Unter der Larve

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Unter der Larve

Als er den Raum betritt, ein weitgeöffnetes Atrium mit einer zweiläufigen Treppe im barocken Stil, die von beiden Seiten hinaufführt zu der Tür, wohinter der Ballsaal liegt, schaut er zur Decke hinauf. Dort sieht er sich selbst, wie er zu sich hinabblickt, mit einer Larve im Gesicht. Wir schreiben das Jahr 1849. Juli. Und der Ort ist Venedig. Auf dem Kai vor dem palastartigen Gebäude sind Fackeln aufgestellt, und Gondolieri bringen singend immer neue Gäste über die Wasserkanäle der Stadt. Männer mit dunklen Anzügen und Frauen in rauschenden Kleidern, rosa, grün, violett und schwarz sind die dominierenden Farben. Und alle tragen sie Masken. Die Männer steigen aus, reichen ihren Begleiterinnen die Hand und werfen dem Gondoliere ein Trinkgeld zu. Tauben fliegen durch den warmen italienischen Abend.

Der Held unserer Geschichte kann es im Atrium des Palazzos stehend, dessen Architekten er nicht kennt, nicht unterlassen den weißen Handschuh, den er trägt, im Verborgenen ein wenig hinaufzuziehen. Darunter erblickt er seine Flechten, die von der Pest herrühren, und seinen Unterarm überziehen. Schnell streift er den weißen Handschuh wieder darüber. Der Doktor hatte ihm noch ein halbes Jahr gegeben, und das war vor etwa einem halben Jahr. Und er, unser Held, hofft nur, dass er nicht würde Blut spucken müssen während des Balles.

Er ist gekommen hauptsächlich wegen des Tanzes, dem heimlichen, wunderbaren Spiel, eine Tänzerin zu finden und sie wieder abzugeben. Nicht am Gesicht der Frau oder ihren Worten, sondern an ihrer Art zu tanzen ihren Charakter zu lesen und für die wenigen Momente, die er mit ihr den Tanz teilt, zu genießen. Noch bis vor einigen Monaten ist er kein großer Tänzer gewesen. Aber was war er stattdessen, fragt er sich jetzt, da ihm eine Larve entgegen kommt und ihm gesellig zunickt.

In seiner Wohnung lagen während der letzten Jahre über die Nächte hinweg philosophische Werke geöffnet. Viel Deutsches in italienischer Übersetzung war darunter. Vor allem Hegel. Das Eintauchen in seine dialektische Welt, scheint ihm jetzt, war seine einzige Art zu tanzen. Er hatte Hegels Ästhetik ganz gelesen, die Logik immer wieder begonnen, ohne mit ihr auf einen grünen Zweig zu kommen. Wohl aber ahnte er, dass darin verborgene Schätze und Leben wie in Schattenfiguren lagen, wenn es einem Leser nur gelänge den Körper zu diesen Schatten zu finden. Woher aber kam das Licht? Aus welcher Richtung? Derlei hatte er sich oft gefragt, ohne sich zu einer eindeutigen Antwort durchringen zu können.

Auch mit seinen republikanischen Freunden, für die er in einer Zeitung Texte und Essays schrieb. Sie hatten sich oft an verborgenen Plätzen getroffen. Hatten über Napoleon gesprochen, über die Freiheit Venedigs und den großen Feind Österreich. Sie wussten, was im Norden Europas vor sich ging, und sie kannten alle Revolutionsliteratur. Sie lernten auf dem Klavier Stücke von Beethoven, sprachen ohne zu Lachen und Witze zu machen über Frauen. Die Bibel verachteten sie nicht, wohl aber die katholische Kirche. Vornehme, fortschrittliche Menschen hatten sie sein wollen.

