Unreine und schlechte Reime

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

---


Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Kommata, <-> nicht mehr da


Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv


Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt


Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen

- treu <-> Ei


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

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Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Kommata, <-> nicht mehr da

Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv
- gerne <-> Wärme
- entfernt <-> kennt
- selbst <-> wählst

Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt
- Glas <-> nass

Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen (das wird oftmals akzeptiert)

- treu <-> Ei
- dafür<-> mir
- rühren <-> konservieren


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde

Optische Reime:

- Abendstern <-> gestern


Reime, die auf aktuell regional unterschiedlicher Aussprache beruhen (regional - vor Allem im Norden - wird das "r" nicht mehr gesprochen):

- aufgetan <-> Farn <-> Bahn


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

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Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen - zumindest teilweise - unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Hammer <-> Mama (wenn "Hammer" "Hamma" gesprochen wird, mit einem "Schwa-Laut" am Ende, Mama dagegen endbetont.)

Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv
- gerne <-> Wärme
- entfernt <-> kennt
- selbst <-> wählst
- Kommata <-> nicht mehr da

Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt
- Glas <-> nass

Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen (das wird oftmals akzeptiert)

- treu <-> Ei
- dafür<-> mir
- rühren <-> konservieren


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde

Optische Reime:

- Abendstern <-> gestern


Reime, die auf aktuell regional unterschiedlicher Aussprache beruhen (regional - vor Allem im Norden - wird das "r" nicht mehr gesprochen):

- aufgetan <-> Farn <-> Bahn


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Verstehe ich das richtig, dass all das hier "nur" unreine Reime sind, die "oft schlecht sind", es aber noch andere Reime gibt, die zwar nicht-unrein (also rein – ?) aber schlecht sind?
 

Walther

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

das Thema "Reime" ist - sagen wir es einmal - nicht minder komplex. :) Es ist eher "ein weites Feld."

Man gestatte mir dazu ein paar Vorbemerkungen, die sehr viel an die Argumentation von Radio Eriwan erinnern werden, also des "... im Prinzip ja, aber ...".

(1) Es gibt keinen schlechten oder guten unreinen Reim. Es gibt prinzipiell eigentlich nur schlechte. Jeder unreine Reim ist streng formal betrachtet immer eine Notlösung.

(2) Was oft vermischt wird: Es gibt auch die sog. tradierte germanische Reimform, die bespielweise klangähnliche Endreime durchaus zuläßt. Viele althochdeutsche Dichtungen, so auch der ganze Minnesang, kennen und nutzen diesen sog. germanischen Endreim.
Durch diese Tradition werden übrigens fast unreinen Reime reine germanische Reime, aber das nur nebenbei.

(3) Zu den Reimformen, die im Deutschen besonders gebräuchlich sind, gehören die Binnen- und die sog. Stabreimformen.

(4) Dem Dichter ist es durchaus gestattet, die Sprache erfinderisch weiterzuentwickeln, also Wörter auch bewußt gegen den Strich zu bürsten. Ich möchte hier einmal eines meiner neueren eigenen Versuche zitieren, wir könnten aber durchaus auch Wilhelm Busch oder Christian Morgenstern oder Kurt Tucholski oder Robert Gernhardt an dieser Stelle bemühen:
Februar


Es klebt der blöde [blue]Feber[/blue]
An mir wie Pattexkleber.
Doch auch der doofe März
Hat überhaupt kein Herz.

Und dann erst der April:
Er tut grad, was er will.
Da lieb ich mir den Mai.
Der kommt mit der Schalmei

Und einem grünen Band
Und sonst noch allerhand.
Doch grad ist leider [blue]Feber[/blue]:
Der ist die Laus der Leber.
oder
Einbildung


Auch wenn ich gestern es verdöste,
Mein höchstes Lob, so [blue]angpassang[/blue],
So weiß ich doch, ich bin der Größte,
Und mir ist darob nicht mal bang,
Bis sich am Schuh der Bändel löste,
Als ich die Treppe runtersprang.
Im ersteren Fall haben wir eine lokale Umlautung des Monatsnamen Febraur in Feber (Allgäuer Schwäbisch, bajuwarische Dialekte, austroalemannischer Dialekt, Süddeutsch), im anderen Fall eine lautmalerischen Übertragung des franz. "en passant" ins Deutsche (auch wohl eher süd- und mittelsdeutsch). Und alles um des Reimes Willen, man beachte das.

Will sagen: Der, der souveräne Sprachbeherrschung nachweist, darf sich einiges mit seinem Werkstück, der Sprache, erlauben. Alle Andere haben leider die A…karte gezogen.

