Unschuld und Abschied

3,80 Stern(e) 5 Bewertungen

Regenzauber

Mitglied
Laut lachend liefst du zum Bache,
knietest dich hin und trankst,
wie wenn es das Wenigste wäre,
das du könntest an Wonne mir geben.
War es dir da schon bewusst,
wie den Frühling ich von dir ablas,
von den windgeröteten Wangen?

Dann war noch das Spiel , das wir spürten,
selbst da uns ein heimlich Behüten,
wie das trennende Schwert
zwischen Isolde und Tristan,
jeder Berührung entband,
dass unser Blick sich vermied
und nur der Duft uns berauschte,
aus der Fülle nie gesagter Gebete,
die wir nicht einander gestehen
noch dem Klang des gemeinen Wortes
je anzuvertrauen gewagt.

Später, da es Abend schon wurde
und zur Heimkehr uns mahnten
letzte Strahlen der sinkenden Sonne,
kam ein Kinderlied mir auf die Lippen,
so dass ich es leise summte,
und du, verschämt fast doch innig,
einstimmtest in den Gesang,
den wir noch auf den Lippen trugen,
als zum Abschied und einzigem Male
sich unsere Blicke berührten.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
einfach

hinreißend. das beste, was ich bisher von dir gelesen habe. ein sonntags gedicht.
lg
 
M

Melusine

Gast
Das finde ich zauberhaft.

Über den Anfang der zweiten Strophe würde ich allerdings an deiner Stelle noch mal drüber gehen - da ist irgendwie ein kleines Würmchen drin, finde ich:
Dann war noch das Spiel , das wir spürten,
selbst da uns ein heimlich Behüten,
wie das trennende Schwert
zwischen Isolde und Tristan,
jeder Berührung entband,
Irgendwie scheint mir das von der Satzstellung her nicht ganz zu funktionieren... Fehlt ein Wort? Weiß nicht genau.

LG Mel
(entwickelt sich langsam zum Fan :))
 

Regenzauber

Mitglied
Unschuld

@Flammarion

fast scheint es, du hast das (zugegeben: nicht allzu drohende) Kriegsbeil unserer Erstbegegnung weggelegt und das ist eine gute Nachricht. Danke für dein Lob.

@Mel

wie du weißt, lasse ich immer etwas Zeit vergehen, bevor ich mit der Maniküre beginne. Also hat die zweite Strophe etwas Verschnaufpause. Doch: das Behüten entband (wieder eine Vergewaltigung des "entbinden", das hier für untersagen, verhindern steht)und das Spiel... ( bewirkte fehlt, ist aber, glaube ich, nicht erforderlich)

Ich bin übrigens sehr zufrieden, dass mein Wechsel der Tonart nach dem Panther, der Gier, der Absteige bei dir, wie ich es erhoffte, eine positive Reaktion hervorrief.
 
M

Melusine

Gast
Ah, okay, nochmal gelesen und jetzt hab ich den Satzbau kapiert. Bisschen kompliziert vielleicht - Schachtelsätze in Gedichten.

Ach, ich weiß nicht ob es der Wechsel der Tonart war. Ich muss mich in den Stil eines Autors immer erst ein wenig einlesen.

Gruß, Mel
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber

da war doch gar kein kriegsbeil. mir gefiel nur der verwurstete panther nicht. äh, verarbeitete.
lg
 
R

Richard von Lenzano

Gast
@ Regenzauber

hat Spass gemacht zu lesen. Nachdem ich mich eingelesen hatte, ging es dann wesentlich einfacher

meint

Richard
 

Regenzauber

Mitglied
Einlesen

@Richard von Lenzano

Ich frage mich, ob der etwas komplizierte Satzbau mir nicht das Attribut "arrogant" einbringen wird, da es so aussieht, als hätte ich manche potentielle Leser abschrecken wollen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, finde ich diese Idee gar nicht so übel, wenn sie dazu führt, von jenen, die sich durcharbeiten, ein umso wertvolleres Bejahen zu erwirken!

Ich möchte dir aber versichern, dass darin keine Absicht lag, sondern die Thematik eine Annäherung an Esoterik bewirkte, die auf einem Verhalten aufbaute, das unsere heutige freizügige Generation mit ihrer Moralentfremdung etwa als verkrampft fände.
 



 
Oben Unten