Unruhe

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Pola Lilith

Mitglied
UNRUHE​



Hinter den Blicken lauert die Höhle menschlichen Seins. Unstet bewegt sich der Mensch in der Stetigkeit. Allein die Dinge sind es, die ihn aufrecht halten, und der Glaube an das Unmögliche. Der Junge ist noch lange nicht Mann, das Frausein verzögert sich in der Bestimmung. Währenddessen ertönt ein Halleluja, liebt sich in einem kleinen Zimmer ein Paar. Diese dort lesen. Andere geben sich auf in der Suche nach dem Nichts. Dazwischen entgleisen Züge, lassen Flugzeuge Scheiben zerbersten, torkelt ein Betrunkener über die Straße. Die Sätze, die wir nicht verstehen, sprechen wir laut. Und lachen, wenn uns nach weinen zumute ist. Dabei treibt uns die Angst vor den Schattenspielen, darin das Blau und das Grün im Rot zerfließt, immer wieder zurück. Nur, wohin? Gestern erst schoß der Junge um sich. Heute wird er zum Kind. Morgen lehnt sich die Frau an die Wand, flüstert Sätze, die wir verstehen. Danach wird es still, durchstoßen Züge unsere Behausungen, führen Flugzeuge uns durch ein Niemandsland. Möglich, dass nun die Schlange der Möglichkeiten endlich zur Ruhe kommt, das Paar aus dem Taumel des Glücks erwacht und ein Lichtstrahl die Höhle menschlichen Seins erhellt.

Pola Lilith
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi pola,

wieder so ein hammertext. die art prosa hast du wirlkich gut drauf. soviele höhen und tiefen, fragen, pseudoantworten, tiefsinn und willkür tür an tür, kopf an kopf. wenn nur die unruhe verschwinden würde...

danke dafür

nofrank
 

Joh

Mitglied
Hallo Pola,
ein wirklich interessanter Text, bei dem man die Sätze einzeln wirken läßt, um noch das Dahinter zu spüren. Wieder einmal ein assoziativer Text, der mir sowohl inhaltlich, als auch sprachlich zusagt.

ein Gruß an Dich, Johanna
 
Hallo Pola,

ein vielsagender Text. Man muss wirklich Satz für Satz langsam durchgehen und nachspüren, wirken lassen, darüber nachdenken.

Die Sätze, die wir nicht verstehen, sprechen wir laut. Und lachen, wenn uns nach weinen zumute ist.

Das gefällt mir besonders!

Lieber Gruß,
Estrella
 

Perry

Mitglied
Hallo Pola,

ein Kaleidoskop von Bildern hast du da miteinander verflochten. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Höhle mehr zur Hölle tendiert, aber wer weiß schon, was der nächste Tag bringt, vielleicht einen Lichtstrahl.
LG
Manfred
 

moersmaus

Mitglied
Viel Inhalt in wenig Text ... ich muss erst mal wieder normal atmen ...

Für mich einer der beeindruckendsten Texte, die ich hier bisher lesen durfte.

DANKE!
 

chrissieanne

Mitglied
Der Text sagt mir nicht wirklich etwas. Es gibt allerdings zwei Formulierungen, die mir total gefallen - losgelöst.
Der erst Satz "Hinter den Blicken lauert die Höhle menschlichen Seins" ist toll. Schön theatralisch - da steh ich drauf. Und so wahr.
Und: "Möglich, dass nun die Schlange der Möglichkeiten zur Ruhe kommt" ist wunderbar. Auch wenn ich diese Aussage nicht mit diesem Text in Zusammenhang bringe - ist doch egal. Das ist einfach ein gelungener Satz - schön und voller Trost und Hoffnung.


gruss
chrissie
 

Cafard

Mitglied
Klingt so schön expressionistisch, man bekommt ein drängendes Gefühl beim Lesen: über die Dächer zu fliegen und dabei laut zu singen: I believe I can fly...

Hat mir gut gefallen diese kleine Szenerie.
 
U

USch

Gast
Hallo Pola Lilith,
ein sehr dichter expressionistischer kleiner Text, den ich gern gelesen habe. Gut, dass ältere Texte auch mal wieder nach vorn geholt werden. Sie würden sonst in Vergessenheit geraten.
LG USch
 



 
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