Aber jetzt harre ich der Debatte, die da kommen wird. ;)

Lieber Gruß W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Jon fragte:
Verstehe ich das richtig, dass all das hier "nur" unreine Reime sind, die "oft schlecht sind", es aber noch andere Reime gibt, die zwar nicht-unrein (also rein – ?) aber schlecht sind?
Das ist durchaus möglich. "Liebe" - "Triebe" ist ein reiner Reim, aber in den meisten Werken wird es ein schlechter Reim sein. "Abgedroschene Reime" sind - außer in Parodien - praktisch immer schlecht.

Und nicht jeder unreine Reim ist schlecht. Es hängt sehr vom Werk ab.

Man muss beachten, wie man Reime einsetzen will.

Unreine Reime sind aber in vielen Fällen schlecht oder eine Notlösung.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Also ob ein Reim unrein ist, ist eine rein formale Frage, ob er schlecht ist, eine Stilfrage im Sinne von Angemessenheit, Gesamtklang und/oder Können. So wie "Alfons geht einkaufen. Alfons kauft Brot, Wurst und Milch. Dann geht Alfons nach Hause. Zu Hause stellt er fest, dass er keine Butter mehr hat."  – Formal alles richtig (rein), aber trotzdem schlecht.
 
Walther, soll dich jemand an der Hand nehmen? *ermutigendlächel*


jon, darf ich bitte den Alfons mitbenutzen? Habe eben schnell ein schlechtes Gedicht mit zwei Reimen mit falscher Vokallänge aus ihm gemacht. Wenn du es vor Genehmigungserteilung lesen willst, Nachricht genügt.

--------------

Frage: Wie weit muss man sich denn an der "Schriftsprache" orientieren? Das ist eine Frage, die sich mir vor allem stellt, wenn ich höre, wie wenige wirklich "korrekt" sprechen "für täglich".

Glas spreche sogar ich mit kurzem "a".

Und "ä" und "e" werden doch weitgehend gleich ausgesprochen.

Letztlich ist es wohl immer das gleiche Prinzip: Je besser man die Regeln beherrscht, desto hemmungsloser darf man sie gezielt missachten, weil man dann genau diese Missachtung benutzen kann.

LG Paragraphentigerin
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Regeln missachten besteht oft im Aufstellen neuer Regeln. Allerdings gibt es für bestimmte Lyrikformen Regeln, deren Missachtung dazu führt, dass das Gedicht entweder schlecht ist oder nicht dazu gehört.

Der Limerick erfordert (fast) reine gesprochene Reime, aber sie können sehr verschieden geschrieben sein. Er ermöglicht dabei sogar den Verstoß gegen Rechtschreibregeln, um das zu veranschaulichen.

Ein Stabreim, der nicht "stabgereimt" ist, ist keiner.

Ein Kreuzreim, der keinen Reim enthält, ist keiner.

Es ist immer eine Gratwanderung.

In einigen Fällen führen Sprachänderungen auch zu Regeländerungen.

In anderen werden Regelverstöße auf ironische Art eingeführt. Jeder sieht, worin die Missachtung besteht und kann sie im Kopf zurücknehmen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich empfinde viele als "unrein" geltende Reime als - sagen wir mal - "harmonisch", so vor allem bei den beiden Beispielen:

"Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- gerne <-> Wärme"

Ich habe mal ein Herbstlied geschrieben, in dem fast nur solche Reime vorkommen, kreuzgereimt - d.h. die umarmenden Reime sind konsequent unrein, aber das scheint dadurch gemildert zu sein, daß die ersten und vierten Verse jeder Strophe den größeren Abstand zueinander haben als die jeweils zweiten und dritten, wo jede Abweichung sich mit dem Nachbarvers gleich zwiefarbig "beißt":

[ 4]"Halten kann ich dich nicht länger
[ 4]Licht! dem Gotteskeim entsprossen
[ 4]Hab dein Übermaß genossen
[ 4]Brich hervor aus meiner Enge!"

[ 4]Ach wer wird der Feuerwälder
[ 4]Tigeraugnes Gold verhüllen?
[ 4]Schwester Wärme bräunt die Fülle
[ 4]Wie ein altes Ölgemälde

[ 4]Staunend schau ich auf und sehe
[ 4]Leuchtend geht das Fest zur Neige
[ 4]Honigtrunken steigt der Reigen
[ 4]Um Aurora zu erspähen

[ 4]Achtung! stachen spitze Blicke
[ 4]Durch der Blätterwaben Gitter?
[ 4]Sternenblitze Sonnensplitter
[ 4]Rissen kalte grelle Lücken

[ 4]Toter Schlangen wirr Gebälke
[ 4]Starren schon in offnen Wunden
[ 4]Baumfee will vom Stoff gesunden
[ 4]Läßt zu Erde ihn verwelken

[ 4]Willst in Licht den Geist verzücken
[ 4]Du ohn Stundenglas und Hippe?
[ 4]Kann ja durch dein schwarz Gerippe
[ 4]In des Himmels Helle blicken!

