Und wieder drei Wochen...

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Michel

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Und wieder drei Wochen.....


Mit langen federnden Schritten und einem unübersehbaren Grinsen auf den Lippen, eilte ich aus der Werkshalle zu meinem Auto. Für 3 Wochen wollte ich dem Arbeitsalltag entfliehen. Endlich Urlaub. Endlich Ausspannen. Endlich Ruhe, wieder zu mir selbst finden.....
Aber Moment mal!!
In was für einem Film befand ich mich überhaupt und was versuchte ich mir die ganze Zeit zu suggerieren? Waren diese Erlebnisse nicht denen vorbehalten, die als Junggesellen oder verliebtes Paar in trauter Zweisamkeit ihrem Dasein frönten?
Ich hingegen fuhr weder in den Urlaub, noch konnte ich mir Ruhe und Entspannung erhoffen. Nein, ich begab mich drei Wochen lang in die Hände meiner geliebten Familie. Sicher warteten sie schon sehnsüchtig auf ihren Papa und Ehemann, um ihn zu empfangen und durch den Urlaub zu geleiten.
Gemeinsamkeiten zu Filmstars waren deutlich zu spüren, denn meine drei Bodyguards, mit Namen Vanessa die älteste, Daria die Jüngste und Renate die Frau, schützten mich vor allen äußeren Einflüssen, wie Ruhe, Entspannung und weiteren Urlaubsgefühlen, die unbedingt Besitz von mir ergreifen wollten.
Im Mai hatten wir uns schon einen Kurzurlaub am Chiemsee gegönnt und das Geld wurde jetzt ein bisschen knapp. Da der Kredit unserer Eigentumswohnung am Girokonto wie eine gefräßige Ratte nagte, mussten wir die kommenden Wochen mit kleineren Ausflügen überstehen.
Denn..., nur die ganze Zeit zu Hause,... ich hätte mir mein eigenes Grab geschaufelt.

Die erste Woche fing vielversprechend an. Meine Frau und meine zwei Kinder schnürten ein Ferienausflugspaket, dessen Inhalt, mit Ziel und Dauer der Unternehmung, präzise festgelegt wurde. Mein Problem lag weniger in einem Desinteresse an Familienausflügen. Mir machte vielmehr der Gedanke an einen „All inclusive“ Strandurlaub zu schaffen, der in meinem Kopf nistete, wie die bekannte Made im Speck. Um Ärger mit meiner Frau und den Kindern zu vermeiden, versuchte ich diese penetrante Made, wenigstens im Urlaub, zu betäuben.
Ein Wandertag sollte das Programm eröffnen. Meine Frau wusste doch ganz genau, daß ich ein absoluter Wander- und Spaziergangsmuffel bin.
Schon in meiner Kindheit, als meine Eltern jeden Waldweg erkundeten und mein Vater sich als Expeditionsleiter aufspielte, wünschte ich mich in die Weiten des Universums. Nur weg von meinen Eltern und deren fixen Idee, kilometerlange Monstermärsche durch die Wälder zu veranstalten. Jahrelang hatte ich nicht mehr an dieses Trauma gedacht, bis es mich, in Form meiner eigenen Familie, wieder heimsuchte.
Um nur die Schlacht, aber nicht den ganzen Krieg zu verlieren, begab ich mich in mein Schicksal und packte mir den Rucksack auf den Rücken. Einige Zeit trug ich tatsächlich schwere Brocken der Unzufriedenheit mit durch den Wald. Aber mit dem Hund meiner Schwiegereltern an der Leine (der mich zog wie ein ganzes Pferdegespann), meiner Frau und den Kindern im Nacken (die ständig plapperten und so wahrscheinlich die ganzen Tiere aus dem Wald verscheuchten), genoss ich den Spaziergang dann doch noch.
Hundertprozentig lag es am dezent versprühten, saftigen Geruch der Bäume und Pflanzen, der mich in tranceähnlichem Zustand die Waldwege bewandern ließ.

