Unerwarteter Besuch

zarah

Mitglied
Sie kam so unerwartet wie sie gegangen war; vor vielen, vor sehr vielen Jahren, als sie die Familie verlassen hatte - über Nacht.
Seitdem lebte sie in Übersee. Untergetaucht. Kein Kontakt - keine Briefe, keine Telefonate, kein Lebenszeichen.
Irgendwann hatte man dann sich damit abgefunden und es wurde nicht mehr an diesem Thema gerührt.

Und nun war sie auf einmal wieder present; hatte sich nicht angemeldet; war, ohne jedes Einverständnis einzuholen, einfach ins Zimmer getreten; hatte sich auf einen Stuhl am Krankenbett ihrer Enkelin gesetzt und schweigend die junge Frau, die dort lag, betrachtet.

Wie hatte sie davon erfahren können?

Lange, ohne ein Wort zu sprechen, saß sie einfach dort. Die alte Frau wirkte so transparent auf diesem cremefarbenen Krankenhaus-Plastikstuhl, dass niemand sie bemerkte.

Erst als die grüne Kurve auf dem Monitor neben dem Bett zur flachen Linie abfiel und gleich darauf ein schriller Piepton den Raum flutete, stand sie auf, nahm die Hand ihrer Enkelin und sprach: Mein Kind, ich musste damals gehen, weil ich keine andere Wahl hatte. Du willst gehen, weil Du schwach bist. Sei nicht so feige. Du bist noch jung. Ich wünsche, dass wir uns nicht so schnell wieder sehen.

In dem Moment, als Ärzte und Schwestern aufgeregt herein stürmten, um zu versuchen ein Leben zu erhalten, verließ sie den Raum – unbemerkt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

wenn ich jetzt richtig gelesen habe, ist die alte Dame tot und fordert ihre Enkeltochter auf, sich den Leben zu stellen, zu kämpfen. Dazu passt für mich nicht der "Eingang". Dort steht geschrieben, dass sie über Nacht nach Übersee verschwand. (Woher weiß man das übrigens, wenn sie bei Nacht und Nebel weg ist und es keinerlei Kontakte gab?)
Ich fände es spannender, wenn ihr das Leben genommen worden wäre (Sie hatte doch keine Wahl steht im Text.) Daher viel mehr offen lassen. Vielleicht so:
[blue]Sie kam so unerwartet wie sie gegangen war; vor vielen, vor sehr vielen Jahren. Es gab keinen Kontakt - keine Briefe, keine Telefonate, kein Lebenszeichen.
Irgendwann hatte die Familie sich dann damit abgefunden und es wurde nicht mehr an diesem Thema gerührt.[/blue]

Dann würde ich noch ein wenig am Schluss "basteln". Ihn schärfer gestalten. Ab hier:
Erst als die grüne Kurve auf dem Monitor neben dem Bett zur flachen Linie abfiel und gleich darauf ein schriller Piepton
Lieben Gruß
Franka
 

zarah

Mitglied
Hallo Franka,

ich danke Dir für Deinen Kommentar. Mit der Eingangspassage hast Du sicher recht. Übersee stand da als Synonym fürs Jenseits - ist aber sicher überflüssig und wahrscheinlich eh abgedroschen. Ich werde Deinem Vorschlag folgen.
Über den Schluss denke ich nach.

LG
Zarah
 

zarah

Mitglied
Sie kam so unerwartet wie sie gegangen war; vor vielen, vor sehr vielen Jahren. Es gab keinen Kontakt - keine Briefe, keine Telefonate, kein Lebenszeichen.
Irgendwann hatte die Familie sich dann damit abgefunden und es wurde nicht mehr an diesem Thema gerührt.

Und nun war sie auf einmal wieder present; hatte sich nicht angemeldet; war, ohne jedes Einverständnis einzuholen, einfach ins Zimmer getreten; hatte sich auf einen Stuhl am Krankenbett ihrer Enkelin gesetzt und schweigend die junge Frau, die dort lag, betrachtet.

Wie hatte sie davon erfahren können?

Lange, ohne ein Wort zu sprechen, saß sie einfach dort. Die alte Frau wirkte so transparent auf diesem cremefarbenen Krankenhaus-Plastikstuhl, dass niemand sie bemerkte.

Erst als die grüne Kurve auf dem Monitor neben dem Bett zur flachen Linie abfiel und gleich darauf ein schriller Piepton den Raum flutete, stand sie auf, nahm die Hand ihrer Enkelin und sprach: Mein Kind, ich musste damals gehen, weil ich keine andere Wahl hatte. Du willst gehen, weil Du schwach bist. Sei nicht so feige. Du bist noch jung. Ich wünsche, dass wir uns nicht so schnell wieder sehen.

In dem Moment, als Ärzte und Schwestern aufgeregt herein stürmten, um zu versuchen ein Leben zu erhalten, verließ sie den Raum – unbemerkt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

erwarte mit Neugier deine Überarbeitung.

LG Franka
 

zarah

Mitglied
Sie kam so unerwartet wie sie gegangen war; vor vielen, vor sehr vielen Jahren. Es gab keinen Kontakt - keine Briefe, keine Telefonate, kein Lebenszeichen.
Irgendwann hatte die Familie sich dann damit abgefunden und es wurde nicht mehr an diesem Thema gerührt.

Und nun war sie auf einmal wieder present; hatte sich nicht angemeldet; war, ohne jedes Einverständnis einzuholen, einfach ins Zimmer getreten; hatte sich auf einen Stuhl am Krankenbett ihrer Enkelin gesetzt und schweigend die junge Frau, die dort lag, betrachtet.

Wie hatte sie davon erfahren können?

Lange, ohne ein Wort zu sprechen, saß sie einfach dort. Die alte Frau wirkte so transparent auf diesem cremefarbenen Krankenhaus-Plastikstuhl, dass niemand sie bemerkte.

Erst als die grüne Kurve auf dem Monitor neben dem Bett zur flachen Linie abfiel und gleich darauf ein schriller Piepton den Raum flutete, stand sie auf, ergriff die Hand ihrer Enkelin, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr mit strenger Stimme ins Ohr: Kind, wach auf, du bist noch so jung. Ich musste damals gehen, weil ich keine andere Wahl hatte. Du willst gehen, weil Du glaubst, Du bist schwach. Sei nicht so feige, kämpfe! Ich will Dich nicht so schnell wieder sehen.

In dem Moment, als Ärzte und Schwestern aufgeregt herein stürmten, um zu versuchen ein Leben zu erhalten, verließ sie den Raum – unbemerkt.
 



 
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