Die Reime mit den Vokalabfärbung i/ü, e/ö, e/ä ("verzücken / blicken") empfinde ich als völlig ungestört-harmonisch, fast schon als Steigerung des ästhetischen Gleichklangs, der ja immer auch die "Andersheit" des Konsonanten vor dem letzten betonten Vokal verlangt. Weiß nicht, warum - ich empfinde es so. Ich trinke ja auch Kaffee mit viel Zucker, bin also wohl geschmacklich verdorben, "dekadent", oder schon tief "dekas(us)", dekadiert oder wie das dann heißt ...
 
O

orlando

Gast
Hallo Hansz,
ein erhellender Beitrag und - ein sehr schönes Gedicht! :)

In der Literaturwissenschaft wird in diesem Zusammenhang auch gern mal von "Halbreimen" gesprochen, eine Benennung die ich zutreffender finde als das hässliche "unrein."
Ich zähle mich selber zu den Klangfetischisten und benutze derlei gern, um ungereimte Verse zu schönen, also letztendlich wie gereimt klingen zu lassen. :D;)

orlando
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Orlando, ich bin entzückt, Dich immer so aufmerksam zu "finden" (in allen Bedeutungen des Wortes). Danke! Und ein ganz besonders herzliches Dankeschön (im Nachhinein) für das nette smiley an (auf, zu) meinem Weltende-Vierzeiler. Daß Du den in seiner brevissimitas verstehst, hat mich un-endlich (=>"keines") erfüllt und erfreut!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Halbreime

Wie Orlando richtig bemerkte, gibt es den Begriff "Halbreim", der "unreine Reime" neutraler beschreibt. Ich ergänze das.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

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Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Ergänzung nach Orlandos Hinweis: Ein besserer und neutraler Ausdruck für unreine Reime ist "Halbreime". (Zumindest für die meisten.)
Halbreim ist laut Wikipedia: Oberbegriff für unreine Reime und Assonanzen https://de.wikipedia.org/wiki/Halbreim

Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen - zumindest teilweise - unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Hammer <-> Mama (wenn "Hammer" "Hamma" gesprochen wird, mit einem "Schwa-Laut" am Ende, Mama dagegen endbetont.)

Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv
- gerne <-> Wärme
- entfernt <-> kennt
- selbst <-> wählst
- Kommata <-> nicht mehr da

Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt
- Glas <-> nass

Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen (das wird oftmals akzeptiert)

- treu <-> Ei
- dafür<-> mir
- rühren <-> konservieren


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde

Optische Reime:

- Abendstern <-> gestern


Reime, die auf aktuell regional unterschiedlicher Aussprache beruhen (regional - vor Allem im Norden - wird das "r" nicht mehr gesprochen):

- aufgetan <-> Farn <-> Bahn


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 

Bernd

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Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

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Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Ergänzung nach Orlandos Hinweis: Ein besserer und neutraler Ausdruck für unreine Reime ist "Halbreime".
Halbreim ist laut Wikipedia: Oberbegriff für unreine Reime und Assonanzen https://de.wikipedia.org/wiki/Halbreim Assonanzen sind vokalische Halbreime. https://de.wikipedia.org/wiki/Assonanz_(Verslehre)

Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen - zumindest teilweise - unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Hammer <-> Mama (wenn "Hammer" "Hamma" gesprochen wird, mit einem "Schwa-Laut" am Ende, Mama dagegen endbetont.)

Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv
- gerne <-> Wärme
- entfernt <-> kennt
- selbst <-> wählst
- Kommata <-> nicht mehr da

Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt
- Glas <-> nass

Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen (das wird oftmals akzeptiert)

- treu <-> Ei
- dafür<-> mir
- rühren <-> konservieren


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde

Optische Reime:

- Abendstern <-> gestern


Reime, die auf aktuell regional unterschiedlicher Aussprache beruhen (regional - vor Allem im Norden - wird das "r" nicht mehr gesprochen):

- aufgetan <-> Farn <-> Bahn


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 
O

orlando

Gast
Hallo Bernd,

umgangsprachlich oder populärwissenschaftlich hast du mit den Halbreimen recht (insofern war mein etwas voreiliger Hinweis "richtig"), gehe ich jedoch weiter in die Tiefe, erweist sich der Halbreim als Sonderform des unreinen Reims:

Wir differenzieren:

orthographisch unreime Reime (Beispiele: Geld / Welt; bestellt / Feld)

phonetisch unreine Reime
(Beispiele: Straße / Gasse; Maß / Fass)
Die können aber mundartlich durchaus korrekt klingen, insbesondere den Hessen (Beispiele: neige / reiche = nei'schä / rei'schä).