Diese erste Woche war sehr von Lautstärke geprägt. Nicht nur die Nachbarn unter uns, die ihren Wohnungsumbau ausgerechnet in meinem Urlaub in Angriff nahmen, sondern auch die Besuche der Freunde meiner Töchter, setzten den akustischen Rahmen in dem ich gefangen war.
Als ich meine Töchter mit ihrer Bande auf den Spielplatz geschickt hatte, setzte ich mich an den Computer und versuchte, mir neue Geschichten auszudenken. Eine Leidenschaft, in der ich alles um mich herum vergessen konnte. Doch kaum befand ich mich in meiner Traumwelt, schon wurde ich durch ein energisches Klingeln und Klopfen herausgerissen. Ein typisches “Papa mach sofort die Tür auf, ich muss aufs Klo“- Klingeln durchdrang meine Ohren.
Meine Assoziationen wurden auch sofort, nach dem ich die Tür geöffnet hatte, bestätigt.
Meine jüngste Tochter stand tanzend vor der Tür und setzte sofort zum Spurt an, um das loszuwerden mit dem sie nachts manchmal ihr Bett unter Wasser setzte. So ging es eine ganze Weile. Klingeln an der Tür: „Papa ich muß auf`s Klo“. Klingeln: „Papa wir haben Durst“.
Das Szenario fand seinen Höhepunkt als alle Kinder (sechs an der Zahl) vor der Tür standen und ihren restlichen Nachmittag in den Zimmern meiner Töchter verbringen wollten. Somit konnte ich meinen Computer, der sowieso die ganze Zeit sinnlos den Strom verplemperte, wieder ausschalten. Als meine Frau vom Gassi gehen mit dem Hund wieder zurück war und wir die ganze Meute aus der Wohnung hatten, sollte der krönende Tagesabschluss in einem Biergarten stattfinden.
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgend etwas in meinem Urlaub nicht so ganz in meinem Sinne lief.
Im Biergarten war die Hölle los und ich musste für vier Getränke, zwei Bratwürste und zwei riesige Portionen Pommes Frites für meine Kinder (die am Ende sowieso ich kalt herunterwürgen würde), eine geschlagene dreiviertel Stunde warten. Zu allem Übel kam noch hinzu, dass sich dieser Biergarten als Treffpunkt „alter Bekannter“ erwies. Bekannte, die man eh nicht leiden konnte und bestimmt nicht im Urlaub treffen wollte. Und ausgerechnet bei ihnen tat sich die einzigste Lücke als Sitzgelegenheit auf, die wir zu diesem Zeitpunkt schlecht ausschlagen konnten.
Unsere Kinder genossen die laue Sommerabendluft auf dem angrenzenden Spielplatz und meine Frau und ich drückten unsere untrainierten Festbankhintern, bei einer übertrieben freundlichen Gesellschaft, platt. Nach drei Stunden wertvoller Konversation wollte auch meine Frau ihre Nerven nicht überstrapazieren. Sie läutete mit einem raffinierten „Ich habe Kopfweh“- Satz die Heimreise ein.
Gott, war ich ihr dankbar. Zaghaft stellte ich die Frage, was denn Morgen auf dem Programm stehe. Die befriedigende Antwort lautete „Baggersee“.
Wenigstens jetzt erhoffte ich mir einen leichten Hauch von Strandurlaub.
Doch hatte ich mich zu früh gefreut. Für den Aufenthalt am Baggersee benötigte meine Familie eine gewisse Vorbereitungszeit. Es entfachten sich Diskussionen zwischen den Kindern und meiner Frau, welche Badeutensilien wohl die Richtigen wären. Ich hingegen hielt mich ganz bewusst aus diesem hochexplosiven Gesprächstoff raus.
Nach heftigen Durchsetzungsversuchen gelang es den Kindern, ihr gesamtes Badegut mitzunehmen.
Wasserbälle, Sandspielsachen, Luftmatratze und Badetasche füllten das Auto. Es glich eher einem Umzug als einem Badeaufenthalt. Bevor wir jedoch losfahren konnten, mussten meine 3 Damen sich noch eincremen und die Provianttasche packen. Und das konnte dauern. Ich saß geduldig auf der Couch und beobachtete das Treiben ohne mich mit einem Wort darüber zu äußern.
Die Mädchen beschmierten sich von oben bis unten mit Sonnencreme und meine Frau kochte in der Küche gerade gesunden Tee für uns. Das Gekicher meiner Töchter wurde so laut, dass meine Frau ins Wohnzimmer kam: “Ihr seid ja immer noch nicht fertig. Papa bekommt bestimmt gleich wieder schlechte Laune.“ Ungläubig schauten mich die beiden an. Kein Wort der Beschwerde war über meine Lippen gekommen und doch bekam ich den Schwarzen Peter untergeschoben.

