ein neuer Abschnitt im Leben der Kaufmans. Erich nahm so schnell er konnte ein paar Stunden beim Psychologen, um sich seine Ängste behandeln zu lassen, und Sinny war zum Neuanfang des Schuljahres pünktlich angekommen. Sie hatten kein Geld, aber sie ließen sich vom Zentrum bis zum ersten Zahltag über die Runden helfen. Dann kam Jeff hoch. Er sagte: Sinny, Sinny, aus Dir wird eine Frau. Das war für Sinny das Zeichen, sich ernsthafte Gedanken über das Kopftuch zu machen. Erich sagte: Wenn alles schief geht, geh ich wieder nach Queens zurück. Jeff sagte: Warum der Pessimissmus. Erich sagte: Hast ja recht, Moorhead ist nicht schlecht. Jeff sagte: Jetzt, wo du alles nur noch legal machst, wo gehst du hin? Erich sagte: Ich bin froh, dass es keine Action in meinem Leben gibt. Am nächsten Tag kam sein Chef zu ihm an den Schreibtisch. Er sagte: Die Truthahnmaske, die Du mir zum einmonatlichen Jubiläum Deines Firmenbeitritts gegeben hast, hat noch einige Stunden Aktion in ihr. Erich nahm sie mit nach hause und probierte sie vor dem Spiegel. Er dachte an Sinny, wie sie ihm die Gräte rausmachte, die ihm fast ins Auge gestochen hatte. Er dachte: Diese Maske ist ein Hygieneartikel, ich hoff, dass sie nicht voll Bakterien ist. Er hatte sie nicht auswaschen wollen, damit sie sich länger hält. Denn er hatte sie nur mit einem empfindlichen Mittel zeitbeständig gemacht, das er nicht zu nass machen wollte. Den kopf hatte Sinny abgeschnitten, war auch gut so. Die Flügel waren noch dran. Des nachts dachte er an die Maske. Er hätte sie sofort wegwerfen sollen. So eine lächerliche Maske. Aber seinem chef hatte sie gut gefallen. Sein Chef kannte eine Bank, die man mit dieser Maske gut ausrauben konnte. Erich hatte wieder erklärt, dass er natürlich keine Banküberfälle macht, sondern dass er höchstens nach Absprache mit dem Filialleiter, und wenn niemand in der Bank ist hineingeht, damit sich der Filialleiter sein Geld wieder aus dem Safe nehmen kann. Neumeyer sagte: Warum? Ja, wenn zum Beispiel ein bester Freund behauptet, er habe aus Versehen sein Geld zu lange im Safe gelassen und vergessen, dass genau ab jenem Tag die Kombination eine Stunde früher als sonst geändert wird. Neumeyer sagte: Und da ist er nicht mehr rangekommen und die vom Geldtransport haben alles mitgenommen? -Ja. Neumeyer sagte: Alles total unlogisch. Erich sagte: Glaubst Du wirklich, ich ließe mich von Dir zum Begehen einer Straftat anstiften? -Was sagst Du zu dem Wort Potential? Ich meine, Du kannst, oder? -Nein, ich hab mich schon von Jeff anstiften lassen, aber so blöd habe ich noch nie im Leben ausgesehen. Neumayer sagte: Vergiss das Ganze. Neumayer lud Erich und Sinny zu seinem Geburtstagsfest ein. Sie waren die einzigen. -Ich feiere meinen Geburtstag nicht, sagte er, als beide durch schwere Eichentür kamen. Auf schwerem Eichentisch standen Getränke. Sie standen um den Tisch herum. Es war düster. Neumayer schaltete Licht an. Sie tranken. Neumeyers Frau brachte eine Schale Kirschen. Sie trug eine weiße Schürze. Sinny ging in die Küche und lehrte sie ein Rezept. Frau Neumayer freute sich sehr. Herr Neumeyer sagte: Bist du auch Deutscher Herkunft? Erich sagte: Nein, wir sind Franzosen. Ich möchte mich herzlichst bei Dir bedanken, dass Du mich damals eingestellt hast. Ich musste einfach aus Queens heraus. Ich hatte ein Angebot von Tarrytown, New York, aber hier in South Dakota ist es auch nicht viel anders, aber es sind 1000 Meilen Distanz. Neumeyer sagte: ich bin auch Franzose .....ähm, schon gut, Erich, Kriegs- und Katastrophenreporter sind immer willkommen. Erich fühlte sich wohl in seiner Haut. Er hatte aus seiner Situation wieder das Beste gemacht. Er hatte einen schlecht bezahlten Job, der ihm viele Freiheiten ließ. Er sagte: Herr Neumeyer, ich habe mir gedacht, wenn ich mir selbst eine Kamera kaufe, dann kann ich für sie nebenher noch tolle Reportagen machen. Francis Neumeyer sagte: Dir hat Brenda gesagt, was für mich wichtig ist, oder? –Ja, Sie wollen mich in den Kongo schicken. –Ja, könnte Dich das interessieren? Ja, kann ich aber zuerst hier noch eine Reportage machen, ich schlage vor, ich suche die Kamera raus, und Sie bezahlen sie. Herr Neumeyer trat an seinen Glasschrank und entnahm einen Gegenstand. Hm, sagte Erich, Canon. Erich, nimm diese Kamera und mach was draus.

