Überlebenstipps für WM-Muffel

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Janine Wilk

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10 Überlebenstipps für WM-Muffel

Die Fußball-WM in Deutschland steht vor der Tür, was bedeutet, dass die Gesamtheit der testosterongesteuerten Bundesbürger gänzlich überschnappen wird. Doch es gibt Menschen, denen sich die Faszination „Fußball“, die Liebe zum rollenden Ball einfach nicht erschließen will. Die sogenannten Fußball-Muffel haben 2006 nichts zu lachen. Aber man kann es auch positiv sehen, denn es ist ja nicht so, dass man keine Wahl hätte Deutschlands WM-Euphorie zu entkommen: Entweder man schaut Fußball oder bringt sich um.
Doch man sollte den Beckenbauer nicht gleich an die Wand malen. Es gibt durchaus einige wertvolle Tipps, wie sie die WM gefahrlos überstehen können:

1. Bekanntlich ist Leid viel leichter zu ertragen, wenn man es teilen kann. Suchen Sie sich deshalb Gleichgesinnte! Gründen Sie zum Beispiel den „VWG“, den Verein WM- Geschädigter. Hier können Sie sich austauschen zu Themen wie „Warum spricht mein Mann mit Herr Wontorra im Fernseher, aber nicht mit mir?“ oder „Was mache ich, wenn ich statt Fußball „Desperate Housewives“ sehen will, aber mich mein Mann anknurrt, sobald ich nach der Fernbedienung greife?“.
Vorsicht sei jedoch geboten bei der Bildung von aggressiven Splitter-Gruppen, denn schnell könnte ihr Verein in Verruf geraten, à la „Gestern wurden von einer Terror-Einheit des VWG die örtlichen Stadtwerke überfallen, mit dem Ziel, das Hauptstromkabel zu kappen...“


2. Wenn Ihr Gatte bereit ist, das Klischee der Fußball-Liebe zu erfüllen, können Sie dafür auch gerne einem weiblichen Klischee frönen. Richten Sie dazu mit Hilfe des VWG´s eine Petition an Ihr örtliches Rathaus, die das Ziel hat, sämtliche Schuhläden Ihrer Stadt während der WM-Spiele bis zum Schlusspfiff geöffnet zu halten. Denn Shopping macht bekanntlich glücklich, insbesondere Schuh-Shopping. Da Ihr Mann während dessen daheim ungestört Fußball schauen kann, sind somit alle glücklich.

3. Verlegen Sie sämtliche Tupper-, Dessous- und Dildo-Partys des Jahres auf die WM-Tage. Selbst wenn Sie solche Veranstaltungen ansonsten immer gerne gemieden und in Gegenwart Ihrer Freundin zu fadenscheinigen Ausreden gegriffen haben, wie „Tut mir leid, ich habe eine ganz schwere Allergie gegen Tupper.“ oder „Ich bin überhaupt nicht verklemmt, nur brauche ich so ein Ding wirklich nicht. Wenn ich Bohneneintopf mache, kann ich meinen Mann auch vibrieren lassen.“.
- so sehen Sie es jetzt einfach positiv. Sie haben Unterhaltung und nicht vergessen: Shopping macht glücklich!

4. Unterdrücken Sie während der WM-Wochen jegliches Bedürfnis nach menschlicher Nähe oder gar Sex. Andernfalls könnte dies zu Streitigkeiten führen. Akzeptieren Sie, dass Ihr Mann jetzt ganz anderes, wichtigeres im Sinn hat. Da hat es auch keinen Sinn, dass Sie während des Fußballspiels Deutschland gegen Holland in den neuen Dessous, die Sie gerade auf der Party erstanden haben, vor dem Fernseher rumstolzieren – er sieht es nicht! Hoffen Sie lieber auf die baldige Lieferung Ihrer Dildo-Party-Bestellung.

5. Wenn Sie einen schwachen Moment haben und sich umzingelt von so viel Fußballbegeisterten alleine und einsam fühlen, verzweifeln Sie bitte nicht! Versuchen Sie bloß nicht, sich für die Fußball-Faszination Ihres Mannes zu interessieren. Das könnte der erste Schritt zu einer unwiderruflichen Metamorphose sein und irgendwann darin enden, dass Sie sich eine Bierdose auf der Stirn ausdrücken. Mal ehrlich, wollen Sie das?

6. Wenn Sie sich nun in Ihrer Verzweiflung ablenken wollen und Ihre neuen Dessous dem einzig männlichen und so gepflegten Mitglied des VWG vorzuführen gedenken– bitte ersparen Sie sich und ihm diese Peinlichkeit. Wir wissen doch wohl alle, dass der VWG nur aus Weibern und Homosexuellen besteht.

7. Nehmen sie es wieder lieber von der positiven Seite: Das WM-Koma ihres Mannes ermöglicht es Ihnen, die Wohnung nach Herzenslust umzugestalten, ohne von ihm Proteste zu hören. Sie können tun und lassen, was sie wollen – sofern es Ihnen nichts ausmacht, das Sofa samt Mann durchs Wohnzimmer zu schieben. Und wenn Sie das Gefühl haben, ihr Gatte passt rein optisch nicht mehr zu ihrem neu gestalteten Wohnzimmer, bauen Sie einfach eine Rampe zu ihrem Balkon und schmeißen das Sofa raus.


