Unter Eichen

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In der älteren Literatur treten solche Metaphern, wie "Erdnüsse des Nordens" oft auf. Sie werden "Kenning" genannt, wobei sie für das Benannte stehen, ohne dass es selbst erwähnt wird.
Sie treten in verschiedenen Bereichen auf und sind typisch für isländische Gedichte, aber auch eben für ältere Werke in mehreren germanischen Sprachen, zum Beispiel Altenglisch bzw. Angelsächsisch.

Die Form der Gedichte selbst war früher oft in Langversen mit Stabreim organisiert.
 
Hallo, Bernd!

Vielen Dank für deine hilfeichen Erläuterungen zur Kenning!

Im angelsächsischen Werk "Beowulf" zum Beispiel werden, wie ich mich jetzt dunkel erinnere, auch viele Kenningar verwendet."Beowulf" selbst ist eine Kenning für "Bär": der "Bienenwolf".

War mir, ehrlich gesagt, gar nicht bewusst, ein vergleichbares metaphorisches Stilmittel verwendet zu haben. Aber nun kann ich den vorliegen Text (für mich) klarer definieren als einen Dreizeiler mit einer Kenning.

Gruß,
Artbeck
 

revilo

Mitglied
Ich frage mich allen Ernstes nach dem Sinn dieses Textes:

eine Bache frisst Eicheln...so weit so gut... und dann werden die Eicheln als "Erdnüsse des Nordens" bezeichnet...letztlich also nur eine Wiederholung mit anderen Worten...

Was soll das also ? Was ist daran lyrisch?

ein Affe frisst schmatzend
eine Banane: Chiquita im Zoo

ist doch letztlich nix anderes.....


Lg revilo
 
...Nur für die Keiler gibt’s am Abend Trüffeln,
damit sie morgens nicht nach Maggi müffeln...

Hallo, revilo!

Was an meinem Text lyrisch ist, darüber möchte ich selber gar nicht urteilen und ihn schon gar nicht bierernst verteidigen.

Vermutlich liegt die Wahrheit in der Mitte: Als kleiner Junge liebte ich es, Wildschweine in einem großen Wildgehege beim Fressen und Suhlen zu beobachten. Die Gerüche, Geräusche und Bilder habe ich in lebhafter Erinnerung, auch die damit verbundene Lebensfreude und Genügsamkeit, mit der sie Eicheln (so, wie wir Erdnüsse) verdrückten...

Dass das aber ein "Stoff" ist, der nicht alle in den Bann zieht und der nerdig wirken mag, kann ich gut nachvollziehen.

Was deinen Affen-Text betrifft,so hätte er durchaus Potential. Es fehlen nur ein paar Stilmittel wie Lautmalerei, Alliterationen, Gleichklänge, Metaphern ...

Danke fürs Lesen und "Erden"!

Gruß,
Artbeck
 

kad sgard

Mitglied
trotzdem hast du recht revilo ... es ist eine doppelung und erklärung.
da nützt selbst die erinnerung nix!



lg

kad
 
T

Trainee

Gast
Ich halte das für ein gutes Haiku. Sogar für ein sehr gutes.
Die ersten Eicheln werden ja rein optisch den Erdnüssen gleichgestellt - erst durch das Enjambement löst sich die kurze Irritation. Du überraschst also, amüsierst ein wenig und bringst durch das krachende Kauen sinnlich Erfahrbares in diesen Kürzling. Mehr erwarte ich von 17 Silben nicht.

Krachend zerkaut die Bache
erste Eicheln: Erdnüsse
des Nordens
Gruß
Trainee
 
Guten Abend, Trainee!

Über die fundierte Schilderung deiner Lesebetrachtung freue ich mich sehr - auf solch eine positive Rückmeldung habe ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt!

Vielen Dank dafür und für deine Bewertung!

Mit gut gelauntem Gruß,

Artbeck
 
T

Trainee

Gast
... auf solch eine positive Rückmeldung habe ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt!
Das verstehe ich gut, Artbeck.
Alle Gedichte jenseits des Mainstreams haben es derzeit nicht leicht. Man muss halt darauf schauen, was sich wofür und für wen eignet ... In dieser Hinsicht lerne ich auch jeden Tag dazu. ;)

Herzliche Grüße
Trainee
 



 
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