Erich filmte Sinny in der Baseballmütze. Er geht ihr nach in die Küche, links steht Frau Neumayer und hebt lächelnd die Arme, um ihn durchzulassen. Um Sinny wird die Farbe greller, sie nimmt einen kleinen Teller in die Hand mit etwas, was sie zubereitet hat. Der Ton ist weg, sie zeigt auf das, was auf dem Teller liegt. Erich liegt auf dem Boden. Er hat eine Taschenlampe in der Hand. Er hat sich einen Bart wachsen lassen. Er sucht etwas. Der Lichtstrahl fällt nach oben. Er sagt: Jeff, da hast dus reingestaut? Jeff sagt: sicher, ich bin mir ganz sicher. Danach bin ich umgefallen. -Und was soll ich da suchen?... Gregoria, jetzt. Erich steht auf. Jeffs Frau bringt ihm einen Kaffee. Erich sieht Jeff verwundert an. Jeff setzt sich auf einen Stuhl. Jeff sagt: Gut, das wars dann. Er schaut unfokussiert vor sich auf den Holzboden. Erich sagt: She´s been with you for what? Jeff sagt: Three years now -You think she stands by you because shes stupid, or may because she loves you? Jeff sagt: Maybe a combination of the two. Jeff denkt an seine Kindheit. Man hatte ihn an einen Baum gebunden und Pfeile auf ihn geschossen. Ein Pfeil traf ihn zwischen die Augen. Er war ein Glückspilz unter den Außenseitern.
 

achimkoenig

Mitglied
Erich, Sinny und Jeff
Er betrat die Bank durch den Kundeneingang und schaute um sich. Alles wie erwartet. Eine auf einen grünen Plastikstuhl gerichtete Kamera, kein domotisches System, kein Gebäudeautomationssystem. Nur das Atmen fiel schwer. Er stand allein. Er setzte sich in die Ecke. Ein Mann in hellblauem Hemd und schwarzer Hose kam aus dem Hinterzimmer. Wie von einem horrenden Schlag ins Gesäß getroffen fiel er auf den Boden. Der andere erhob sich vom grünen Plastikstuhl, nahm den Schlüssel und ging ins Hinterzimmer. Er versuchte die Kombination. Der Safe öffnete nicht. Er ging ans Auto zurück.

