Überraschung

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Kalle

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Es hatte so um die -20 Grad Celsius, als Horst bestens gelaunt am Nordmeer seine Lunge durchpustete. Er mochte die Kälte. Sie hat etwas reinigendes, etwas klares. Der Staub ist eingefroren, die Luft kämpft gegen den Körper. Je kälter, desto besser. Außerdem sind bei diesem Wetter nur echte Männer unterwegs, deswegen ist man meistens allein.

Die Kälte macht aber so manchem zu schaffen. Als Horst an den Eisschollen am Strand vorbeikommt, bewerfen gerade japanische Terroristen mit herunter gelassenen Hosen alte Damen mit Katzenfutter von Aldi. Die fanden das gar nicht lustig.

Ein paar Schritte weiter erzählt ein Farbiger Horst, dass er jetzt eine Schlange sei und deswegen auf der Suche nach Katzen oder Ratten zum fressen wäre. Er unterstrich seine Geschichte dadurch, dass er sich in wellenförmigen Bewegungen am Strand bewegte und dann noch eine Möwe erwischte und sofort auffraß.

"Scheisse" dachte Horst "doch schon wieder so kalt?"

Dann blieb er allein. Aus der Ferne hörte Horst ein Nebelhorn, das ziemlich nervöse Geräusche von sich gab. Als das Horn getute immer näher kommt, dringt zusätzlich noch ein tief frequentes Brummen und ein leichter Sturm zu Horst vor. Horst überlegt, wo er sich am Abend ein paar Rum mit Tee gönnen könnte. Oder einfach nur Korn. Er war noch unentschlossen.

Die Erde unter Horst's Füssen beginnt gerade zu beben, da türmt sich vom Meer her ein gigantischer, rosa farbener U-Boot Schiffsrumpf auf. Aus den schiffsseitigen Torpedorohren lief etwas Wasser. Das Boot schiebt sich unter dröhnen und quietschen Richtung Strand und kommt direkt vor Horsts Füssen zum stehen. Die Sonne ging gerade unter, so dass sich Horst ein skuriles Bild von rosa U-Boot, rotem Horizont mit ein wenig Regenbogen darbot. Was würde der gute Dirty Harry jetzt tun? Einen ordentlichen Schuss vor den Bug mit seiner 45er Magnum. Vermutlich. Horst hatte seine 357er Automatik im Auto liegen lassen.

Das Boot zischte und rauchte.

"Rosa U-Boot" Horst schüttelte den Kopf "dürfen sich die Schwuchteln jetzt auch bei der Armee entfalten?" Er hatte dafür wenig Verständnis (rosa ist keine wirklich gute Tarnfarbe), aber genau genommen war es ihm egal, wenn sich besoffene Schwuchteln in Uniform im Meer verfahren und sich am Strand zum Deppen machen.

Die Luke öffnete sich langsam, zu langsam für Männerkraft. Dünne Ärmchen warfen die Luke am Turm über den Totpunkt. Es kam ein blonder, langhaariger Schopf zum Vorschein. Der Körper versuchte etwas ungeschickt aus der Luke auf den Turm zu klettern. Doch als es dann gelang, traute Horst seinen Augen nicht. Es kam eine schlanke, dreitittrige, in rote Strappse und Pumps gehüllte Schönheit in das schummrige, rötliche Abendlicht. Es folgten noch ein paar Damen, die genauso adäquat gekleidet waren.

"Drei Titten, wenn das nicht die Mädels von Grylon 37 sind!"

"Huhu, Hoohorst" die Mädels waren ausser sich vor Freude.

"Mädels, was macht Ihr hier? Ihr solltet doch auf Grylon 37 sein, den Streit mir Euren zweiarmigen Männern hab ich doch geklärt? Und warum seid Ihr so unauffällig unterwegs, abgesehen von der neutralen Kleidung?"

Sie kletterten ungeschickt vom Turm, rutschen am Schiffsrunpf runter und plumbsten in den Sand. Sie liefen Horst entgegen und drückten Ihn, eine nach der anderen, an Ihre besten Stücke.

"Horst, wir wollten Dich an deinem Geburtstag überraschen" sagte Lycra, die Mächstigste, der Horst es auf Grylon 37 vier Wochen lang ohne Pause besorgte.

