Ulag

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F. Alexander

Mitglied
Die Sonne zeichnete helle Streifen in das allgegenwärtige Blau. Tanzende Muster enstanden dort, wo ihre Lichtfinger den Boden streichelten. Ein aufregender Duft zog über die Landschaft. Ein Versprechen lag darin, eine Verheißung. Wäre er eine Farbe gewesen, so hätte er golden geglänzt. Ulag witterte. Sein Herz schlug schneller in seiner Brust und rief ihm zu: »Geh! Eile! Geh! Eile! Der Duft! Folge ihm! Der Duft! Folge ihm!«. Jeder Schlag war wie ein Schlag einer dröhnenden Trommel, der ihn vorwärts trieb. Die Spur der Duftmoleküle zog ihn mit unwiderstehlicher Kraft hin zu seinem Ziel. Der betörende Duft beherrschte ihn ganz und gar, und mit jedem Stück zurückgelegten Weges wurde der Geruch immer stärker. Er stürmte vorwärts, nahm die Schönheit um ihn herum nicht wahr. Die Farbexplosion um ihn herum, der ewig währende Geräuschteppich der Natur, durch den er glitt, existierten für ihn nicht mehr. Der Sirenengesang des Geruches zwang ihn mit Macht, sich unaufhaltsam dem Ziel seiner Sehnsucht zu nähern. Begehren brannte in ihm, heiß und hell wie die tanzenden Sonnenstrahlen.
Jetzt!
Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Gierig umschlang er sie mit seinen Armen und zog mit aller Kraft. Widerstrebend öffnete sie sich ihm.
Erlösung! Befriedigung!
Als alles vorbei war, wandte sich der Seestern ab. Er ließ die leere Muschelhülle hinter sich, die sich wie abgeworfene Engelsflügel an einen Stein lehnte.
 



 
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