Während er fuhr, löste er mit Daumen und Zeigefinger einen Verschluss, schob die zwei Hälften eines Metallstücks mit aufgefrästem Riesengewinde von jeder Seite seines Halses weg, bis die Öffnung breiter war als sein Hals und ließ das Metall auf den Schultern ruhen. Er steuerte das Lenkrad mit einem Oberschenkel, griff mit der anderen Hand hinter den Kopf und öffnete den Reißverschluss. Das Fleisch des Truthahns löste sich vom Gesicht, das Gewicht des Truthahns drückte dessen Haut und vereinzelte Federn gegen seine Handfläche, die er mit dem in ihr liegenden Truthahn vom Gesicht entfernte, mit der anderen Hand umgriff er das Metallgewinde, in dessen Oberseite ein Schlitz gefräst und eine Handbreit Truthahnhaut geschoben und festgeschraubt worden war, und legte beides auf den Beifahrersitz.

Er sagte:

-Die Kombination hat nicht gestimmt.

Das Mädchen auf dem Rücksitz sagte:

-Du ich hoffe, Dir hats gefallen.

–Es geht, ich muss noch üben.

Sie spielte. Sie sagte:

-Stimmt es, dass Eis ungesund ist?

Er sagte:

-Keine Ahnung, ich glaube Kuhmilch ist nicht halal, kann aber sein. Er stoppte und stieg aus. Er hörte Gegacker von Hühnern. Er sagte:

-In diesem Leben passiert nichts. Aber kannst Du Dir vorstellen, in einer Stadt zu leben? Und womöglich in einem Schreibclub zu sein?

–Papa, sei nicht so ein Träumer.

Sie war über den Zaun geklettert und schlug mit einem Stock auf Hühner. Sie war seine Tochter, aber sie war ihm weit voraus. Ein Mann kam mit einem Traktor angefahren.

Er schaltete den Traktormotor aus und blieb sitzen. Er schaute das Mädchen an. Sie packte ein Huhn am Flügel und rief:

-Mein Papi macht aus sowas 'ne Maske.

Traktor stieg ab. Er ging ins Haus. Er zog seinen Gummimantel aus. Er beobachtete die beiden durch ein Fenster. Sinni wollte nicht mehr weiter. Ihr gefiel es hier.

–Wie heißt diese Stadt?

–Das vorhin war Franklin. Franklin, Nebraska.

–Hier ist alles Stadt, auch wenns kleiner ist als ein Block, oder?

–Ja, aber viel schöner als ein Block in Queens, sagte er.

Er nahm sie unter den Arm und trug sie zum Auto und setzte sie auf der Haube ab. Er schaute sie verlegen an und lächelte.

Der Mann schaute ihnen durch das Fenster zu. Er sagte zu seiner Frau:

-New York Nummernschild. Die sehn mir nicht nach Touristen aus. Wer fährt heute noch 1000 Meilen mit dem Auto?

Der Mann ging an die Türe, die Frau öffnete:

-Ja, bitte?

–Entschuldigen Sie, darf ich Sie was fragen?

–Ja, bitte.

–Denken Sie, dieses Gebiet hier eignet sich für einen Roadmovie?

Ihr Mann stellte sich neben sie. Der New Yorker sagte:

-Guten Tag, entschuldigen Sie bitte, ich wollte nur etwas fragen.

Der Mann zuckte die Augenbrauen zueinander.

Der New Yorker sagte:

-Kann man hier filmen?

Der Mann sagte:

-Filmen Sie, was Sie möchten.

Er ging zu seiner Tochter zurück und sagte:

-Wir werden hier noch einiges erleben, schätze ich.

Sie nahm seine Truthahnmaske in die Hand und setzte sich auf den Beifahrersitz. Gestern hatte sie ein Stück Wirbelsäule mit einem Schweizer Messer entfernt, sodass sie nicht gegen seine Nase drückte. Sie wurde nachdenklich und etwas traurig. Sie sagte:

-Papa, musst du immer so komische Sachen machen?