Schon seit der Geburt meiner ältesten Tochter vor sieben Jahren übte ich mich in Geduld. Anfangs, als beide Kinder noch Kleinkinder waren fiel es mir ziemlich schwer, meinen Unmut über das ewige „Sachen richten“ unter Kontrolle zu halten.
Scheiterten doch schon damals unsere spontanen Ausgehversuche daran, die Kinder in ihre volle Montur zu zwängen oder die Wickeltasche auf ihren korrekten Inhalt zu überprüfen. Befanden wir uns dann endlich im überfüllten Auto, wurde die Fahrt von einem exklusiven Schreikonzert unserer zwei Operndiven begleitet. Mir waren also die Vorlieben meiner Familie bestens bekannt. Um so weniger verstand ich die Reaktion meiner Frau. Waren es vielleicht schon ihre ersten Urlaubsdepressionen???

Endlich war es dann doch soweit. Wir konnten uns nun in das glutofenheiße Auto setzen und an den Baggersee fahren. Als wir gut durchgebacken am Parkplatz ankamen wurde uns die Entscheidung „Wo parken wir heute?“ schnell abgenommen.
Ein noch freier Schattenplatz wurde von meinem geschicktem Einparkmanöver ausgefüllt. Pluspunkte bei meiner Frau waren mir sicher.
In meinem Eifer hatte ich aber nicht bedacht, dass wir unser „Gepäck“ nun ein ganz schönes Stück zum Eingang schleppen mussten. Schlimmer wie in dem heißen Auto konnte der vollbepackte Spaziergang durch die sengende Mittagshitze auch nicht sein.
Nun galt es, sich einen begehrten Schattenplatz direkt am Wasser zu ergattern. Der Baggersee besaß an dieser Stelle ein riesengroßes strandähnliches Sandareal, auf dem die Kinder sehr gut spielen konnten. Deshalb wurde diese Fläche ganz besonders von Familien genutzt. Da wir nun einmal durch die Vorliebe meiner drei Damen zu spät kamen, mussten wir uns mit einem Sonnenplatz zufrieden geben. Gut, daß wir den Sonnenschirm dabei hatten.
Der Sonnenschirm!!!
Natürlich lag dieser noch im Auto. Und wer durfte den langen Weg durch die unerträgliche Hitze zu unserem schattigen Parkplatz zurück marschieren?
Ich konnte mich ja später abkühlen. Denn Schatten muß sein. Beim Zurückblicken über die Gläser meiner Sonnenbrille, sah ich wie meine Familie sich vergnügt ins kühle Nass stürzte.
Mit dicken Schweißperlen auf meiner Stirn drückte ich den Sonnenschirm fest in den Sand. Die brennenden Sonnenstrahlen mussten sich jetzt auch auf unserem Liegeplatz geschlagen geben. Sie hatten in mir ihren Meister gefunden.
Nun konnte auch ich mich ins kühle Vergnügen stürzen. Wären da nicht meine Kinder gewesen die mich auf etwas aufmerksam machten, auf das ich selber hätte kommen können.
Die Luftmatratze. Die Wasserbälle.
Man konnte schlecht etwas mit ihnen anfangen, wenn sie nicht prallgefüllt mit Luft waren. Also, die Pumpe her und los.
Die Pumpe !!
Das durfte doch alles nicht war sein. Wie sehr hatte ich mich auf den Baggerseebesuch gefreut. Doch der stand unter keinem guten Stern. Als ich dann auch noch die Pumpe aus dem Auto geholt hatte und meine Pumpe in der Brust passend zum Sommer einen rhythmischen Reggaebeat schlug, ging ich zu Werke. Erst die Wasserbälle und dann die Luftmatratze. Anscheinend war das noch nicht genug des Guten. Jetzt wollten meine Kinder noch ihre aufblasbaren Wassertiere haben.
Da ich schlecht nein sagen konnte, biss ich in den sauren Apfel, oder besser gesagt ins Ventil. Denn ausgerechnet für diese Tiere fehlte der passende Aufsatz an der Pumpe. Mir blieb nichts anderes übrig als mit meiner (durch das Rauchen leicht geschwächten) Lungenkraft die Plastikhohlkammern der Wassertiere zu füllen. Die vielen Sterne, die ich danach sah, konnte mir kein klarer Abendhimmel bieten.
Noch bevor mich meine Füße in das funkelnde Wasser tragen konnten, kam meine Tochter Daria mit verkniffenen Mundwinkeln aus dem Wasser auf mich zu.
„Papa ich muß dringend aufs Klo!“.
Keine Toilette der Welt sollte mir fremd sein. Dafür sorgten schon meine Zwei. Egal in welcher Gegend wir uns gerade befanden, die beiden mussten garantiert pinkeln und ich durfte an der Besichtigungstour teilnehmen.