Er hätte Lust gehabt auf eine der hundertfach gesehenen Variationen der gewöhnlichen weiße Maske zu verzichten, deren Fortschritt nur darin bestand, dass die Nase länger wurde, wovon sich Männer vielleicht einredeten, dass diese Verlängerung der Nase einen tieferen Eindruck auf Frauen machte; vielleicht war es auch so. Er wollte eigentlich in der kohlrabenschwarzen Tracht eines englischen Arbeiters erscheinen, einer, der nach Kohle gräbt und vom hellen Tageslicht kaum etwas zu sehen bekommt. Erfüllt vom Impuls dieser ironischen Idee schminkte er sich auch schon das Gesicht mit schwarzer Tusche, lieh sich bei einem Bekannten dessen Arbeitskleidung und war vor dem Spiegel zufrieden mit dem Kostüm, welches jeglichen Normen des Balles von Grund auf widersprechen würde. Wohl aber würde man ihn erst gar nicht einlassen, und je näher die Stunde des Aufbruchs kam, desto mehr schwand ihm der Mut und die Stimmung, dieses Kostüm anzubehalten. Er wusch sich sein Gesicht wieder sauber. Dann aber wurde ihm bewusst, dass man das Schwarz unter der Maske nicht sehen konnte, trug es wieder auf, legte jedoch den Arbeiterkittel zur Seite und schlüpfte in seinen Anzug. Aus dem Schrank nahm er die gewohnte Maske und setzte sie auf.

So verkleidet stand er wiederum eine Weile vor dem Spiegel. Er sah zunächst sein Ebenbild nur auf Augenhöhe, darin also nur seine Maske und den Torso, und er stellte sich dazu seinen ursprünglich ästhetischen und von der Krankheit kaum mitgenommenen Körper vor. Diesen wollte er nun auch sehen, seine ganze Gestalt. Er ging hinaus aus dem Badezimmer in den Flur und stellte sich vor den Spiegel. Er posierte, und er erschrak beinahe als er im Spiegel hinter sich seinen Diener sah. Dieser teilte ihm mit, dass die Gondel zur Überfahrt bereit stehe, und unser Held bedankte sich verlegen.

Zu dem Ball hatte ihn ein alter Gouverneur eingeladen, der in seinen Jahren im Dienst der Österreicher stand. Der Gouverneur hatte von der Krankheit unseres Helden gehört, und von seinem voraussehbar baldigen Ableben. Weil er ihn als Mensch, obgleich auf Seiten der Revolutionäre stehend, sofort mochte, als er ihm in dessen jungen Jahren einmal begegneten, teilte er seiner Gattin mit, dass er ihn gerne zum Ball einladen würde. Diese verzog ein wenig ihr gepudertes Gesicht zu einem unangenehmen Anblick, den der alte Gouverneur wohl kannte, und um seine Gattin zu beruhigen, sagte er in witzigem Ton: „Man erkennt ihn ja nicht. Wir alle werden ja Masken tragen, mein Schatz.“

Ehe unser Held sich seinen Geldbeutel nahm und mit diesem auf die Straße zu seiner Gondel trat, schaute er sich seine Larve noch eine Weile im Spiegel an. Er mochte die Form. Er hatte sie seltsamerweise schon früher gemocht. Aber er wusste auch, dass so gut wie jedermann sich gerne mit dieser Maske im Spiegel anschaute. Es schien ihm, als lasse ihn die Maske mächtiger erscheinen. Auf den ersten Anlässen als er die damals noch neue Larve getragen hatte, konnte er nicht glauben, dass niemand ihn erkannte. Andere Masken klopften ihm dann auf die Schulter und sagten: „Warum so steif, mein maskierter Freund?“ Es hatte bei ihm einige Jahre gedauert, bis er sich unter der Larve auf Anlässen sozusagen wohl gefühlt hatte. Es war zu einer Szene mit einer Frau gekommen, da er spürte, er war nicht erkannt, nicht als er selbst, und da begann es auch bei ihm, dass er auf Maskenbällen eloquent war und konversieren konnte, und es gefiel.