"Gut, ich hab kein Geburtstag. Aber ich freu mich trotzdem"

"Kein Geburtstag?"

"Hey, steht Blödmann auf meiner Stirn? Ich habe kein Geburtstag. Trotzdem ist es schön Euch zu sehen"

"Wie kommt Ihr nun auf die Idee mit dem unauffälligen Auftritt?"

" Wir waren erst bei Werner. Er ist Dein bester Freund, deswegeb vertrauen wir Ihm. Wir haben ihn gefragt wo Du bist und wie wir auf der erde nicht auffallen. Er hat uns genau instruiert und gesagt, Du würdest Dich freuen"

"Klar, da hat er Recht. Der Auftritt gefällt mir, ich muß Werner unbedingt wieder ein paar Korn ausgeben" dachte sich Werner

"Ja, Werner hat Recht, Ihr gefallt mir gut"

"Duhu, wir müssen eigentlich weiter, vorher würden aber gern noch mit Dir poppen. Gehhht daaas?"

"Nee, ich muß weiter, aber danke für das Angebot"

"Wir kommen bald wieder, aber dann besorgst Du's uns?"

"Logomat, bis die Luft brennt"

"Versprochen?"

"Versprochen, jetzt aber los, Ihr erkältet Euch den Charakter, den brauchen wir noch"

Die mit den mächtigen Titten zielte mit der mittleren auf das U-Boot und setzte einen Energiestrahl ab, der das Boot in ein Raumschiff transformierte. Die Mädels küssten Horst, stolperten in das Schiff, winkten zum Abschied und flogen mit Zisch 8 nach Hause.

"Komisch, irgendwie weiss ich nicht genau, was die Mädels wollten"

Es wurde kälter und Horst entschloss sich, in der nächsten Kneipe ein paar Korn zu trinken.

Da war ordentlich was los. Alle waren sie hier: Die japanischen Terroristen, die alten Damen und die Schlange. Sie wollten den anderen weiss machen, dass sie ein rosa U-Boot mit 1a Weibern mit drei Titten gesehen haben. Und einen Kerl, der alle Damen unter Kontrolle hatte, eine nach der anderen vögelte bis sie quasi ohnmächtig mit endorphinen überschüttet, die Erde verliessen.

Die ganze Bande wurde wenig später von der Polizei abgeführt, als sie anfingen, Horst als Ausserirdischen zu denunzieren. Dann war Ruhe. Horst nippte, am neunten Korn.

"Auf Grylon 37" dachte sich Horst und bestellte sich noch nen Korn.
 

Wolfsbane

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Die Zukunft des HORST

An dieser Geschichte begeistert mich wie bei "ROTAMINT", daß es ein Wiedersehen mit "alte(n) Bekannte(n)" gibt.
Früher waren die HORST-Geschichten lauter Einzelstücke, aber jetzt entwickelt Kalle ein "Horst-UNIVERSUM". Wie bei "Herr der Ringe", "Harry Potter" und "Asterix" schafft der Autor um seinen Helden herum eine ganze, eigene WELT.
DAS finde ich genial.
Für Leser, die von jeder HORST-Story möglichst viele neue Figuren erwarten, ist das vielleicht enttäuschend.
Es kommt eben ganz darauf an, welche Kriterien man anlegt.
IMHO hat HORST es verdient, als Buch zu erscheinen. Leider sind Kurzgeschichten-Sammlungen bei Verlagen und Lesern längst nicht so beliebt wie Romane. In diesem Sinne kann Kalle nichts besseres tun, als die Handlungen der Einzelgeschichten zu verlängern und miteinander zu verknüpfen.
Oder?
:confused:
 

Wolfsbane

Mitglied
OK

@ Gegge


Wenn man "Überraschung" nur als Kurzgeschichte beurteilt, kann man natürlich zu deiner Wertung kommen.

Mein positives Urteil beruhte auf einer anderen Sichtweise.

Ich glaube Dir, daß die Beurteilung meines Kommentars nicht von Dir stammt. Ich kenne dir Leute, die mich hier mobben.

Ich schätze, wir sind uns darin einig, daß wir uns auf die nächste HORST-Geschichte freuen?!


CU


J
 



 
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