Unspektakulär

jon

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Unspektakulär
Eindrücke vom Roten Teppich zum Bild-Osgar am 24.6.2008 im Neuen Rathaus Leipzig


Thomas in Leipzig? Nichts wie hin! Eigentlich wollte ich mich ja ins Rathaus "schmuggeln (lassen)", ich war auch schon drin, aber die "Ereignisräume" waren noch besser abgeschirmt als in den Jahren davor (wegen Clinton, wie ich inzwischen weiß). Also trollte ich mich an den Roten Teppich, briet mit den anderen so in der Sonne vor mich hin und schrie und klatschte ein bisschen mit, wenn der Moderator/Animateur uns dazu aufforderte.

Als Tom dann endlich eintrudelte, hörten wir es – das Kreischen am Teppich-Anfang brandete auf. Als nächstes kam seine Band bei uns vorbei, ließ sich aber nicht heranlocken. Wahrscheinlich mussten die Jungs sich drin noch um die Technik kümmern. "Da isser, siehste?", zeigte mir meine Nachbarin, "da drüben." In einem weißen, bedruckten Shirt und Jeans – vermutlich das Bühnenoutfit, dachte ich, denn das war doch ein groooooßer Unterschied zur "großen Robe" all der anderen Gäste. Und: Er war doch noch etwas kleiner, als ich erwartet hatte.

Er nahm sich Zeit und schrieb Autogramme. Und schrieb. Und schrieb. Seitenwechsel zur nächsten Fan-Gruppe und wieder schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben … Er sah kaum auf, es war wenig mehr als ein Orientierungsblick, ob noch jemand was signiert haben wollte. Weiter zu den nächsten, rasch ein Foto … Nein "rasch" passt nicht, er wirkte überhaupt nicht hektisch, eher so wie "in der Ruhe liegt die Kraft". Aber Zeit für Plaudereien war offenbar nicht. Und er war wohl auch nicht "so drauf".

Endlich war er bei unserer Gruppe und ich dachte nochmal, dass ich ihn doch größer geschätzt hätte – die Zahl zu wissen, ist ja eins, der Eindruck etwas anderes. Und dann dachte ich, dass er viel drahtiger ist, als ich erwartet hatte. Und unspektakulärer. Jemand neben mir sagte "Isser nicht süß?" Ich verkniff mir ein "Ansichtssache" und stellte fest, dass er sogar viel unspekatuklärer wirkte, als ich erwartet hatte.

Dann stand er vor mir. Schreibend, schreibend, schreibend – weitgehend wortlos. Als ich ihm die CD reichte, nahm er sie nur, unterschrieb, reichte sie der Hand zurück, aus der er sie genommen hatte – er nahm kaum oder gar nicht wahr, wer ihm was reichte. Einige – so wie mich – sah er wahrscheinlich nicht mal. Das Mädel vor mir bat um ein Foto, er meinte etwas wie "keine Zeit", fügt noch eine Entschuldigung an und blickt dabei zu ihr auf …

… und einen Wimpernschlag lang hielt die Welt den Atem an. Es war Rauch in seinen Augen, und Samt. Und ein winziger Schmerz, eine Bitte um Verzeihen und Verstehen. So kurz, als sei es nicht wahr. Wie ein Blick von Avalon herüber. Eher eine Ahnung und trotzdem wirklichkeitsfüllend real …

… und er sah wieder auf die CDs und Zettel und schrieb und schrieb und schrieb. Er ging wirklich zu jedem, wahrscheinlich brauchte er von allen Stars am längsten, um die paar Meter Roter Teppich zu absolvieren. Ab und an konnte man ihn dabei auf der Großbildleinwand beobachten, und jemand sagte "Jetzt beißt er sich wieder so auf die Lippe – wer weiß, was die ihm schon wieder gesagt haben." Ja, wer weiß. Vielleicht "Ich find dich süß, Thomas." oder so.