Es gab gewisse Regeln, mit welchen Menschen, bzw. mit welchem Stand man in welcher Form zu reden hatte. Unser Held liebte die Literatur von Victor Hugo, und er dachte an Victor Hugo, als er seinem Diener einen freundschaftlich anmutenden Klaps auf die Schulter gab, als er sein Haus verließ. Kaum war er durch die Tür gegangen, drehte er sich jedoch um, und entschuldigte sich beim erstaunten Diener. Ein ähnlicher Fauxpas war ihm passiert, als er darauf den Gondoliere unterwegs nach dessen Familie befragte. Die Revolution musste wohl kommen, auch hier in Venedig musste sie sich vollends durchsetzen; aber noch schien es nicht so weit. Und er schämte sich bereits seiner Frage, noch bevor der Gondolieri erst zurückhaltend, dann immer berauschter von seiner Familie und seinem Leid berichtete. Jetzt gelang es unserem Helden auch nicht mehr diesen Redefluss zu unterbrechen. Weil eine Umkehr ihm nun unmöglich erschien, nahm er das Schnapsfläschchen, welches der Gondoliere aus seiner Tasche zog, zunächst an. Unser Held schaute aber während der Übergabe ins Wasser, und irgendetwas ließ ihn dann doch noch ablehnen, was der Gondolieri etwas enttäuscht zur Kenntnis nahm. Er nahm selbst einen Schluck und ließ das Fläschchen dann wieder in seiner Tasche verschwinden.

Als sie angekommen waren, erinnerte sich unser Held natürlich daran, dass der Gondolieri ein Trinkgeld von ihm erwartete. Zwar dachte der Aussteigende einen Moment an jene „zweite Natur“ des Menschen, von der er bei Rousseau gelesen hatte, und daran dass die Erwartungen des Gondoliere nur darum da waren, weil sie eben schon immer da waren; aber auch er warf dem Bootsmann ein paar Münzen zu, gab ihm aber noch ein „Werfen sie ihren Schnaps über Bord. Dann grüßen Sie mir ihre Frau. Unbekannterweise oder wie sie wollen.“, hinterher.

Das 19. Jahrhundert, dachte unser totkranker Held, als er auf dem Kai angekommen war, und seinen Blick in die aufgestellten Fackeln hielt, war ein ungeheures. Was aus all dem werden konnte, wusste er nicht, aber er ahnte jetzt, dass in jeglicher Hinsicht die Industrie in England der hegelschen Philosophie des absoluten Begriffs vorangegangen sein musste. Das 19. Jahrhundert hatte angefangen mit Napoleon, ging weiter mit der Restauration, blieb so wie jetzt in Maskenbällen stehen und würde auch ein Ende nehmen, welches weder er, noch Kinder von ihm erleben würden, weil er keine Kinder hatte, und er an der Pest sterben würde, ehe es ihm lieb war. Er fühlte sich, unverrichteter Dinge von der Schaubühne des Lebens abtreten zu müssen.

Aber was hat ihn denn er selbst zu interessieren! Die Mechanisierung schreitet tollkühn voran, während sich die Verkleiderei in einem ähnlichen Maße ausbreitet. Jeder genießt den Dienst einer Dampfmaschine, wer aber dankt es dem James Watt, indem er seiner gedachte? Die Deutschen hatten mit den Franzosen den Begriff des „Genies“ entwickelt, und dieser ist wie ein Mauer geworden, die das gewöhnliche Volk gerne zwischen sich und den Entwicklern, Konstrukteuren, Erfindern ihrer alltäglichen Wirklichkeit stellt.

Als er durch das Portal des Palazzos schreitet, scheint ihm das alles irreal. Er hat vor ein paar Wochen zum ersten Mal eine Daguerreotypie gesehen. Das ist eine Methode die Wirklichkeit auf einem Bild wieder zu geben, ohne Pinsel und Farbe. Das ist unerhört gewesen. Dieses Portal samt seines Portiers lässt sich beispielsweise durch diesen teils mechanischen teils chemischen Prozess auf einem Bild festhalten. Es muss keinen Maler mehr geben, der sich in eine Szenerie versenkt, um sie wiederzugeben. Diese Technik scheint den Geist zu ersetzen. Jedermann, der das Gerät bedienen kann, ist befähigt das Bild erzeugen. Dieses geht im Innern unseres Helden vor, als er nun durch das Portal schreitet und den Pförtner grüßt als sei es die letzte Möglichkeit einer Begegnung, wobei dieser den Gruß erwidert, wie er wohl jedermann gegrüßt hätte. Welche Daguerreotypie könnte nun darstellen, was in dieser Szene vor sich geht? Und welche Sorte von Menschen kann solche oberflächlichen Bilder nur wollen, fragt er sich.