-Die Maske ist etwas unbequem....Deine Mama sagte zu mir bei einem ihrer ersten Interviews, dass ich komisch bin...Sinny, wenn das hier ein Film wäre, würde ich vielleicht sagen, ich mach das alles doch nur für dich, aber glaub mir, ich hab nicht so viel an Dich gedacht.

–Macht es dir wenigstens Spaß, Papa?

–Ja, Sinny, ich hab so gedacht, dass Du ganz, ganz dabei bist. Gefällts Dir hier draußen bei diesen Leuten? He, sie haben gesagt, dass man hier filmen kann ...

-Papa, ich hab Dich so lieb, ich will auch ganz bestimmt Regisseurin werden.

Der New Yorker freute sich.

–Sinny, Du bist schon eine Regisseurin, für mich bist Du es. So wie Du mir geholfen hast, die Gräten aus dem Truthahn zu waschen..., schau.

Er deutete auf ein Loch in der Haut neben einem Auge. Sinny sagte,

-Glück gehabt, das ist schon fast wieder weg.

Sie setzte sich auf ihren Sitz im Auto und sagte:

-Worauf warten wir?

Sie fuhren weiter Richtung South Dakota. Der New Yorker wurde von Jeff angerufen.

-He, New Yorker, was macht Sinny?

–Wir haben ein Huhn gekauft, und sie nimmt es gerade aus.

–Was, beim Autofahren?

-Ja, aber nachher machen wir wieder Pause. Wir machen die ganze Zeit Pause, weißt Du? Du bist böse auf den seitlichen Kopf gefallen...

-Nein, nein, ich hatte Blut aus dem Kühlschrank mitgenommen, das war wahrscheinlich.

-Nein, Jeff, ich habs genau gesehen, ich saß auf dem Plastikstuhl in der Ecke, und du bist wie ein Profi ganz fest auf den seitlichen Kopf gefallen.

-Nein, nein, das hat nur so ausgesehen, mein Freund, das nächste Mal erklär ich Dir wie.

-Jeff....

-Ja?

-Würde es Dir was ausmachen, wenn Sinny und ich vorerst nicht nach Franklin kommen?

-Ja aber warum denn das? Du hast mir doch versprochen,

-Ja, aber Du hast doch auch gesehen, dass das noch nicht so richtig funktioniert hat.

-Ja, aber ich brauch das Geld. Ich hab meiner Frau versprochen,

-Gut Jeff, aber ich hab Dir doch gesagt, wenn es nicht sofort klappt, erzwingen lässt sich das nicht unbedingt.

-Ja, aber man muss probieren, oder?

-Jeff, ich bin mir ganz sicher, dass das noch klappt, wie ich Dir bereits angedeutet habe.

Sinni rief:

Papi hat übermorgen ein Vorstellungsgespräch...

-New Yorker, weißt Du wie das ist, wenn man einem Kind alle 3 Wochen neue Klamotten kaufen muss?

-Ehrlich gesagt nicht, in Queens haben wir Glück gehabt.....gut, aber ich muss mal sehen, ich will Dir jetzt nicht groß was versprechen, aber, ne, hör auf, das sind ja über 2,3 hundert Dollar im Monat. Die Schuhe sind das Problem, oder?

-Ja. In drei Wochen sind wieder fällig.

-Schade, ich kann Dir leider nicht helfen. Mal sehn. Würdest du sagen, wir versuchen noch einmal, die Kombination auszuprobieren?

-Zu gefährlich, Erich. Ich will nicht, dass die Mickey Mouse Verdacht schöpft.

-Warum?

-Kommst Du da nicht von selbst drauf?

-Doch schon, wegen den Bildern...

-Ja, wenn wir jetzt was aus dem Safe holen

-Jeff, lass mich denken, Du meinst ich bin auf den Fotos drauf, das heißt, wenn ich jetzt wieder auf die Fotos, ja haben die denn die Fotos?

