Un.Wucht

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Walther

Mitglied
Un.Wucht


Der Dichter reibt die Sprache wund,
Verhackstückt Wörter barsch zu Schund:
Er reiht, zum Allem kontrovers,
Die Silben irgendwie zum Vers,

Versteht sich nicht, auch nicht die Welt -
Um sie ist es ganz schlecht bestellt -,
Kennt sich nicht aus mit Ironie,
Grammatik oder Harmonie,

Verdunkelt Sinn zum Inhaltslos;
Sich selbst hält er für riesengroß,
Für Goethe – mindestens! - und Benn,
Vertritt Poetik, Lyrik, denn

Er hat vor vielen Jahren schon
Gefunden Takt und Maß und Ton:
In Strophen wird jetzt zelebriert,
Was die Erkenntnis draus gebiert.

Der Leser liest, erschreckt und staunt.
Als schließlich einer leise raunt,
Dass dies wohl keine Dichtung sei,
Hört er sofort so allerlei,

Das laut ihm in den Ohren summt.
Worauf der Kritiker verstummt.
Und es kommt vor, dass er sich denkt:
Die Wut gehörte umgelenkt

In Worte mit der gleichen Wucht,
Die man im Text vergebens sucht,
Wenn jener sich ans Schreiben macht.
Dann schüttelt er den Kopf. Und lacht.
 

Walther

Mitglied
Un.Wucht


Der Dichter reibt die Sprache wund,
Verhackstückt Wörter barsch zu Schund:
Er reiht, zu Allem kontrovers,
Die Silben irgendwie zum Vers,

Versteht sich nicht, auch nicht die Welt -
Um sie ist es ganz schlecht bestellt -,
Kennt sich nicht aus mit Ironie,
Grammatik oder Harmonie,

Verdunkelt Sinn zum Inhaltslos;
Sich selbst hält er für riesengroß,
Für Goethe – mindestens! - und Benn,
Vertritt Poetik, Lyrik, denn

Er hat vor vielen Jahren schon
Gefunden Takt und Maß und Ton:
In Strophen wird jetzt zelebriert,
Was die Erkenntnis draus gebiert.

Der Leser liest, erschrickt und staunt.
Als schließlich einer leise raunt,
Dass dies wohl keine Dichtung sei,
Hört er sofort so allerlei,

Das laut ihm in den Ohren summt.
Worauf der Kritiker verstummt.
Und es kommt vor, dass er sich denkt:
Die Wut gehörte umgelenkt

In Worte mit der gleichen Wucht,
Die man im Text vergebens sucht,
Wenn jener sich ans Schreiben macht.
Dann schüttelt er den Kopf. Und lacht.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

mir gefällt dein Gedicht gut - das mal vorab.

Ich frage mich allerdings, ob du nicht besser in der Sprache des überaus poetischen
Der Dichter reibt die Sprache wund
geblieben wärst ... Auch wenn du einen Kontrast setzen willst, ist das "verhackstückt" vielleicht zu heftig. Die Interpunktion solltest du m. E. auch ein wenig ändern.

Und (es folgt das leidige Thema), hast du dir mal überlegt, dass du dich mit deiner permanenten Schnellschreibweise der Großbuchstaben am Zeilenanfang um manchen schönen Enjambementseffekt bringt? Schau:

Der Dichter reibt die Sprache wund,
[blue]zerschlägt[/blue] die Wörter barsch zu Schund:
Er reiht, zu Allem kontrovers,
die Silben irgendwie zum Vers,

versteht sich nicht, auch nicht die Welt -
um sie ist es ganz schlecht bestellt -,
kennt sich nicht aus mit Ironie,
Grammatik oder Harmonie.

Verdunkelt Sinn zum Inhaltslos;
sich selbst hält er für riesengroß,
für Goethe – mindestens! - und Benn,
vertritt Poetik, Lyrik, denn

er hat vor vielen Jahren schon
gefunden Takt und Maß und Ton.
In Strophen wird jetzt zelebriert,
was die Erkenntnis draus gebiert.

Der Leser liest, erschrickt und staunt,
als schließlich einer leise raunt,
dass dies wohl keine Dichtung sei,
hört er sofort so allerlei,

[blue]was [/blue]laut ihm in den Ohren summt;
worauf der Kritiker verstummt.
[blue]Es kommt schon vor[/blue], dass er sich denkt,
die Wut [blue]gehöre[/blue] umgelenkt

in Worte mit der gleichen Wucht,
die man im Text vergebens sucht.
Wenn jener sich ans Schreiben macht,
dann schüttelt er den Kopf. Und lacht.
Ansonsten sehr schön und selbstironisch. ;)

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Walther

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Un.Wucht


Der Dichter reibt die Sprache wund,
Zerschlägt die Wörter barsch zu Schund.
Er reiht, zu Allem kontrovers,
Die Silben irgendwie zum Vers,

Versteht sich nicht, auch nicht die Welt -
Um sie ist es ganz schlecht bestellt -,
Kennt sich nicht aus mit Ironie,
Grammatik oder Harmonie,

Verdunkelt Sinn zum Inhaltslos;
Sich selbst hält er für riesengroß,
Für Goethe – mindestens! - und Benn,
Vertritt Poetik, Lyrik, denn

Er hat vor vielen Jahren schon
Gefunden Takt und Maß und Ton:
In Strophen wird jetzt zelebriert,
Was die Erkenntnis draus gebiert.

Der Leser liest, erschrickt und staunt.
Als schließlich einer leise raunt,
Dass dies wohl keine Dichtung sei,
Hört er sofort so allerlei,

Das laut ihm in den Ohren summt.
Worauf der Kritiker verstummt.
Es kommt schon vor, dass er sich denkt,
Die Wut gehörte umgelenkt

In Worte mit der gleichen Wucht,
Die man im Text vergebens sucht,
Wenn jener sich ans Schreiben macht.
Dann schüttelt er den Kopf. Und lacht.
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

danke für Deine vielen Vorschläge, von denen ich die wichtigsten umgesetzt habe. Ich habe ein bewußt doppeldeutiges Gedicht geschrieben.

Ich hoffe, so ist das Gedicht etwas besser geworden.

LG W.
 



 
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