Um dich und mich herum

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R. Herder

Mitglied
Um dich und mich herum



Verstehst du, es ist nicht leicht in diesen alten Raum
zu treten, der durch dich erneut entsteht, der nur in

meiner Furcht, in meinem blinden Innehalten seine
Grenzen hat. In diesen Wirren finden weder meine

Augen noch die Hände ihren Halt. Ich versuch, das
Licht auf nassen Straßen zu begreifen, als läg darin

die Möglichkeit fürs erste Zittern deiner Gründe,
fürs erste Zittern deiner Stimme. Ich versuch, das

Material der späten Stunden zu bearbeiten, und
produziere weiter nichts als irre Netze in der

Dunkelheit. Mein Schlaf zerfällt in die Idee von
Unerträglichkeit. In Fragen formuliert die

Unwahrheit bereits der Silben meiner Worte lauter
dummes Zeug. Der größte Teil beginnt mit Wie.

Du musst verstehen, ich bemühe mich, nicht wie
der Esel auf vereister Fläche mich zu drehen ohne

Hoffnung. Doch bleibt dieses Geschehen um dich
und mich herum ganz eigentlich nur ein trauriges

Entfernen. Es ist nicht leicht.
 
H

Heidrun D.

Gast
Guten Morgen, René,

das sehr gelungene Gedicht wird durch:

[red]Material[/red] der späten Stunden zu bearbeiten, und
[red]produziere[/red] weiter nichts als irre Netze in der

m. E. aus dem lyrischen Fluss gerissen. - Vielleicht ist es Absicht ... dennoch meine ich, dass du "produzieren" durch "weben" oder dergleichen ersetzten solltest und "Material" ebenfalls durch einen anderen Begriff.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

R. Herder

Mitglied
Danke, Heidrun. Mir ist bewusst, dass diese Industriebegriffe befremdlich wirken können. Ich find, sie passen. Vor allem sind sie am nächsten dran an dem, was ich mir dazu dachte, was ja im Zweifelsfall nicht viel gewesen sein muss. Werd nochmal überlegen, was besser passen könnte.


Viele Grüße
René
 

Carlo Ihde

Mitglied
Für mich ist das astreine Prosa. Nach dem ersten Lesen hab ich mir gedacht, mein Gott, warum noch gebrochene Zeilen. Warum diese verkrampfte Form der gebrochenen Zeile, wenn die Zeilen beim Lesen automatisch Prosa-Lesen erfordern. Ohne Grund sind die Zeilenbrüche bei dir motiviert, dass eine Verszeile GENAU dort endet, wo sie endet, hat bei dir nichts mit dem Inhalt und auch nichts mit Betonungen zu tun. Beim lauten Lesen merkt man das sehr schnell.

Neulich noch sagte einer:
Und warum Form Verkrampftheit bedeuten soll -: das is doch auch nur son halblinkes Freizeitautonomenkonstrukt
Ehrlich, ich meine, hier in diesem Text dasjenige gefunden zu haben, was Verkrampftheit wieder und wieder gebiert.

Noch dazu erinnert mich der Text zu sehr an Brinkmann, und den fand ich nie so wirklich aufschlussreich (und er selbst sich wohl auch nicht...)
 

R. Herder

Mitglied
Der Text war eigentlich im Block geschrieben, aber dennoch mit Zeilenumbrüchen. Im OpenOffice-Dokument sind die Verse allesamt in etwa gleich lang. Die Brüche haben sehr wohl ihren Grund; der ist allerdings nur einmal inhaltlich, mehrheitlich visuell motiviert - und immer der fließenden Unterbrechung geschuldet. In Zweierstrophen eingeteilt hab ich die Verse hier nur dem Leser zuliebe. Durch den einfachen Zeilenabstand wirkte das sonst sehr eingezwängt. Es ist OK, wenn dieser Text für dich Prosa ist. Für mich ist er zunächst ein Text, den ich eher lyrisch einordnen würde, weil er so intendiert war. Bin da nicht so verkrampft. Und Brinkmann hab ich noch immer nicht gelesen.
 



 
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