Ich weiß nicht, wie lange er brauchte, bis er pflichtbewusst alles signiert hatte, was man ihm hinhielt. Aber das da – dieses Affentheater – ist nicht seine Welt. Er wirkte trotz aller Gelassenheit, die er scheinbar ausstrahlte, als gehöre er nicht dahin. Gebt dem Mann lieber ein Mikro in die Hand und eine Bühne unter die Füße …


(geschrieben am 25. Juni 2008)
 

jon

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Thomas in Leipzig? Nichts wie hin! Eigentlich wollte ich mich ja ins Rathaus „schmuggeln (lassen)“, ich war auch schon drin, aber die „Ereignisräume“ waren noch besser abgeschirmt als in den Jahren davor (wegen Clinton, wie ich inzwischen weiß). Also trollte ich mich an den Roten Teppich, briet mit den anderen so in der Sonne vor mich hin und schrie und klatschte ein bisschen mit, wenn der Moderator/Animateur uns dazu aufforderte.

Als Tom dann endlich eintrudelte, hörten wir es – das Kreischen am Teppich-Anfang brandete auf. Als nächstes kam seine Band bei uns vorbei, ließ sich aber nicht heranlocken. Wahrscheinlich mussten die Jungs sich drin noch um die Technik kümmern. „Da isser, siehste?“, zeigte mir meine Nachbarin, „da drüben.“ In einem weißen, bedruckten Shirt und Jeans – vermutlich das Bühnenoutfit, dachte ich, denn das war doch ein groooooßer Unterschied zur „großen Robe“ all der anderen Gäste. Und: Er war doch noch etwas kleiner, als ich erwartet hatte.

Er nahm sich Zeit und schrieb Autogramme. Und schrieb. Und schrieb. Seitenwechsel zur nächsten Fan-Gruppe und wieder schreiben. Schreiben, schreiben, schreiben … Er sah kaum auf, es war wenig mehr als ein Orientierungsblick, ob noch jemand was signiert haben wollte. Weiter zu den nächsten, rasch ein Foto … Nein „rasch“ passt nicht, er wirkte überhaupt nicht hektisch, eher so wie „in der Ruhe liegt die Kraft“. Aber Zeit für Plaudereien war offenbar nicht. Und er war wohl auch nicht „so drauf“.

Endlich war er bei unserer Gruppe und ich dachte nochmal, dass ich ihn doch größer geschätzt hätte – die Zahl zu wissen, ist ja eins, der Eindruck etwas anderes. Und dann dachte ich, dass er viel drahtiger ist, als ich erwartet hatte. Und unspektakulärer. Jemand neben mir sagte „Isser nicht süß?“ Ich verkniff mir ein „Ansichtssache“ und stellte fest, dass er sogar viel unspekatuklärer wirkte, als ich erwartet hatte.

Dann stand er vor mir. Schreibend, schreibend, schreibend – weitgehend wortlos. Als ich ihm die CD reichte, nahm er sie nur, unterschrieb, reichte sie der Hand zurück, aus der er sie genommen hatte – er nahm kaum oder gar nicht wahr, wer ihm was reichte. Einige – so wie mich – sah er wahrscheinlich nicht mal. Das Mädel vor mir bat um ein Foto, er meinte etwas wie „keine Zeit“, fügt noch eine Entschuldigung an und blickt dabei zu ihr auf …

… und einen Wimpernschlag lang hielt die Welt den Atem an. Es war Rauch in seinen Augen, und Samt. Und ein winziger Schmerz, eine Bitte um Verzeihen und Verstehen. So kurz, als sei es nicht wahr. Wie ein Blick von Avalon herüber. Eher eine Ahnung und trotzdem wirklichkeitsfüllend real …

… und er sah wieder auf die CDs und Zettel und schrieb und schrieb und schrieb. Er ging wirklich zu jedem, wahrscheinlich brauchte er von allen Stars am längsten, um die paar Meter Roter Teppich zu absolvieren. Ab und an konnte man ihn dabei auf der Großbildleinwand beobachten, und jemand sagte „Jetzt beißt er sich wieder so auf die Lippe – wer weiß, was die ihm schon wieder gesagt haben.“ Ja, wer weiß. Vielleicht „Ich find dich süß, Thomas.“ oder so.

Ich weiß nicht, wie lange er brauchte, bis er pflichtbewusst alles signiert hatte, was man ihm hinhielt. Aber das da – dieses Affentheater – ist nicht seine Welt. Er wirkte trotz aller Gelassenheit, die er scheinbar ausstrahlte, als gehöre er nicht dahin. Gebt dem Mann lieber ein Mikro in die Hand und eine Bühne unter die Füße …


(geschrieben am 25. Juni 2008)
 



 
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