Nachdem ich die Spülung betätigte und das Wasser die Schüssel entlang rauschte, fiel es mir wieder ein. Ich wollte mich eigentlich vor langer Zeit im Wasser abkühlen.
Dem stand ja wohl nichts mehr im Wege.
Während meine Frau sich auf der Luftmatratze über die Wellen gleiten ließ, schleuderte ich meine grölenden Kinder abwechselnd meterweit ins Wasser.
Wie an der Schnur gezogen schwammen plötzlich fünf Freundinnen meiner Töchter dazu und fragten mich, ob ich sie nicht auch einmal durch die Lüfte werfen könnte. Um deren Eltern (die sich auf ihren Liegen von der Sonne verwöhnen ließen) nicht zu enttäuschen, willigte ich gedankenlos ein.
Da beim Anblick von Kinderaugen, dass Wort „Nein“, bei mir keinerlei Bedeutung mehr findet, verbrachte ich meine Zeit im Wasser mit Zwerge werfen.
Dank meiner Anstrengungen war ich die absolute Attraktion bei den Kindern. Und das bereitete mir Freude (und eine gewisse Atemlosigkeit).

Wir verbrachten den nächsten Tag in einem Freizeitpark. Diese Idee hatten noch Hunderte anderer Familien. Gemeinsam mit ihnen pressten wir uns durch den Eingang um so schnell wie möglich an die erste Attraktion zu gelangen .Die Chancen standen gut, an der Achterbahn nicht lange anstehen zu müssen. Doch ein mir wohlbekannter Satz meiner Töchter, lenkte mein rationelles Denken ganz schnell auf die emotionale Schiene um.

„Papa wir müssen dringend aufs Klo“.
Wie konnte das möglich sein? Jetzt lagen wir so gut im Rennen und die beiden Pinkeltaschen brauchten einen Boxenstop. Es wäre eine wundersame Wendung in meinem Leben gewesen, wenn ich die WCs des Freizeitparks nicht von innen gesehen hätte.
Nach diesem alltäglichen Vorgang ließen wir auch keine weitere Attraktion mehr aus und stellten uns jedes mal geduldig in die Menschenschlange.
Verblüfft stellte ich fest, wie Kinder jeglichen Alters, in einer solchen wartenden Menschenschlange ausharren können, ohne ein Wort des Frustes hinaus zu quengeln.
Unsere Kinder bekamen vom Karussell fahren nicht genug. Doch meiner Frau und mir sah man die Strapazen, die wir unserem Körper durch das ständige auf und ab und hin und her, zugefügt hatten, ziemlich früh an. Besonders das schnelle Drehen um die eigene Achse setzte meiner Frau deutlich zu. Bei den Kindern hingegen galt das Motto: „Je schneller, desto besser“.
Ein herzhaftes Lachen begleitete unseren Familienausflugstag und ich konnte beruhigt feststellen, dass mein Urlaub sich kontinuierlich steigerte.
In der zweiten Woche jagte uns ein Grillabend nach dem anderen. Von „exotisch“ bis „deutscher Bratwurst“ wurde unseren Gaumen alles geboten. Doch irgendwann kapitulierte auch der hartgesottenste Geschmacksnerv. Deshalb verloren wir nach dieser Woche den Respekt vor so manchem Grillgut.
Die Grillabende bei Freunden und Verwandten zogen sich oft bis spät in die Nacht. Daher war es nicht verwunderlich, dass meine Frau und ich , nach einem besonders „anstrengendem“ Abend, den Morgen danach zur Regeneration nutzen wollten.
Das eine oder andere Bierchen vom Vorabend zwang meinen Körper, wie festgenagelt, auf der Matratze zu ruhen. Doch kein Befestigungsmittel der Welt hätte dem Geplapper meiner Töchter standgehalten. Erst ein komaähnlicher Zustand wäre in der Lage gewesen, mich vor den akustischen Gewalttaten zu schützen. Wie dem auch sei, meine zwei Mädchen rüttelten mich aus meinem dringend benötigtem Schlaf, während sich meine Frau unter ihrer Bettdecke freudestrahlend räkelte.
Es bestand nicht die geringste Möglichkeit ihre Münder abzustellen.
Besonders den meiner ältesten Tochter nicht. Scherzhaft nannte ich sie die „Reinkarnation der Gisela Schlüter“.
Schlaftrunken und mit riesengroßen Augenrändern quälte ich mich aus meiner noch körperwarmen Bettdecke, die mich einfach nicht loslassen wollte. Ich schob meine Füße in die Puschen und schlurfte in die Küche, um für meine Lieben ein tolles Frühstück vorzubereiten.
Wie sonst sollte man so einen quälenden Morgen überstehen? Gähn.

