Unterwegs

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

nachtfalter

Mitglied
Ein vermutlich älterer Mann von breiter Gestalt sitzt, wie für Männer üblich mit weit auseinandergespreizten Beinen, die Zeitung von kleinem Format, ebenfalls üblich, vor seinem Gesicht mit beiden Händen haltend. Platz für zwei beanspruchend sitzt er da und macht keinerlei Anstalten, seine Sitzhaltung zu verändern oder wenigstens eine Andeutung zu vollführen, daraus zu schließen wäre, dass er es tun würde, wenn sonst kein anderer Sitzplatz frei wäre. Warum soll es ihn auch kümmern?
Ich neheme eine Sitzreihe davor Platz, viel zu nahe, wie ich gleich bemerke.
Wenn die LEUTE DIE MÖGLICHKEIT HABEN; NEHMEN SIE ALLEINE PLATZ IN DER fAHRTRICHTUNG auf dem inneren Sitz, so daß sich womöglich niemand dazu setzt.
Wenn es hart auf hart geht, wie man so sagt, und geht es nicht immer hart auf hart, in dem mit schwitzenden, hektischen gefüllten Menschenleibern und deren Augen, die hauptsächlich begehrlich auf die zur Schau gestellten Angebote, Sonderangebote blicken und nicht so sehr auf das andere, nicht so sehr auf das, was vor ihnen liegt in diesen vollen Hauptstraßen der Stadt, meistens.
Der Besitz einer gültigen Fahrkarte berechtigt nicht automatisch zum Sitzen.
Es geht meistens hart auf hart, ich mußte immer weichen, ausweichen, auch weil ich klein bin und einen Umweg um mein sich Näherndes Gegenüber gehen, die PERSON UMRUNDEN: da KOMMT WAS ZUSAMMEN: DERLEI BEMERKT MAN ERST MIT ZUNEHMENDEM ALTER.

An der nächsten Haltestelle stht eine Ansammlung von Kindern, die gewartet haben, bis die Straßenbahn kommt. Einige scharren ungeduldig mit den Schuhen, haben die Köpfe nach rückwärts gedreht in die Richtung, aus welcher das Einfahren der Straßenbahn zu erwarten ist. Heute haben die meisten Blumenstäuße in der Hand, die ihnen die Mütter mitgegeben haben und welche sie dann, nach der Zeugnisverteilung der Lehrerin so, schüchtern wie sie manchmal noch sind, überreichen werden. Sie haben das ganze Leben vor sich, sagt man und meistens ist es auch so. Was sie erwarten wird, wenn man sie losläßt, loslassen wird müssen?

Kaum ein Tag vergeht, daß nicht ein Politiker im Fernsehen das Wort Arbeitsplatz, Arbeitsplatzbeschaffung in den Mund nimmt. Und die dawzischen geschalteten Anzeigen erwecken Gefühle, scheinbare Sehnsucht nach Dingen, Dinge und wieder nichts als Dinge, die gekauft werden sollen, auch wenn wir gar nicht wussten, daß es sie gibt.

Am späteren Abend sieht man die Nachrichten. Immer noch Krieg in...
Aber da hat man die Kleinen schon zu Bett geschickt.

Sch.
 



 
Oben Unten