Manche Unreinheiten werden von der "herschenden Meinung" :D eher akzeptiert als andere, beispielsweise, wenn Umlaute auf reine Vokale gereimt werden (flieht / blüht; mehren / hören).
Hingegen fällt's tierisch auf, wenn kurze auf lange Silben gereimt werden (flieht / Kitt) und wird deshalb ungern hingenommen.

Den Halbreim (auch Assonanz- oder Anklangsreim).
Hier wird kein Gleichklang erzielt , weil die Konsonanten der unbetonten Silben voneinander abweichen (Beispiele: führen / spülen; plagen / tarnen). Hier hält nur noch die Vokalgleichheit einen Anklang (Assonanz).
Der Halbreim findet in der Volks- und Kinderlieddichtung Verwendung: ("Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen ..."), öfter noch in zeitgenössicher Dichtung. Er verleiht halt einen schönen Klang, setzt seine Wirkung aber nicht auf den tradierten, den klassischen Reim.

Den Augenreim
Bei dem gibt es gar keine phonetische Übereinstimmung, nur eine orthographische. Er wird meist in der Komischen Lyrik angewandt, wenn beispielsweise eine deutsche Aussprache auf ein engliches Wort gereimt wird, Sack auf track (= Spur etc.)

Rein, unrein oder halbrein erweist sich (mit Ausnahme des Augenreims) nicht in der Lektüre, sondern im Klang eines vorgelesenen Gedichts.

Das allen zum Trost.

orlando


Der Quellentext stammt diesmal nicht aus den Reich der Wissenschaft (weil zu unverständlich), sondern aus dem Autorenhaus: "Gebundene und Freie Lyrik."
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Ergänzung. Ich habe meine Ergänzung entsprechend erweitert.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unreine und schlechte Reime

Erster Entwurf (noch Fragment, wird voraussichtlich erweitert. Ich bitte um Hilfe und Beispiele.)

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Schlechte Reime sind für ein Gedicht fast immer ungeeignet, unreine Reime können unter bestimmten Bedingungen geeignet sein.

Ergänzung nach Orlandos Hinweis: Ein besserer und neutraler Ausdruck für bestimmte unreine Reime ist "Halbreime".
Halbreim ist laut Wikipedia: Oberbegriff für unreine Reime und Assonanzen https://de.wikipedia.org/wiki/Halbreim Assonanzen sind vokalische Halbreime. https://de.wikipedia.org/wiki/Assonanz_(Verslehre)
Diese Definition ist allerdings umstritten. Eher ist der unreine Reim ein Oberbegriff für Halbreime und "andere" unreine Reime, die hier zum Teil beschrieben sind. Danach sind Halbreimne dann Assonanzen.


Unreine und oft schlechte Reime sind zum Beispiel:

Reime, bei denen - zumindest teilweise - unbetonte Silben den Reim tragen:

- ein Produkt <-> bei dem man durchguckt
- Hammer <-> Mama (wenn "Hammer" "Hamma" gesprochen wird, mit einem "Schwa-Laut" am Ende, Mama dagegen endbetont.)

Reime, bei denen die Konsonanten nicht zueinander passen:

- Land <-> bangt
- kreativ <-> attraktiv
- gerne <-> Wärme
- entfernt <-> kennt
- selbst <-> wählst
- Kommata <-> nicht mehr da

Reime, bei denen die Vokallänge nicht zusammenpasst

- Lamm <-> kam
- gelabt <-> ertappt
- Glas <-> nass

Reime, bei denen die Betonung auf eine unbetonte Silbe geschoben wird oder die Betonung auf verschiedenen Silben liegt

- Sammelsurium <-> schon fast um

Reime, bei denen Vokale nicht übereinstimmen (das wird oftmals akzeptiert)

- treu <-> Ei
- dafür<-> mir
- rühren <-> konservieren


Reime, bei denen Vokale geändert werden, damit sie passen.

- Ich komme abends spöte und blase auf der Flöte.
- Ich gehe nach Italien, um dort ein Bild zu malien

Reime, bei denen harte und weiche Konsonanten im Reim verwendet werden.

- Gefährte <-> Erde

Optische Reime:

- Abendstern <-> gestern


Reime, die auf aktuell regional unterschiedlicher Aussprache beruhen (regional - vor Allem im Norden - wird das "r" nicht mehr gesprochen):

- aufgetan <-> Farn <-> Bahn


Bei komischen Gedichten kann die Komik auf schlechten Reimen beruhen. Oft bleiben sie aber schlecht.

In Volksliedern werden oft ohne Probleme unreine Reime verwendet.

Durch Sprachentwicklung oder regionale Änderungen können reine Reime unrein werden:

- Neige du Schmerzensreiche
 



 
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