Das Thema Essen, spielt in der Familie meiner Seite eine ernstzunehmend große Rolle. Während des Urlaubs waren wir des öfteren bei meinen Eltern dazu eingeladen.
Wir nannten die Besuche “die große Völlerei“.
Trotz aller Bitten, die Kinder nicht mit Schokolade oder ähnlichem zu überfüttern, gingen die beiden bei Oma und Opa durch ein noch nie gesehenes, überdimensionales Schlaraffenland aus allen nur erdenklichen Süßigkeiten.
Ich bemühte mich sehr, den Eskapaden meiner Eltern dieses Mal nicht zu unterliegen. Und dennoch musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Wieder tat sich bei mir die Frage auf, warum es sich bei meinen Eltern immer nur ums Essen dreht.
Es gab auch noch wichtigere Dinge auf der Welt, als sich den Wanst voll zuhauen.
Das traditionelle Mittagessen zur Highnoonzeit sollte pünktlich über den Tisch gehen. Da unsere Stärken nicht in der Pünktlichkeit lagen, schlug die Essensuhr meiner Eltern zu einer neuen, von uns erschaffenen, Stunde.
Trotz allem, war der von Schweinebraten und Klößeduft umhüllte, festlich gedeckte Tisch, ein Augen- und Nasenschmaus.
„Niemand reichte nur im geringsten an die Kochkünste meiner Mutter heran.“
Aber immer wieder versuchte sie, ihre Gabe unter den Scheffel zu stellen. Erst ist das zarte Stück Fleisch zu zäh. Dann die Kartoffeln zu mehlig. Versucht man sich am Gemüse, ist es angeblich verkocht. Selbst bei Kaffee und Kuchen, ist die selbst gebackene Schwarzwälder zu matschig und der köstlich gebrühte Kaffee zu dünn. Genau diese Punkte zerrten an meinem Nervenkostüm.

Als wir unsere bisherigen Urlaubserlebnisse meinen Eltern zu präsentieren versuchten und meine Mutter unsere Schilderungen mit einem, „aha, aha, mhm, mhm“, unbeteiligt kommentierte, platzte mir fast der Kragen.
Ich musste sofort auf den Balkon um meinem Gemüt, bei einer Zigarettelänge, Abkühlung zu verschaffen. Während ich nervös an meinem Glimmstengel zog, musste ich tatenlos mit ansehen, wie meine zwei Töchter einen neuen
„Schokoladenvernichtungsweltrekord“ aufstellten.
Mir wurde schlecht.

Nun war er da. Lautlos schlich er sich heran, der letzte Urlaubstag. Ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen sollte. Einerseits konnte der Urlaub nicht lang genug sein. Andererseits war es doch schön, den Alltag wieder in seine Arme zu schließen.

Meine Frau und ich genossen den letzten gemeinsamen Abend auf unserer Terrasse (während die Kinder schon ihr Kopfkissen hüteten) bei einer guten Flasche Wein.
Während ich an dem edlen Tropfen nippte stellte mir meine Frau die Frage, ob ich morgen, außer arbeiten zu gehen, schon etwas anderes geplant hätte.. „Nein“, entgegnete ich ihr. Nun wollte ich aber natürlich auch wissen warum sie mich das fragte.
Prompt kam die Antwort, mit einem Lächeln auf den Lippen:
„ Dann kannst du dich morgen an die Straße stellen. Denn morgen ist PROBLEMSTOFFSAMMLUNG“

Da gab ich ihr vollkommen Recht.

Ab und zu war ich das schon. Eine Problemstoff-
sammlung.

Aber es gibt phantastische Phänomene zwischen Himmel und Erde, die nur im Kreise der Familie ihre Erklärung finden.
 
S

Sansibar

Gast
urlaub

guten Abend Michel,
willkommen auf der Lupe falls ich das noch nicht getan habe.
Ich schließe mich da an wo es heißt; zu lang.
Richtig erkannt habe ich mich da wo du dich übers Wadern äußerst. Ich mußte jeden Sonntag, wirklich jeden mit Rucksack und Wanderschuhen, den obligatorischen harten Eiern, dem Pudding im Glas und dem geschmolenem Wurstbrot,
wandern. Ich hasse es bis auf den heutigen Tag und versuche immer, falls mein Hund nicht wie blöd zieht, gaaaaanz langsam zu gehen.Und noch eines: Jetzt weißt du warum wir in Deutschland so wenig Nachwuchs haben!
Gruß
Sansibar
 



 
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