Ultraviolet - Die Endfassung

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Khalidah

Mitglied
(1 - Daheim)

Ich stand vor dem Badezimmerspiegel
und machte mich fertig
Noch daheim
Ich schielte zur Tür
und zurück
"Immer
Allein
Bin ich
Mit dir"
Wörter über mir
Worte über mich



(1.1 sein lassen lernen)

Lern zu nehmen
Lern zu gehen
Lern einmal lieben
Lern zu stehen
Ich will
Ich will dass du
alles nimmst
fang an
lebe
hör auf
nichts
beginn
das Eine
Kind des Lichts
lern hassen lassen
du Spiegelgesicht



2.0 Überholspuren
Ich hielt also bei Shell
& sprang von der Klippe
-Perlentaucherin.



(3.0.0 - Hoch)
Sie sehen
im Sonnentod
Wolkengrau
Mondschwarz
rot
sie nennen "blau"
wo Lila wogt
und ahnen nicht
was der nackte Himmel ist
-ein Amethyst.


(3.1 - Im Bergwerk)
Ich bin oft im Bergwerk
samstagabend
unter Tage
sozusagen.
(Jetzt unheimlich: Wort & Wahl
- ein Omen im Nachhinein.
& was mir keiner glauben wird:
Das "Bergwerk" ist mein Stammlokal.
Hilfe - sogar einen Zwerg hab ich gesehen!)



(3.1.0.1 - Asketendekadenz)
Ich setzte an ausgewählten Stellen
kontrollierten Exzess
gegen meine Sucht
auf alles zu verzichten
bis auf
was ich muss.
Ich bekomme
alles
was ich will
weil
ich nicht will
was ich nicht bekommen kann.


Gebt mir
Weniger
Gebt mir
Lila
oder nehmt
den Rest
Viel
Mehr (!)
brauche
ich nicht
vorerst & zu Letzt


Sie sehen
im Sonnentod
Wolkengrau
Mondschwarz
Not
sie nennen "blau"
wo Lila wogt
und ahnen nicht
was der nackte Himmel ist
-ein Amethyst.



(3.1.1 Vor dem Allgewaltiger)
Braut mir Kränze
von Lilien
lila
lasst nach
lichtlauf
liebe sein
Das Licht wird eins
und ich bin
unter euch
ihr Farben
die Sonne flüstert von mir
geheim
und ganz - allein.

und jetzt
zeigt mir
zeigt mir
lila Lilien
das große
wahre
Reine

Ich bin
jenseits des Regenbogens
oder
am Ende
Ich bin Ultraviolett
Es bleiben nur
die weißen Flecken
wo ich allein bin
oder scheine.
Ich möchte
tot oder lebendig
begraben sein
unter lila Lilien




_____

(3.1.1.1 Gehängt)
Ich laufe auf Luft
Wolkenwurzeln
lila Blüten
Inflation
mein Kopf streift
kaum die Erde
aber manchmal habe ich
Schrammen

(3.1.1.2 Biss am Horizont)
Der Horizont
ein Strich
der Erde und Himmel
teilt
teilt
teil
Wellen Wolken bricht
bis Nichts mehr
übrigbleibt
Zähler Nenner sind mir gleich
es ergibt sich
Einzigkeit
Das eine isst das andere
und beide sind keine.
Verhungert.



(3.1.1.3 Wolkenfisch)

ich tauche ab
ins blau
ich tauche ab
in hohe gefilde
ich tauche ab
und an auf



(3.1.2.1 - Nixen)

Plötzlich
ich
eine Nixe
im Nichtsmeer
Hinein!
Ich steige hinab
in Erdozeane
ich falle aus
-im Fels pulsieren
Feuerwogen-
denn die Luft
ist gläsern
& schwappt so dünn
hier oben

Heil verschwommen
ganz wenn klar
undurchschaubar
ist er wahr




(3.1.2.2 Nixen-Mär)

(Der Himmel
ein Stellarium
und so die Sterne Fische
so
Nichtsmeerjungfrauen
am anderen Ende
nicht zu begreifen
-sie werden entwischen)

"Im Immermeer
verloren
rennen sie
-sieh mich siegen
ich schlage haken
mit sehnen
hol mich ein
nie wirst du mich
kriegen

Ein All-Aal,
ich habe mich
unfaßbar gemacht..."

