Beachtlich ja, aber beneidenswert?
Wenn man in der Lage ist, sich bei Gefühlen abzuschotten, steht man nicht mittendrin. Man muss dann auch eingestehen, eigentlich nicht so ganz betroffen zu sein. Wenn dem so ist, kann man steuern. Manche Menschen können generell mehr steuern als andere, jeder ist eben anders veranlagt. Das berühmte "dicke Fell" habe ich mir auch manches Mal gewünscht und versucht, es über Jahre "wachsen" zu lassen. Das klappt aber nicht.
In einem meiner Gedichte habe ich einmal sinngemäß geschrieben:
"Nur, wem man nicht nahe ist,
nur, wem man nicht nahe sein will,
der berührt einen auch nicht!"
Dann das Beispiel mit dem Arzt-Patienten-Gefühl. Ich arbeite im medizinischen Bereich und weiß, wovon ich rede. Natürlich darf der Arzt nicht jedes Patientenproblem zu seinem eigenen machen, sonst kann er aufgrund von Selbstaufgabe seinen Beruf bald an den Nagel hängen.
Allerdings ist hier der entscheidende Unterschied:
Der Arzt ist zwar beteiligt (als Arzt) aber nicht persönlich betroffen.
Zwar weiß ich, was du mit Selbstschutz sagen willst, dass er "vernünftig" ist. Aber hierum geht es ja gerade. Er funktioniert nicht mehr, wenn man schon "betroffen" ist.
Wenn du jetzt wissen willst, was meines Erachtens auf Dauer hilfreich ist als eine Art Selbstschutz?
Das Gefühl erleben, durchleben und die Konsequenz ziehen: das Gefühl oder ich - und auch dies macht jeder wieder anders. Der eine verdrängt, der andere leidet bis zur Selbstvergessenheit, noch ein anderer stürzt sich ins nächste Abenteuer.
Ein fertiges Rezept hierfür gibt es nicht.
Ratschlag: Sich den Gefühlen und den sich daraus ergebenden Situationen stellen und versuchen, sie zu meistern. Sich irgendwann an die eigene Kraft erinnern, die jeder hat. Das klappt! Jedenfalls bei mir. Weglaufen vor Gefühlen bringt mir persönlich nichts. Denn, was ich zu verdrängen versuche, mit dem beschäftige ich mich ja und mache es nur noch präsenter. Da gehe ich den Dingen im wahrsten Sinne des Wortes "lieber auf den Grund!"
Aber wir sind halt alle verschieden. Und das ist auch gut so. Ich weiß, du hast die Beschreibung aus deiner Sicht lieb gemeint, auch wenn es nicht mein Weg ist, mit Dingen umzugehen.
Lb. Gruß,
Feder