-Die Mickey Mouse? Ja, in Nebraska kommen die immer jeden Morgen vom Tag zuvor zur Mickey Mouse.

Jetzt brach der Empfang ab.

Erich sagte zu Sinny.

-Sinny, Jeff ist ziemlich vorsichtig, gefällt Dir das?

–Ja, Papa. Papa, bitte, bitte, wie soll ichs sagen?.......Papa, ich bin kein Talisman. Talisman ist vom Teufel, ich bin kein Talisman.

Erich sagte:

-Mist, Du hast recht. Ich muss wieder zum wahren Gott zurückfinden.

Sinny:

-Du machst zur Zeit auch nicht Deine Gebete.

-Ja, hier kann man die schlecht machen. Im Zentrum in Queens ist alles so viel leichter.

Sie hielten an. Sie gingen an einen Bach hinunter. Sie machten Gebetswaschung und beteten.

Sinny setzte sich auf die Motorhaube. Sie sagte:

-Ich vermiss Mami.

Erich sagte:

-Trotz Skype und allem, tut mir leid, dass ich Dir das zumute.

-Mama ist stets offline, wenn wir online sind

Sie sagte pf.. und giggelte

Jetzt zog ein Gewitter auf.

Erich sagte:

-Heute Nacht müssen wir im Auto schlafen... es sei denn, wir kommen an einer Scheune vorbei.

Sie fuhren langsam durch die drückende Luft. Sie schauten in jedes Scheunentor hinein, das an ihnen vorbeifuhr. Sie stoppten. Erich sagte:

-Die Fahrt ist toll, oder?

–Ja, Papi, morgen verdienst du Geld, oder?

-Ja, wenn Gott will.

Sie sahen 100 Meter von der Straße eine alleinstehende Scheune mit riesiger Öffnung ohne Tor und fuhren hinein. Die Struktur bestand aus Stangen, das Dach war Blech. Sinny legte 2 Alumatten übereinander auf einen Bereich, der aus Erdboden bestand, Erich arrangierte sich, im Auto zu schlafen. Bevor er einschlief dachte er, es sei vielleicht eine gute Idee, sich zu überlegen, was er morgen sinnvollerweise tun würde, aber als er zu den Aufgaben hinsichtlich seiner neuen Arbeit kam, viel ihm nicht viel ein, abgesehen davon, hinzufahren und sich an der Rezeption zu melden. Er wollte sich seinen neuen Chef nicht vorstellen. Um sich gut zu fühlen, sagte er sich, dass er in dieser Scheune alles hat, was er vorläufig benötigt.

Am nächsten Tag waren sie in Moorhead.

Erich sagte:

-Ich halt an einer Tankstelle, da können wir uns frischmachen. Willst du Kaffee?

Sie sagte:

-Lieber Kakao.

Sie standen um die Kaffeemaschine herum. Erich sagte:

-Ich muss duschen, oder?

-Ich wart im Auto.

Sinny nahm die Autoschlüssel, Erich duschte. Sie setzte sich auf eine Bank außerhalb der Tankstelle. Sie war deprimiert, weil es nichts zu essen gab. Nach dem Tanken hatten sie nur noch 6 Dollar 36 übrig. Papi war nicht konsequent. Er hatte versprochen, mit dem Geld Essen zu kaufen und das Benzingeld zu erbetteln. Jetzt kam er zum Auto, sie ging mit gesenktem Kopf zum Auto. Sie standen draußen und er sagte:

-So gehts gerade

und schaute an seinem Anzug hinunter. Sie fuhren zur Redaktion des Moorheader Herald und er sagte an der Rezeption:

-Erich Kaufman. Ich hab um 11 Uhr Termin bei Herrn Neumayer.

