Unschuldstraum

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Fan Lou

Mitglied
Ich schaue in den Spiegel,
ein jungfräuliches Gesicht mir entgegen.
Jedoch geprägt durch Schuldes Siegel,
äusserlich gewandert durch des Höllen Wegen.

Langsam wird die Haut rotem Bezin vollgossen,
die Kleider fallen, seelisch gehurt.
Die Seele ist schmerzlich dem Tode versessen,
denn sie wurde durch Luzifers'Geist verführt.

Zerstückel mir die Gesichtes Knochen,
breche mir allen Lebenswillen't zwei,
fang' an, mein sündig Herz in Blut zu Kochen,
mache mir das verdammte Gerippe frei!

Der Spiegel springt, jetzt ist's vorbei,
das Mädchen sinkt kraftlos zu Boden.
Der Teufel selbst macht ihre Seele Frei
Und lässt sie fallen, in Höllenfeuers Toden.
 
A

Andy

Gast
Ein wirklich gut zu lesendes Gedicht! Nur frag ich mich wie du grade auf dieses Thema gekommen bist.
Ich würde vielleicht überlegen die Reime der 2. Strophe so zu verändern, dass sie rein werden. Es sei denn dies ist so gewollt!
 

Fan Lou

Mitglied
Oh merci Andy pour une reponse comme ca:)!
Ich schrieb erst eine Kurzgeschichte mit dem selbigen Thema. Jedoch kam ich dann mal wieder in den Genuß, unseren wohl allseitsgeehrten Goethe mit 'Faust' zu lesen und fand die erzählweiße durch Reihme so ansprechend, das ich versuchte, die gleiche Geschichte in Reime zu fassen.
Der Reihmwechsel soll bewirken, dass erst die negative, häßliche äusserliche Seite durch die Vokale 'o' und 'u' gestärkt wird, und dann aber das eher süßliche, die Kunst der Depressiven gezeigt wird, durch den in dem Wort helleren Vokal 'e'. Auch das verführen soll spielerisch dargestellt werden, so wie das verführen durch den Erlkönig bei Gothe, mal wieder:)!! Und das Contrair zwischen gehurt, was etwas gewaltsames, ungewolltes für mich darstellt und dem verführen, was ein Spiel, ein gegenseitiges Kommen und Gehen für mich darstellt, fand' ich recht interessant.

Ich hoffe, ich konnte dir meine bescheidene Welt näher bringen und bedanke mich recht herzlich für deine Resonanz zu diesem Werk.

Au revoir!
Tobias
 



 
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