Über dem Portal erblickt unser Held ein Wappen, welches auch die Brust des Portiers ziert. Auch auf seiner Einladung, die er diesem vorgezeigt hatte, war dieses Symbol. Es war eine Taube über einem Pflug. Er sieht im Atrium auch Skulpturen. Es sind viele verschiedene und alle bedeuten etwas. Dass alles etwas bedeutet, weiß er; nur weiß er nicht, was alles bedeutet. Gibt es da Beziehungen zwischen den unendlichen verschiedenen Formen, die er bis zu seinem Tod nicht verstehen würde? Er denkt an die gotische Kirche, die er auf einer Reise durch Frankreich in Straßburg gesehen hat. Als er die Kirche betreten hatte, trug er keine Bibel unter dem Arm, sondern ein Buch von Goethe.

Wie er da im Atrium steht, den Blick gegen den Spiegel der Decke gerichtet, fällt ihm neben seinem maskierten Gesicht auch die Kette auf, die er um den Hals trägt, und von irgendeinem Licht beschienen, blinkt. Die Kette ist ein Erbstück seines Vaters und zeigt einen Adler. Er senkt seinen Blick wieder und sieht in die Tiefe des Atriums. Er nimmt die Kette ab, bückt sich und will sich umdrehen, um sie dem Portier zu geben oder dem Gondolieri. Doch nachdem er sich die Nutzlosigkeit dieses Unternehmens bewusst gemacht hat, beugt er sich nieder und legt die Kette auf den Boden. Da bemerkt er, dass er auf einem kreisrunden Mosaik steht. Und er legt den Schmuck seines Vaters, den Adler, der in Kirchen die Heilige Schrift trägt, auf das Mosaik. Weiß Gott, ob der Architekt des Palazzos mit so etwas gerechnet hat, oder die jetzt anwesenden Menschen.

Er fühlt sich allein durch diesen Akt unendlich befreit. Er weiß, dass unter seinem Handschuh die Pest weiter in sein Inneres hinein wütet. Diese Tat erinnert ihn an Goethes Ballade „Der Sänger“, und er fühlt jetzt eine Leichtigkeit, wie er sie bei der Lektüre nie empfunden hat. Und da erscheint plötzlich vor ihm eine Taube. Sie sitzt auf dem Geländer der rechten Treppe. Wo sie herkommt, weiß er nicht; eine weiße Taube. Sie schaut mit für Tauben ungewöhnlich langsamen Kopfbewegungen im Raum umher; nicht so, als sucht sie etwas, sondern bloß als stille Beobachterin. Die Taube blickt jedoch nie in seine Richtung. Dann gleitet der Handschuh einer weiblichen Maskierten durch die Taube hindurch. Er glaubt, nicht recht zu sehen. Doch einen Augenblick später ist die Taube verschwunden.

Unser Held weiß, dass er die Beobachtung mit niemand würde teilen können, weil diese Beobachtung seinem Virus entsprungen sein musste, der wohl in der Zwischenzeit in seinem Hirn Folgen gezeitigt hatte. Es war eine Halluzination, eine Phantasie, oder wie man das nennen soll. Mit diesem Bild der Taube ist er allein. Ein Arzt hätte ihn nicht mehr aus dem Hospital entlassen, wenn er ihm das mitgeteilt hätte. Und obwohl er das weiß, fühlt er sich jetzt wie in einem Kokon. Seines Todes gewiss, seines zerfressenen Gehirns gewiss, und ebenso seiner Sichtung im Raum gewiss, krempelt er sich den Kragen seines Kostüms zurecht und schreitet feierlich die Treppenstufen empor.