Und so begann ein neuer Abschnitt im Leben der Kaufmans. Erich nahm sich vor, so schnell er konnte ein paar Stunden beim Psychologen zu nehmen, um endlich seine mentalen Blockagen behandeln zu lassen, allein schon Sinni zuliebe und Sinny war zum Neuanfang des Schuljahres pünktlich angekommen. Sie hatten kein Geld, aber sie ließen sich vom Islamischen Zentrum bis zum ersten Zahltag über die Runden helfen. Sie schliefen im Auto im hinteren Bereich einer Parkplatzes einer Autobahnraststätte

Bald bekam Erich sein erstes Gehalt und sie bezogen eine Wohnung am Stadtrand von Moorhead. Dann kam Jeff von Nebraska nach Moorhead hoch. Er sagte:

-Sinny, Sinny, aus Dir wird eine Frau.

Dies gab Sinny ein schlechtes Gefühl bezüglich der Tatsache, dass sie bisher noch kein Kopftuch trug. Ihr Vater war in den Islam eingetreten, um zu verstehen, warum manche Muslims so absolut überzeugt sind, hatte mittlerweile jedoch das Interesse verloren, Sinny war hingegen begeistert.

Erich sagte:

-Wenn alles schief geht, geh ich wieder nach Queens zurück.

Jeff sagte:

-Warum der Pessimissmus?

Erich sagte:

-Ich hab immer eine so irrationale Angst vor dem Neuen. Für mich, ein Job, wo ich nicht einmal weiß, ob er mich interessiert, das blockiert mich. Glaubst Du, Moorhead wird mir gefallen?

Jeff sagte:

-Was weiß ich,

Erich sagte:

-Ich bin froh, dass es keine Action in meinem Leben gibt. Ich würd so gern nach Yellowknife fahren, 2000 Meilen nach Nordwesten. Na, ja, vielleicht in zwei Monaten.

Am nächsten Tag kam sein Chef zu ihm an den Schreibtisch. Er sagte:

-Die Truthahnmaske, die Du mir zum einmonatlichen Jubiläum Deines Firmenbeitritts gegeben hast, hat noch einige Stunden Aktion in ihr.

Erich lieh sie sich aus und nahm sie mit nach Hause und setzte sie vor dem Spiegel auf. Er dachte an Sinny, wie sie ihm den Knochen rausgemacht hatte, nachdem er ihn fast ins Auge gestochen hatte. Er dachte: Diese Maske ist ein Hygieneartikel, ich hoff, dass sie nicht voll Bakterien ist. Er hatte sie nicht auswaschen wollen, damit sie sich länger hält. Denn er hatte sie nur mit einem empfindlichen Mittel zeitbeständig gemacht, das er nicht zu nass machen wollte. Den kopf hatte Sinny abgeschnitten, war auch gut so. Die Flügel waren noch dran.

Des Nachts dachte er an die Maske. Er hätte sie sofort wegwerfen sollen. So eine lächerliche Maske. Dann wiederum hatte sie seinem Chef gut gefallen.Er hatte seinem Chef erzählt, wofür sie die Maske gefertigt hatten. Zwei Tage später sagte sein Chef, er kenne eine Bank, die man mit dieser Maske gut ausrauben könne. Erich sagte, dass er natürlich keine Banküberfälle macht, sondern dass er höchstens nach Absprache mit dem Filialleiter, und wenn niemand in der Bank ist hineingeht, damit sich der Filialleiter sein Geld wieder aus dem Safe nehmen kann. Neumeyer sagte:

-Warum?

-Ja, wenn zum Beispiel ein bester Freund behauptet, er habe aus Versehen sein Geld zu lange im Safe gelassen und vergessen, dass genau ab jenem Tag die Kombination eine Stunde früher als sonst geändert wird.

Neumeyer sagte:

-Und da ist er nicht mehr rangekommen und die vom Geldtransport haben alles mitgenommen? -Ja.

Neumeyer sagte: Alles total unlogisch.

Am nächsten Tag, als Herr Neumeier sagte, er brauche relativ dringend eine interessante Geldsumme, sagte Erich:

-Glaubst Du wirklich, ich lasse mich von Dir zu einer Straftat anstiften?