Unfaßbar - gab er noch von sich
bevor er aufhörte
nach Luft zu schnappen





(3.1.2.2.1 - Aquariumangler)

er beschwörte
immmer mehr
im meer
und wurde
plötzlich
schwer

er beschwor
immer meer
im mehr
und wurde
plötzlich
leichter
ein wenig
wenig er

und der
besagte
zuviel
im nixenmeer
als fiel er
in stellarium
und sank
ins weniger


(3.1.2.3 - Nixenkönigin)

"Ich bin nicht
arm
-meine Krone
ist aus Gegengold gegossen
Herrin bin ich
nicht weil ich mein Reich
vergrößere
sondern weil ich es verkleinere
ich lasse was nicht mein ist
und mein ist ewig

Ich mache
dich
zunichte
und siehe -
ich bin Welt geworden...

Geh mir aus
du Sonne ..."


(3.2. - Wenn ich wünschte)

spring

ich möchte fallen
in ein meer von händen
und vielleicht
nicht einmal
sein

kopfüber
hinunter
hinab
hinein

und bin
einmal
nicht mehr mein.

(3.2.1.1 Vergeben)

holt mich ein
holt mich heim
kentert euer Boot im Sturm
oder bin ich klein

holt mich ein
holt mich heim
bin ich euch eintgangen
oder schon allein

(3.2.1.1 Flüchtige)

Aus dem Allneinmein-Danach:
Das Stellarium kippt um
und dann kotzen die Sterne
Nur am Rande:
Ich möchte fallen
in ein meer voller schirmschwärme
wünschte jemand könnte mich
hinausvertreten
in das bittere Ende
nur

ich bin einzig

nein

verlöst.

(3.3.1.1)
...und erinnerte
mich noch an "Nichtsmeer"
und dann nichts mehr.


(3.2.1.2)
lila flossen stummer ferner
sterne fische flossen aus
fluss mit lila floß sind fangbar
bei wasser fallen wege fort
flossen platschen wie applaus


(4.0.0.0 - Das bessere Ende (Doch!) )


rutschte ihr raus
& ward fortan
rein und ganz
nicht länger
gesehen


(5.0 Ausblende)
die Sonne
sticht
und der Himmel
ist ein Amethyst
so nichtig schön...
nehmt acht
was ihr glaubt
gesehen zu geben.


Epilog - ein Tag im Mai

die Sonne
brennt
brennt
brennt
lila blau
grün rot
braun grau
und unsichtbar
UV

geh mir aus
du himmel
geh mir an
du sonne

Heute seid ihr
mir
-nicht mehr.
 
T

theubner

Gast
ebend...

...?...

...mehr denn Deine absolut wohlverqueren Verse bis hinauf ins gröbste UV zu loben vermag ich nicht...

...daher wäre jede Antwort eine Untertreibung...

...pyn...theubner...
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn auch Jahre her, Khalidah,

dieses Gemälde ist eines der bezauberndsten Farbtupfer im Lyrikbereich der Lupe, das ich bisher las.
Es sind nicht nur Worte, die Du fallen lässt, es sind luftige Spritzer, die mich übergossen zurücklassen, lächelnd doch und tropfend.

Dank an Svalin für die Empfehlung.

cu
lap
 

Montgelas

Mitglied
hier spricht ein flüstern in die welt, dass mich ganz gefangen hält..

liebe khalidah,

die zarte stärke deiner worte, ihre melodie
werden mir noch lange nachgehen.
selten liest man solche zeilen.

[blue]spring

ich möchte fallen
in ein meer von händen
und vielleicht
nicht einmal
sein

kopfüber
hinunter
hinab
hinein

und bin
einmal
nicht mehr mein. [/blue]


das ist nur ein ausschnitt von den vielen metaphern und bildern, die nachhaltig in mir wirken. die numerische gliederung ist nicht notwendig


meint mit großer freude

montgelas


p.s. danke lapismont für den Hinweis !
 



 
Oben Unten