Vor der Tür des Tanzsaals sieht er Tränen auf dem Holz der Tür. Vielleicht sind es gar keine Tränen, aber er denkt doch bei der wahrgenommenen Träne an das Wasser. Denkt an das Leid des Menschen, an sein eigenes Leid, und daran wie das Wasser in Form von salzigen Tränen aus den Augen der Mensch fließt, als gäbe es von salzigem Wasser nicht genug in den Weltmeeren. Auch durch sein Auge fließt eine Träne als ihm die Tür geöffnet wird und er in den Ballsaal schreitet. Aufgrund der Tränen, die ihm über seine maskierte Wangen laufen, kann er den Portier nur verschwommen wahrnehmen. Doch auch dieser, so scheint es ihm, hat ihn gegrüßt, wie man jedermann grüßen würde.

Unter all den sich bewegenden Menschen sieht er natürlich keine Gesichter, sondern nur Larven. Er sieht ihre Bewegungen und muss jetzt an eine Raupe denken, die sich in die Höhe zusammenzieht, wie eine Lunge beim Ausatmen, um sich daraufhin wieder auseinanderzuziehen. Er sieht dort Menschen aufeinander zugehen. Sieht behandschuhte Hände von Frauen, die erwartungsvoll die Hände maskierter Männer ergreifen. Er erkennt an den Frauen, wie sie sich aufgrund des Händedrucks oder der ersten Bewegungen des Mannes auf einen Tanz einlassen oder nicht. Er sieht Tapeten, sieht Möbel, sieht das Gold, welches um die Exkremente der Anwesenden gelegt ist, und da plötzlich ergreift ihn eine Hand, die eine weibliche war.

Verweilen wir etwas länger in diesem Augenblick, da unser Held von einer weiblichen Larve an der Hand ergriffen wird. Von aller möglichen Zerstreuung abgelenkt, die anfängt bei seiner Pestkrankheit, die sich schließlich über viele andere Eindrücke im Raum legt und diesen umspannt, ist ihm diese Hand ein echtes Gefühl. Er hätte am liebsten seinen Handschuh ausgezogen und die Haut der Frau gespürt. Das war aber natürlich unmöglich. Er fühlt dennoch die Hand. Und er will dieser Hand und dem Larven-Mädchen folgen. Dieses Mädchen aber deren Griff er unendlich genießt, führt ihn nicht weiter hinein in die Menge der Maskierten. Sie führt ihn vorbei an Larven, die alkoholische Getränke anbieten zurück zu jener Tür, durch die er eben erst gekommen ist. Sie steigen gemeinsam die Treppen hinunter und verlassen das Palazzo, treten in die warme Abendluft.

Als er wieder auf dem Kai steht, zeigt sie ihm eine Richtung, und er versucht ihrem Finger zu folgen, was ihm jedoch nicht gelingt. Er fühlt seine Beine unendlich schwer werden. Er sieht noch wie sein Handschuh ins Wasser fällt, weiß aber nicht, ob er ihn sich ausgezogen hat, oder ob sie es gewesen ist. Seine verpestete Hand ist nun von der Abendluft umgeben. Jetzt erst fragt er sich, ob die weibliche Gestalt, die ihn hinausgeführt hat, überhaupt da ist, oder eine Illusion wie die Taube zuvor. Er sieht hinauf in die Sterne und sehnt sich danach ein Schmetterling zu sein, der wie die Äste eines Baumes dem Wehen des Windes ausgeliefert ist. Dann zerbricht er. Er will einen Körper umarmen, sinkt jedoch nieder, spürt dann noch einen Schmerz wie seine Knie den Boden berühren, dann verliert er das Bewusstsein.

Ein Gondoliere, der eben an der Kaimauer anlegt, kann aus seiner Perspektive den Leib am Boden nicht sehen. Der Portier sieht sehr wohl – und er ahnte es bereits als unser Held das Palazzo verließ – dass er gestürzt ist. Er eilt hinzu, hebt ihn auf, überreicht ihm den Gondoliere und sagt: „Ins Hospital!“ Er wirft ihm ein Geld zu. Der Gondoliere ist zunächst überrascht, nimmt den ungewöhnlichen Gast in seine Gondel auf und fährt rasch los. Unterwegs hält er einen Augenblick inne, fühlt den Puls des Zerrissenen und fühlt keine Bewegung mehr. Ein Schmetterling fliegt durch die Luft. Der Gondolieri lässt vom Rudern ab und verfolgt seinen Flug.
 



 
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