-Was sagst Du zu dem Wort Potential? Ich meine, Du kannst, oder?

-Nein, ich hab mich schon von Jeff anstiften lassen, aber so blöd habe ich noch nie im Leben ausgesehen.

Neumayer sagte: Vergiss das Ganze.

Neumayer lud Erich und Sinny zu seinem Geburtstagsfest ein. Sie waren die einzigen.

-Ich feiere meinen Geburtstag nicht, sagte er, als beide durch schwere Eichentür kamen. Auf schwerem Eichentisch standen Getränke. Sie standen um den Tisch herum. Es war düster. Neumayer schaltete Licht an. Sie tranken. Neumeyers Frau brachte eine Schale Kirschen. Sie trug eine weiße Schürze. Sinny ging in die Küche und lehrte sie ein Rezept. Frau Neumayer freute sich sehr. Herr Neumeyer sagte: Bist du auch Deutscher Herkunft? Erich sagte: Nein, wir sind Franzosen. Ich möchte mich herzlichst bei Dir bedanken, dass Du mich damals eingestellt hast. Ich musste einfach aus Queens heraus. Ich hatte ein Angebot von Tarrytown, New York, aber hier in South Dakota ist es auch nicht viel anders, aber es sind 1000 Meilen Distanz. Neumeyer sagte: ich bin auch Franzose .....ähm, schon gut, Erich, Kriegs- und Katastrophenreporter sind immer willkommen. Erich fühlte sich wohl in seiner Haut. Er hatte aus seiner Situation wieder das Beste gemacht. Er hatte einen schlecht bezahlten Job, der ihm viele Freiheiten ließ. Er sagte: Herr Neumeyer, ich habe mir gedacht, wenn ich mir selbst eine Kamera kaufe, dann kann ich für sie nebenher noch tolle Reportagen machen. Francis Neumeyer sagte: Dir hat Brenda gesagt, was für mich wichtig ist, oder? –Ja, Sie wollen mich in den Kongo schicken. –Ja, könnte Dich das interessieren? Ja, kann ich aber zuerst hier noch eine Reportage machen, ich schlage vor, ich suche die Kamera raus, und Sie bezahlen sie. Herr Neumeyer trat an seinen Glasschrank und entnahm einen Gegenstand. Hm, sagte Erich, Canon. Erich, nimm diese Kamera und mach was draus.

Erich filmte Sinny in der Baseballmütze. Er geht ihr nach in die Küche, links steht Frau Neumayer und hebt lächelnd die Arme, um ihn durchzulassen. Um Sinny wird die Farbe greller, sie nimmt einen kleinen Teller in die Hand mit etwas, was sie zubereitet hat. Der Ton ist weg, sie zeigt auf das, was auf dem Teller liegt. Erich liegt auf dem Boden. Er hat eine Taschenlampe in der Hand. Er hat sich einen Bart wachsen lassen. Er sucht etwas. Der Lichtstrahl fällt nach oben. Er sagt: Jeff, da hast dus reingestaut? Jeff sagt: sicher, ich bin mir ganz sicher. Danach bin ich umgefallen. -Und was soll ich da suchen?... Gregoria, jetzt. Erich steht auf. Jeffs Frau bringt ihm einen Kaffee. Erich sieht Jeff verwundert an. Jeff setzt sich auf einen Stuhl. Jeff sagt: Gut, das wars dann. Er schaut unfokussiert vor sich auf den Holzboden. Erich sagt: She´s been with you for what? Jeff sagt: Three years now -You think she stands by you because shes stupid, or may because she loves you? Jeff sagt: Maybe a combination of the two. Jeff denkt an seine Kindheit. Man hatte ihn an einen Baum gebunden und Pfeile auf ihn geschossen. Ein Pfeil traf ihn zwischen die Augen. Er war ein Glückspilz unter den Außenseitern.
 



 
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