8. Seien Sie froh und glücklich, wenn Ihr Gatte am Tag des Eröffnungsspiel mit Schlafsack und Zahnbürste bepackt das Haus verlässt und für die nächsten Wochen in seiner Stammkneipe zu wohnen gedenkt. Das macht er nicht nur, weil der gemeine Fußball-Fanatiker sich gerne unter Gleichgesinnten aufhält und es schon tragisch genug ist, dass man als deutscher Normalsterblicher keine Karten mehr für die WM bekommen konnte. Nein, das macht er auch Ihnen zuliebe! Denn ansonsten würde er sich gezwungen sehen, seine ganzen Kumpels mit nach Hause zu bringen und in Ihrem Wohnzimmer ein „WM-Studio“ einzurichten. Und Sie als Ehefrau wollen ja wohl nicht, dass die professionelle Fußball-Fan-Debilität direkt in Ihr friedliches Wohnzimmer einzieht! Lassen Sie Ihren Mann also zur Kneipe ziehen und gönnen Sie ihm diesen Spaß. Fußball ist vielleicht die letzte verbliebene Freude im tristen Leben Ihres Mannes, wissen Sie es?
Das einzige, was einem Mann dann noch die Fußball-Freude vermiesen kann, ist ein taktloser Fernsehsender, der fortwährend unsere deutsche Bundeskanzlerin auf der Ehrentribüne einblendet. Das lässt den gerade friedlich lächelnden Fußballfan am heimischen Fernseher natürlich erschreckt zusammenfahren. Denn egal wie oft man so etwas sieht, der Schock bleibt der gleiche. Das ist wie bei einem schweren Autounfall – davon hat man auch schon viele gesehen, doch wenn man an einem vorbeifährt, rutscht einem trotzdem jedes Mal das Herz in die Hose.



9. Im Folgenden geben wir Ihnen einige konkrete Verhaltenstipps für brenzlige Situationen:
Gatte, kopfschüttelnd und in wütendem Ton: „Hast du das gesehen? Das war doch nie im Leben ein Foul vom Ballack an dieser jugoslawischen Cevapcici. Dem Typ sollten Sie den Namen Schwalbevic geben.“
Ihr Mann scheint Sie angesprochen zu haben, denn ansonsten ist definitiv niemand mehr im Zimmer. Doch das hat er nicht. Und egal, wen er denn sonst gemeint haben mag, er erwartet auf keinen Fall eine Antwort. Deshalb verzichten Sie nun bitte darauf, Ihren Gatten bei dieser Gelegenheit zu korrigieren und darauf hinzuweißen, dass es sich bei dem besagten Cevapcici- Spieler um einen Kroaten handelt und es Jugoslawien seit geraumer Zeit nicht mehr gibt. Ihr Mann hat jetzt wirklich keinen Sinn für solch besserwisserischen Spitzfindigkeiten!
Ihr Gatte, abrupt aufspringend: „Dieser DEPP von Schiri. Jetzt gibt der auch noch einen Freistoß - ich fasse es nicht!“
Verkneifen Sie sich bitte jede verständnisvolle Bemerkung für die schwierige Situation eines Schiedsrichters, ohne Zeitlupe die korrekte Entscheidung zu treffen. Ihr Mann will so etwas jetzt wirklich nicht hören!
Und um Gottes Willen sagen Sie nur nicht, dass es für Sie selbst ebenfalls nach einem eindeutigen Foul ausgesehen hat. Denn mal ehrlich: Sie haben ja wohl wirklich keine Ahnung!
Ihr Gatte, entsetzt die Hände zum Himmel werfend: „Jetzt spricht der Wontorra auch noch von einem berechtigten Elfmeter. Die haben ja alle keine Ahnung. ALLE haben keine Ahnung!“
Sicherlich wundern Sie sich, dass Ihr Gatte bei so viel Sachverstand noch nicht zum Fußball-Nationaltrainer berufen worden ist. Doch sprechen Sie diesen Gedanken bitte nicht laut aus, er könnte dies als ironische Spitze Ihrerseits auffassen. Oder schlimmer noch – ernst meinen! Akzeptieren Sie einfach: Ihr Mann ist der beste. Er hat es einfach drauf. Er kann´s. Er hat´s. Lächeln Sie ihn kurz an und lackieren Sie Ihre Fußnägel weiter.

10. Vielleicht üben Sie sich während der WM-Wochen einfach in einer buddhistisch angehauchten Lebensweise. Seien Sie tolerant, friedfertig und ertragen Sie die Kickerei mit stoischem Gleichmut. Lesen Sie einfach mal wieder ein gutes Buch, schauen ab und zu liebevoll auf Ihren Mann und sehen Sie, wie in seinen Augen die kindliche Begeisterung lodert. Werfen Sie zeitweise auch mal einen Blick auf das Spiel, vielleicht findet sich ja doch noch etwas interessantes. Einen knackigen Fußballer-Hintern oder einen Flitzer zum Beispiel. Wussten Sie, dass die Flitzer eigens zur Erheiterung für gelangweilte Ehefrauen eingeführt worden sind und nach strengen Auswahlkriterien ausgesucht werden? So ein Flitzer muss schon Erstklassiges bieten, um vom DFB für die WM berufen zu werden – seien Sie also gespannt!
Auch wenn wir Frauen die Fußball-Liebe der Männer oft nicht nachvollziehen können, so sollten wir einfach akzeptieren, dass Männer und Fußball nun mal zusammengehören wie die Butter zur Blume, der Pickel zum Eis, der Schnidel zum Wutz und der Fuß zum Ball.
In diesem Sinne geruhsame WM-Tage und nicht vergessen: Jedes Spiel hat irgendwann seinen Schlusspfiff!




Mehr von mir unter: http://www.janine-wilk.de
 

sweetchilly

Mitglied
Wow, wunderbar. Habs gern gelesen.
Nur eins: Schniedel wird glaube ich mit ie geschrieben *g*
Aber die Stelle ist echt genial.

Ich guck auch lieber Desperate Housewives als WM ;)

Lg
 



 
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