Unmodern

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murmeltier

Mitglied
Weichheit ist schon lange aus der Mode gekommen
wie´s noch nie Mode war
die innere Zartheit und Zerbrechlichkeit
zuzugeben
die Zeit der Härte, der Stärke
der Sicherheit, der Entschlossenheit
fordert ihre Anerkennung durch uns
und fordert von uns
so zu werden und zu sein
wie die Zeit scheinbar ist
Unentschlossenheit und innere Verwirrung unerwünscht
Unsicherheit ist verdächtig
und läßt den Schlaffi erkennen
der Mensch mit tiefen Gefühlen und großen Gedanken
gehört der Vergangenheit an
kraftvoll bestätigt man sich selber
Ratlosigkeit schmeckt nach Verrat
es zählt der
der mit beiden Beinen standfest auf
dem unnachgiebigen Betonboden der Realitäten steht
für Träume kein Raum mehr
wer voller Sehnsucht
ohne klarem Blick für die Wirklichkeit
durch seine Träume schwebt
ist ganz einfach zu feige
sich den Realitäten zu stellen
man weiß schließlich
wovon man wichtig redet
und kann sich eindeutig erklären
und seine Erklärung von sich behaupten
man läßt sich nicht mehr von Träumen gefangennehmen
man traut nur dem gedanklich Erfaßbaren
wer sein Innerstes nicht in Worte fassen kann
wird als unverständlich abgetan
Sprachlosigkeit ist nicht vertretbar
Handeln um des Handelns willen
verbreitete Notwendigkeit des Egal-Was-Handelns
äußere sichtbare Aktivität gegen schöpferische Innerlichkeit
Nur-Glaube ans Sichtbare
das vermessen als meßbar und bewertbar gilt
unerklärbares Innerliches zum Absterben verurteilt
Zwang der harten und selbstsicheren
Be- und Verurteilung
vielfältige Möglichkeiten und verschiedene Richtungen
vom lebendigen Raum des eigenen Ichs ausgehend
werden zugunsten nur einer
selbstgewählten und als richtig erklärten
klaren Richtung und richtiger Sicht der Dinge
schlichtweg geleugnet oder
als unsinnige Unmöglichkeit behandelt
gegenseitiges Aufeinandereinreden
als Demonstration des Bescheidwissens
wer die besten logischen Worte findet
hat den besten Durchblick
Betrachtung der Dinge von vielen Seiten her
als Unfähigkeit der eindeutigen Stellungnahme verworfen
subjektives Reden über Objektivität
objektives Betrachten gilt als wertlos
und grenzt ans Wertlose des Traumhaften
Handeln in der scheinbaren Wirklichkeit
um jeden Preis und über alles
Zerrissenheit in wirklichen Träumen
als überflüssiges unwichtiges Spinnertum anbgetan
der Mensch nur noch als leistendes Etwas
und nicht mehr sich selbst tragender Fluß
aus Gefühlen, Gedanken, Träumen, Möglichkeiten
unergründlich unbeschreibbar

(11. 11. 81)
 
S

Stoffel

Gast
Du schreibst lange Texte und ich finde sie sehr gut verfasst. Da steckt ne Menge drin und die Titel sind auch stets sehr passend.
Im Großen und Ganzen teile ich Deine Ansicht und diese Erfahrungswerte.
Nehme mich aber niemals aus..aber man lernt ja noch bissl dazu.:)
Stoffel
 



 
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