GeisterFahrerÜberholer
Mitglied
Unschuldig
Der große Zeiger der Uhr in ihrem sterilen Arbeitszimmer ähnelt dem der verdammten Straßenbahnhofsuhr.
Er verspricht seinem kleinen Bruder, ihn in wenigen Sekunden zum einhunderteinundsiebzigsten Mal zur Begrüßung zu küssen.
Ich erinnere mich, dass ich früher ebenfalls nur allzu gerne mit Küsschen um mich warf.
Wenn er bloß an meinem vorletzten Tag nicht aufgibt, denke ich.
Nein, er enttäuscht mich auch diesmal nicht. Selbst heute tut er mir den Gefallen und bleibt nicht stehen. Es ist Punkt Zwölf.
Irgendwie ist auf Uhren halt Verlass.
"Highnoon", lächelt die ganz in Weiß gekleidete Psychologin mir freundlich zu.
"Highnoon", antworte ich artig.
Was soll´s? Ich bin ihr trotz der unangenehmen Fragen nicht böse. Ihr Auftrag lautet, mein Wesen zu erkunden.
Manchmal, in all´ den vielen Wochen spiegelte sich in ihren schwarzen Augen ein trauriges Bild. Meins!
Der große Zeiger der Uhr hat längst an Fahrt gewonnen, seinen mickrigen Verwandten auch heute wieder einmal um Runden überholt, als sie zum Abschied den roten Knopf gleich neben dem PC drückt.
Bin ich gefährlich, oder soll ich das Ganze nur vergessen?
"Bis morgen, Herr Weiser", verabschiedet sie mich.
"Ach, eine Bitte habe ich noch", becirce ich die Schöne. "Ich bin müde, möchte morgen einmal richtig ausschlafen, so bis mittags um Zwölf."
"Klar, ist gebont", freut sich die junge Frau, der Uni vor ziemlich einem Jahr entwachsen, jetzt einen Erfolgsvermerk ins schwarze Buch eintragend.
Der beinahe zwei Meter große Pfleger holt mich ab. Er führt mich zum Zimmer 217. Mein Zuhause seit mittlerweile einhunderteinundsiebzig Tagen.
Auf dem Flur kann man schon das Klappern des Geschirrs fürs Abendbrot hören.
Fred, der Riese, versucht mir die Schlaftablette unter die Zunge zu schieben.
"Schlucken", bestimmt er.
Braucht er gar nicht. Heute nämlich hole ich die gesammelten Werke hervor. Einhunderteinundsiebzig sind es. Ich denke, das reicht.
Morgen also darf ich bis mittags schlafen, nie mehr einen Termin bei der hübschen Psychologin wahrnehmen.
"Na, was hat er denn ausgefressen?", höre ich noch durch Nebelwände den Notarzt fragen.
"Ein fünffacher Familienvater hat sich vor "seine" Straßenbahn geworfen. Punkt Zwölf, vor einhunderteinundsiebzig, nein, auf die Sekunde genau einhundertzweiundsiebzig Tagen. Weiser hat den armen Kerl überfahren. Damit wurde er nicht fertig", gibt ihm mein Bettnachbar Auskunft.
Der große Zeiger der Uhr in ihrem sterilen Arbeitszimmer ähnelt dem der verdammten Straßenbahnhofsuhr.
Er verspricht seinem kleinen Bruder, ihn in wenigen Sekunden zum einhunderteinundsiebzigsten Mal zur Begrüßung zu küssen.
Ich erinnere mich, dass ich früher ebenfalls nur allzu gerne mit Küsschen um mich warf.
Wenn er bloß an meinem vorletzten Tag nicht aufgibt, denke ich.
Nein, er enttäuscht mich auch diesmal nicht. Selbst heute tut er mir den Gefallen und bleibt nicht stehen. Es ist Punkt Zwölf.
Irgendwie ist auf Uhren halt Verlass.
"Highnoon", lächelt die ganz in Weiß gekleidete Psychologin mir freundlich zu.
"Highnoon", antworte ich artig.
Was soll´s? Ich bin ihr trotz der unangenehmen Fragen nicht böse. Ihr Auftrag lautet, mein Wesen zu erkunden.
Manchmal, in all´ den vielen Wochen spiegelte sich in ihren schwarzen Augen ein trauriges Bild. Meins!
Der große Zeiger der Uhr hat längst an Fahrt gewonnen, seinen mickrigen Verwandten auch heute wieder einmal um Runden überholt, als sie zum Abschied den roten Knopf gleich neben dem PC drückt.
Bin ich gefährlich, oder soll ich das Ganze nur vergessen?
"Bis morgen, Herr Weiser", verabschiedet sie mich.
"Ach, eine Bitte habe ich noch", becirce ich die Schöne. "Ich bin müde, möchte morgen einmal richtig ausschlafen, so bis mittags um Zwölf."
"Klar, ist gebont", freut sich die junge Frau, der Uni vor ziemlich einem Jahr entwachsen, jetzt einen Erfolgsvermerk ins schwarze Buch eintragend.
Der beinahe zwei Meter große Pfleger holt mich ab. Er führt mich zum Zimmer 217. Mein Zuhause seit mittlerweile einhunderteinundsiebzig Tagen.
Auf dem Flur kann man schon das Klappern des Geschirrs fürs Abendbrot hören.
Fred, der Riese, versucht mir die Schlaftablette unter die Zunge zu schieben.
"Schlucken", bestimmt er.
Braucht er gar nicht. Heute nämlich hole ich die gesammelten Werke hervor. Einhunderteinundsiebzig sind es. Ich denke, das reicht.
Morgen also darf ich bis mittags schlafen, nie mehr einen Termin bei der hübschen Psychologin wahrnehmen.
"Na, was hat er denn ausgefressen?", höre ich noch durch Nebelwände den Notarzt fragen.
"Ein fünffacher Familienvater hat sich vor "seine" Straßenbahn geworfen. Punkt Zwölf, vor einhunderteinundsiebzig, nein, auf die Sekunde genau einhundertzweiundsiebzig Tagen. Weiser hat den armen Kerl überfahren. Damit wurde er nicht fertig", gibt ihm mein Bettnachbar Auskunft.