Und jeden Tag ein kleines Glück (Tag 27)

Astrid

Mitglied
Sechstagerennen

Das Licht im Velodrom erlischt, die roten Tischlampen in den Logen leuchten auf. Scheinwerferkegel tanzen im Rhythmus der Musik. Die Luft knistert vor Spannung. Und ich bin dabei. Wie jedes Jahr im Januar. Mein Herz schlägt im Takt des Trommelwirbels, der ertönt, als der Hallensprecher den Abend eröffnet. Die Show beginnt – der Startschuss für das Sechstagerennen fällt.
Ich liebe es, dicht an der Bande zu stehen, wenn die Fahrer über die Bahn jagen. Der Boden vibriert, als würde eine Herde wilder Pferde darüber galoppieren.
Hier lebe ich meine Leidenschaft für diesen Sport aus. Hier bin ich allein inmitten von Tausenden und doch verbunden mit ihnen durch das Band der Begeisterung. Wenn ich schreie und pfeife und juble und die Fäuste in die Luft strecke, dann bin ich nicht mehr ich und bin mir doch nie so nahe gewesen wie in diesen Stunden.

Mein Sohn ist mit dabei, dem es inzwischen ähnlich geht wie mir. Aus dem Band der Begeisterung wird zwischen uns ein dickes Seil, was uns hält. Auch im Leben außerhalb dieser Halle.
Nach sechs Tagen ist alles wieder wie vorher. Und ist doch anders. Denn ich werde sicherlich auch wieder in Situationen geraten, in denen ich zu ruhig bin und nicht den Mut habe, meine Gefühle zu zeigen.
Doch ich weiß um diese Zeit hier im Rausch der Leidenschaft, und so gelingt es mir von Jahr zu Jahr, diese mehr und mehr in mein wirkliches Leben mitzunehmen.

Und dieses Abenteuer ist nach sechs Tagen nicht vorbei!
 



 
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