Unsinkbar

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Arezoo

Mitglied
Im Untergehen
klammere ich mich an die Halme
in deinem Topf aus gebranntem Ton
Ausgekippte nasse Erde
Braune Flecken auf weißer Haut
Die Nacht verbirgt falsches Lächeln
über das der Morgen sich erbricht
wenn er sein Licht
durch deine Fassade schickt
Langsam bröckelnder Putz
Erst jetzt sehe ich den Fliegendreck
an deinen Wänden
wie schwarze Punkte auf meiner Seele
ganz anders
als die Flecken auf deinem Laken
die das Niemandsland
abstecken
 
I

inken

Gast
manches ist ein wenig zu undeutlich und
manches ein wenig zu deutlich - kannst du
damit was anfangen, liebe arezoo?

lg inken
 

Arezoo

Mitglied
wenn ich ehrlich bin, dann eher nicht... :)
Was ist denn zu deutlich?
Und was zu undeutlich?
Könntest du das Konkretisieren?
*ratlos bin*
hmm... Ich glaube, man sollte in der Tat keine Stelle im Gedicht wortwörtlich nehmen.
Aber im Grunde sind Gedichte eher 'artfremdes Terrain' für mich. Ich hab's eher mit der Prosa...

Danke für deine Rückmeldung,
liebe Grüße,
Arezoo
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Hallo Arezoo,
ein guter Text. Eigentlich wollte ich schön schreiben, aber bei all den Flecken und dem Dreck ist "gut" wohl treffender als "schön".
Was dir meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, ist die sprachliche Umsetzung des Schmutzes (Fliegendreck, bröckelnder Putz, nasse Erde...): Wenn man Texten eine Farbe (oder eine Stimmung) zuordnen solltemüsstekönnte so wäre deiner für mich grauschmutzig...
Wie gesagt, das gefällt mir sehr gut.
Die ersten drei Zeilen wollen mir nicht so richtig gefallen, was glaub ich an den "Halmen" und dem "Blumentopf" liegt. Diese Begriffe haben für mich etwas lebendiges, der Rest des Textes mit "Wänden", "Putz", "Fassaden" hat eher etwas starres, totes. Diesen Kontrast, der inhaltlich vielleicht sogar Sinn macht, finde ich sprachlich nicht so gelungen. Vielleicht versuchst du mal den Halmen und dem Blumentopf auch so eine starre, tote Qualität zu geben... Ein Blumentopf kann aus Ton gebrannt, erstarrt sein oder so...
Und jetzt knie ich mich nochmal hin und verbeuge mich für das gelungene Bild der Flecken auf dem Laken die das Niemandsland abstecken: großartig.
Wie schon geschrieben: ein guter Text.
Gruß
Mirko
 

Arezoo

Mitglied
Hallo Mirko!

Vielen Dank für deinen Kommentar erst einmal und es freut mich sehr, dass dir mein Ausflug in die Lyrik gefällt!
Und... darfst gerne wieder aufstehen, obwohl, knieende Männer haben schon was... *seufz*
Ja, du hast recht. Etwas hat mich immer gestört an dem Gedicht . Vielleicht ist es tatsächlich das Organische der Halme im Blumentopf, das sprachlich aus der Rolle fällt.
Dein gebrannter Ton hat da etwas für sich, das übernehme ich gerne!
Ich glaube, wenn die Halme, als einzig lebendiges im Gedicht erhalten bleiben, wird auch der Sinn noch deutlicher.
Vielen Dank für deine Anregung!

Liebe Grüße,
Arezoo
 
B

bonanza

Gast
hm, das bedeutungsschwangere - dein text ist zu dick
gestrichen. eine idee zu dick. die assoziationen
triefen. doppelt so lang, und du wärest vielleicht
in einen rhythmus gekommen, der das ganze verteilt.
oder angenehm begleitet.
dann würde ich dein gedicht mehrmals lesen, um herauszu-
kriegen, worum es darin geht. aber so kriege ich es
nicht hinunter.
der vergleich mit den flecken auf dem laken - da hättest
du weiter machen sollen.

bon.
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
... ich störe mich (wie bei vielen Gedichten hier) an der Form: Könnte man sie nicht stimmiger/lesbarer gestalten?
Dies hier nur als Beispiel.

Grüße von Zeder

----

Im Untergehen
klammere ich mich an die Halme
in deinem Topf aus gebranntem Ton

Ausgekippte nasse Erde
Braune Flecken auf weißer Haut

Die Nacht verbirgt falsches Lächeln
über das der Morgen sich erbricht
wenn er sein Licht
durch deine Fassade schickt

Langsam bröckelnder Putz
Erst jetzt sehe ich den Fliegendreck
an deinen Wänden
wie schwarze Punkte auf meiner Seele

ganz anders
als die Flecken auf deinem Laken
die das Niemandsland
abstecken
 
B

bonanza

Gast
zeder, mit diesem hinweis erinnerst du mich an stoffel.

form, inhalt und geist des künstlers sind untrennbar.
 

Arezoo

Mitglied
Hallo Zeder,
ein guter Vorschlag und trotzdem für mein 'Gedicht' passen die Strophen nicht, weil ich mich nicht mit der Abtrennung einzelner Verse anfreunden kann.
Eine Zeile geht in die andere über. Sie gehören zusammen - auch als Block.
Aber da der Block nicht sonderlich lang ist, geht es auch gebündelt, ohne das man erschlagen wird.

Hallo Bonanza,
vielleicht hast du recht und es ist zu bedeutungsschwanger.
Ich wüßte nicht, wie es nach den Flecken auf dem Laken weitergehen sollte.
Niemandsland - niemand ist mehr da. Was bleibt ist die Erinnerung und der Wunsch zu vergessen.

Liebe Grüße,
Arezoo
 
S

Sandra

Gast
Hallo,

ich wanke mit meiner Meinung hin und her. Geht mir nicht oft so. Ich tendiere zu bonanzas Meinung. Das Laken ist die Wirklichkeit, in dieser Form würde ich gerne weiterlesen. Manches erscheint auch mir zu dick:
Die Nacht verbirgt falsches Lächeln
über das der Morgen sich erbricht
Zwischendurch immer wieder Dreck und der gefällt mir. (Auch das Gedicht) Viel mehr als nicht ;)
LG
Sandra
 

Arezoo

Mitglied
Liebe Sandra,

freut mich, dass der Dreck so zwischendurch, dir dann doch gefällt... ;)
Weißt du, ich kann nur über Situationen schreiben, die ich entweder selbst erlebt habe oder in die ich mich hineindenken kann.
Nach den Flecken ist aus und vorbei. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie es hätte weitergehen sollen.
Ich habe lediglich versucht meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, die für mich Sinn ergeben.

Vielleicht habt ihr beide recht und es ist zuviel 'Bedeutungsschwangeres' drin oder am Ende gar noch zu wenig?

Hin- und her gerissen, ;)
vielen Dank für's Lesen,
liebe Grüße,
Arezoo
 



 
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