Unscheinbar

Der Fingernagel bewegt sich zunächst auf einem Kreisbogen hin und her.
Die Hand ist einmal vor und dann wieder hinter dem Körper.
Die Lippen bewegen sich und ein Trommelfell beginnt zu schwingen.
Zwei Augen zwinkern kurz und unbemerkt, dann strömt dichter Rauch
durch das Lungenvolumen. Der Sprechende hält an, wiederholt die
motorische Prozedur seiner Gesichtsmuskulatur. Und wieder bleibt
die Verzögerung zwischen Mittleiung und Wahrnehmung so unbemerkt
wie das Augenzwinkern. Es ist eine Grußformel nicht auffälliger als
der akute Beschleunigunsvorgang des Fingernagels, der nun samt Finger und Hand
durch das Dichte Haar gezerrt wird. Ein loses Haar gerät zwischen die gespreizten
Finger und stürzt ungewohnt rasant zu Boden. Das Trommelfeld ignoriert es, obgleich
es von dem schallenden Aufprall Notiz nimmt. Die Nasenflügel weiten sich und
die angesammelte Speichelamylase wird verschluckt, ganz nebenbei. Allein der
Kehlkopf zeigt eine Regung alle anderen schauen weg. Wieder bewegen sich Lippen,
diesmal am Kopf des anderen Anwesenden. Sie sind nicht sehr redegewandt, erwidern
einfach die wenigen, gefallenen Laute während die freien Radikale unaufällig den
Zellkern zertrümmern. Schließlich formen sich zwei Falten , die eine auf der Stirn , die
andere im Hemd, überdeckt vom Pulli. Und was geschieht wohl dann ? Die Ohren
segeln hinab auf den gepflasterten Gehweg, die Nase rutscht uns allen aus dem
glatten Gesicht, tapfer verlassen die Augen ihre dunklen Höhlen, die Zunge streckt
sich aus den Mäulern gen Licht und reißt sich selbst aus der Öden Landschaft.
Die Haut, fällt wie ein Kleid über die Schnürsenkel. Und wir ?
Wir erkennen so viel wie vorher, befinden uns in den weißen Windungen einer
langen Mullbinde und produzieren weitere Kaffemaschinen, die uns wach halten sollen,
bis wir den Weg in eine bessere Welt gefunden haben.
 



 
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